Noch etwa sechs Monate. Dann soll die Erschließung des Industrie- und Gewerbegebiets Bohnäcker beginnen, einer knapp neun Hektar großen Fläche vis-à-vis dem Schwenk-Werk am südlichen Ende Mergelstettens. So weit in Kurzform die Aussicht auf das greifbare Ende einer Entwicklung, die schon Jahrzehnte andauert und zeitweise die Gerichte beschäftigte.
Und so sieht die Langfassung aus: Bereits 1994 bekundete Schwenk sein Interesse, in den Bohnäckern Grund zu erwerben, um dort ein Werk für Fertigprodukte und Sonderbindemittel zu errichten. Allerdings wollten die Eigentümer der landwirtschaftlich genutzten Flächen diese nicht zum aufgerufenen Preis verkaufen. Eine von der Stadt auf den Weg gebrachte Entwicklungsmaßnahme, die eine Enteignung ermöglicht hätte, erklärte der Verwaltungsgerichtshof Mannheim 1997 für nichtig.
Bohnäcker vorübergehend als Standort eines Freizeitbades im Gespräch
Später verabschiedete sich Schwenk von seinen Plänen und es wurden andere Überlegungen laut. So brachte der damalige Oberbürgermeister Bernhard Ilg 2010 die Idee ins Spiel, Waldbad und Aquarena mittelfristig durch ein Erlebnisbad in den Bohnäckern zu ersetzen. Auch daraus wurde bekanntermaßen nichts.
Dass die Verwaltung zuversichtlich ist, in etwa sechs Monaten mit der Erschließung des rund neun Hektar großen, für die Bebauung verfügbaren Gebiets – 7,4 Hektar sind für Industrie, 1,3 Hektar für Gewerbe vorgesehen – beginnen zu können, ist das Resultat eines schon seit Längerem praktizierten Vorgehens: Die Stadt erwirbt regelmäßig kleinere Grundstücke, indem sie den bisherigen Eigentümern andernorts vergleichbare Flächen anbietet.
Das nach dem Baugesetzbuch vorgesehene Instrument des gesetzlichen Umlegungsverfahrens hingegen „wird aktuell von uns nicht angestoßen“, so Rathaussprecher Stefan Bentele auf Anfrage, „weil wir mit den Eigentümerinnen und Eigentümern der Flächen stets einvernehmliche Lösungen suchen müssen, etwa über Flächentausch“.
70 Prozent der Flächen gehören der Stadt
Momentan gehören Bentele zufolge etwa 70 Prozent der von der künftigen Erschließungsstraße umgebenen Flächen der Stadt. Für den Rest stehe die Stadt in weit fortgeschrittenen Gesprächen, „und wir gehen davon aus, dass wir in den nächsten Monaten immer wieder einen Grundstückstausch vollziehen“. Auch falls nicht alle Eigentümer zu diesem Schritt bereit sind, soll die Erschließung erfolgen. „Mögliche Interessenten müssen sich dann mit den jeweiligen Eigentümern einigen“, erläutert Bentele. Absehbar ist jetzt schon, dass das für eine Teilfläche am nördlichen Rand des Plangebiets gilt.
Kommt ein Supermarkt nach Mergelstetten?
Einkaufsmöglichkeiten sind in Mergelstetten rar gesät, seit es an der Schmittenstraße und an der Carl-Schwenk-Straße keine größeren Märkte mehr gibt. Seit Längerem schon macht sich deshalb unter anderem der Verein der Selbstständigen in Mergelstetten (Sim) für die Ansiedelung eines Vollsortimenters stark. Ein solcher zeigt jetzt nach Auskunft der Stadtverwaltung Interesse, allerdings scheitere die Umsetzung bislang an den Eigentumsverhältnissen der bevorzugten Fläche, die sich nicht in den Bohnäckern befinden soll. „Es gibt weiterhin Gespräche, aber noch keine Lösung“, verlautet dazu aus dem Rathaus.