Darum schließen Apotheken im Landkreis Heidenheim am Mittwoch für drei Stunden
220 Artikel hat die Schnaitheimer Apothekerin Cornelie Rau der Liste der nicht und nur schwer lieferbaren Medikamente. „Dabei bin ich nur eine kleine Apotheke, bei großen sind es mehr als 1.000.“ Die Lage wurde seit dem letzten ganztägigen Streik im Juni nicht besser, sondern eher noch schlechter, so ihre Einschätzung. Auch die anderen Defizite habe Gesundheitsminister Karl Lauterbrach nicht angegangen. „Vielmehr hat er die Apothekerschaft mit jüngsten Unterstellungen aufgebracht, wird würden unsere Honorarforderungen auf dem Rücken der Patienten austragen und würden zusammen mit den Ärzten für eine Panikmache in der Bevölkerung sorgen. Die Lage sei nicht so schlimm.“
Cornelie Rau, Turnussprecherin beim Apothekennotdienst unserer Region, zeigt dafür kein Verständnis und weist auf das bundesweite Apothekensterben hin, das auch vor dem Landkreis Heidenheim keinen Halt mache. Die Zahl der Apotheken sei in den vergangenen Jahren gesunken gesunken. 220 Apotheken seien in Deutschland allein im ersten Halbjahr 2023 geschlossen worden. Die wirtschaftliche Lage werde noch schwieriger, fürchtet Rau und verweist auf die angekündigte Gebührenerhöhung vonseiten der Großhändler. „Unser finanzieller Spielraum wird immer enger.“
Diese Medikamente sind im Landkreis Heidenheim rar
Große Sorgen bereiten der Apothekerin die Lieferengpässe. Kunden müssten teils Wochen vorher bestellen, um an wichtige Medikamente zu kommen. Betroffen sind nach wie vor Antibiotikasäfte für Kinder, da auch die Tabletten für Erwachsene fehlten, könnten die Apotheken auch keinen Saft mehr herstellen. Weiter auf Raus Liste sind Cholesterinsenker, Blutdrucktabletten, Schilddrüsenmedikamente, Iberogast für Magen- und Darmbehandlung, Insuline für Diabetiker, Beta-Blocker, Magenschutz-Medikamente, Penizillin, bestimmte Beruhigungstabletten. Über Lauterbachs Rat, die Apotheken sollen diese Medikamente bevorraten, könne sie nur lachen. „Es ist ja gar nicht möglich.“
Auch in Heidenheim wartet man auf Antworten von Karl Lauterbach
Warum ausgerechnet am Mittwoch die Apotheken schließen, hat einen bestimmten Grund: An diesem Tag findet der Deutsche Apothekertag in Düsseldorf statt. Dort wird Lauterbach zwar nicht persönlich erscheinen, aber er wird live zugeschaltet. Damit die Apothekerinnen und Apotheker die Debatte verfolgen können, ist die Schließung für diese drei Stunden anberaumt. Nicht nur Rau erhofft sich dabei Antworten auf sechs Fragen, die die Abda, die Interessenvertretung der Apotheker, im Vorfeld an den Minister geschickt hat.
Die Apotheker wollen zum Beispiel wissen, warum sich Lauterbach weigert, die Honorierung der Apotheken an die wirtschaftliche Gesamtentwicklung anzupassen, obwohl sich die Regierungsparteien in ihrem Koalitionsvertrag die Stärkung der Apotheken vor Ort zum Ziel gesetzt haben. Eine weitere Frage ist, wie die Bundesregierung die Apotheken vor Ort dabei unterstützen will, die flächendeckende Arzneimittelversorgung in Zukunft sicherzustellen.
Notdienst für den Landkreis Heidenheim ist eingerichtet
Von den 31 Apotheken im Notdienstkreis der Region werden 20 Apotheken schließen, teilweise den kompletten Nachmittag. Eventuell schließen sich noch weitere Apotheken an, meint Cornelie Rau. Vielen, mit denen sie gesprochen habe, seien die drei Stunden nicht weit genug gegangen.
Die Apotheken weisen ihr Kundschaft schon jetzt mit Handzetteln auf den Streik hin und werden auch plakatieren. Notdienst hat die Heidenheimer Sonnenapotheke an der Bühlstraße.