Veraltete Technik

Wann es mit der Sanierung des Heidenheimer Waldbads losgehen könnte

Vor 71 Jahren wurde das Heidenheimer Waldbad eingeweiht. Längst hat es eine grundlegende Sanierung nötig. Jetzt ist ein möglicher Beginn der Arbeiten in Sicht.

Als das Heidenheimer Waldbad eingeweiht wurde, stellte der ADAC sein erstes Pannen-Soforthilfefahrzeug in Deutschland in Dienst, wählte die Bundesversammlung Theodor-Heuss erneut zum Bundespräsidenten und erhielt Ernest Hemingway den Literaturnobelpreis. 1954 war das, und während die „Gelben Engel“ heute mit modernen Automobilen unterwegs sind, das Staatsoberhaupt Frank-Walter Steinmeier heißt und mittlerweile mit Nelly Sachs, Heinrich Böll, Günter Grass und Herta Müller unter vielen anderen auch vier Deutsche höchste Weihen für ihr schriftstellerisches Schaffen erfuhren, hat die Freizeiteinrichtung in Heidenheims Westen die Jahrzehnte in großen Teilen unverändert überdauert.

Nicht erst jetzt, 71 Jahre nach der Inbetriebnahme besteht dringender Sanierungsbedarf. Etliche Komponenten der Technik sind noch original, „und wir hoffen jedes Jahr aufs Neue, dass wir den alten Heizkessel wieder zum Laufen bringen“. Sagt Stefan Bubeck, Leiter des Geschäftsbereichs Hochbau im Heidenheimer Rathaus, der über eine klare Vorstellung verfügt, welche Folgen ein weiterer Aufschub der schon lange als notwendig erachteten Arbeiten mit sich bringen könnte.

Bei der Eröffnung des Heidenheimer Waldbads im Juli 1954 drängten sich die geladenen Gäste am Beckenrand. In der ersten Saison wurden insgesamt 86.540 Besucher gezählt. Der bisherige Bestwert stammt aus dem Jahr 1992 mit 295.502 Badegästen. Archiv

Kurz und knapp fällt das Resümee seines Berichts aus, den er jetzt dem Technik- und Umweltausschuss des Gemeinderats präsentierte: „Ein Betrieb kann nur mit erheblichen Mühen aufrechterhalten und auf Dauer nicht gesichert werden.“ Im Detail zeigt sich eine Vielzahl von Problemen: Elektro-, Heizungs- und Schwimmbadtechnik entsprechen längst nicht mehr dem aktuellen Stand und funktionieren nicht mehr verlässlich. Es wird immer schwieriger, Ersatzteile zu bekommen. Und die Außenanlagen sind nicht durchgängig barrierefrei.

Die Haupttechnik befindet sich in dem Gebäude im Eingangsbereich. Somit erfolgt die Versorgung der Becken über lange Leitungen. Weil diese wie auch das Kinderbecken teilweise undicht sind, müssen kostspielige Wasserverluste in Kauf genommen werden. Die letzte punktuelle Sanierung liegt acht Jahre zurück.

Planung wird europaweit ausgeschrieben

Die Stadtverwaltung ließ sich nun von den Ausschussmitgliedern das weitere Vorgehen absegnen, das allerdings auch noch der Zustimmung des gesamten Gemeinderats bedarf: Mit Blick auf eine grundlegende Sanierung werden zunächst die dafür nötigen Planungen ausgeschrieben. Das muss zwingend europaweit geschehen, da bei einem geschätzten Investitionsvolumen von 10,5 Millionen Euro der voraussichtliche Aufwand für die Planungsleistungen (950.000 Euro) weit über der vorgegebenen Schwelle von 221.000 Euro liegt.

Bubeck sprach von einer „komplexen“ Planungsaufgabe, die als Gesamtpaket erledigt werden soll, da sie zusammenhängende Aspekte von der Schwimmbadtechnik über Heizung und Lüftung bis zur Statik und einem Energiekonzept beinhaltet. Die an dem Vergabeverfahren beteiligten Büros sind auch aufgefordert, konkrete Lösungsvorschläge für die Erweiterung des Schwimmbads zu erarbeiten. Dazu könnte beispielsweise ein separates Sprungbecken gehören.

Baubeschluss könnte 2026 gefasst werden

Eine fertige Planung ist für Oberbürgermeister Michael Salomo die Voraussetzung für alle nachfolgenden Überlegungen, „was wir in welchem Umfang mit Blick auf die Finanzsituation der Stadt umsetzen können“. Das jetzt angestoßene Verfahren soll in etwa acht Monaten abgeschlossen sein, einen Baubeschluss könnte der Gemeinderat demnach im Jahr 2026 fassen.

Die Zustimmung sämtlicher Stadträtinnen und Stadträte macht deutlich, dass trotz der in Rede stehenden Kosten niemand am Bestand des Waldbads rütteln will. Ralf Willuth (Freie Wähler) sprach von einer Freiwilligkeitsleistung, die gleichwohl eine kommunale Aufgabe darstelle. Aufgrund der Energiekosten sei der unveränderte Betrieb allerdings nicht mehr finanzierbar und zu verantworten. Es sei daher nötig, „in den sauren Apfel zu beißen und mit der Planung etwas ins Rollen zu bringen“.

Prof. Ulrich Schrade (Grüne) pflichtete Willuth inhaltlich bei: Das Waldbad sei keine Pflichtaufgabe, „aber es sollte angesichts unserer Ansprüche eine Pflichtaufgabe sein“. Zum einen sei es lebenswichtig, dort das Schwimmen lernen zu können, zum anderen stelle die Anlage einen Treffpunkt für die Jugend dar. „Das ist sozial betrachtet wichtig“, so Schrade, „und das auch noch zu erschwinglichen Preisen.“

Nicht vorstellbar erscheint es, wie von Uwe Gobbers (SPD) angeregt, einen privaten Betreiber für den Zuschussbetrieb Waldfreibad zu begeistern. „Es ist leider illusorisch, einen solchen zu finden, weil das Bad mit den jetzigen Rahmenbedingungen nicht kostendeckend ist“, sagte Willuth. Auch OB Salomo winkte ab: „Ich wäre natürlich sofort dabei. Aber mir ist kein städtisches Freibad mit einem privaten Betreiber bekannt. Wir sprechen da von ganz anderen Dimensionen.“

In der zum Vergleich herangezogenen Therme in Erding kostet der Eintritt pro Person regulär 34 Euro für vier Stunden. Im Waldbad schlägt die Tageskarte für einen Erwachsenen mit vier Euro zu Buche.

Keine Fördermittel aus Berlin

Die Generalsanierung des Waldbades sollte eigentlich schon längst im Gange sein. 2022 bewarb sich die Heidenheimer Stadtverwaltung darum, in ein Förderprogramm des Bundes mit dem Titel „Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur“ aufgenommen zu werden. Von den 476 Millionen Euro, die zur Verfügung standen, konnte das Heidenheimer Bad im Gegensatz zu 148 anderen Vorhaben allerdings nicht profitieren. Erfolglos blieb auch der Versuch, im zweiten Anlauf zum Zug zu kommen. In einer weiteren Tranche ging es ein Jahr später um 400 Millionen Euro, aber erneut saß das Waldbad auf dem Trockenen, während man sich andernorts über einen warmen Förderregen freuen konnte.