Auf rund 6500 Quadratmeter wurde in der vergangenen Woche ein Gehölzstreifen entlang der Schlosshaustraße vor dem Klinikum gerodet. Dies ist notwendig, weil die Essinger Wohnbau das Gelände rund ums Klinikum gekauft hat, um dort neue Wohngebäude zu erstellen. „Der Boden wird aufbereitet und als Wall entlang der Schlosshaustraße aufgeschüttet“, erläutert Horst Enßlin, Geschäftsführer des Unternehmens. Dieser Streifen werde anschließend auch wieder begrünt. Zudem habe man in mehreren Maßnahmen im Stadtgebiet und im Landkreis Mischwald als Ausgleich für die gefällte Fläche aufgeforstet, berichtet Enßlin. Darüber hinaus sei eine Großbaum-Pflanzaktion im Wildpark Eichert geplant und es wurden im näheren Umfeld des Klinikums Fledermausquartiere geschaffen.
Bebauung erfolgt in Abschnitten
Die Bebauung des Klinikumfelds bezeichnet Enßlin als anspruchsvolles Projekt, das in der Umsetzung auch länger dauern werde als beispielsweise die Bebauung des Ploucquet-Areals, die auch von der Essinger Wohnbau realisiert wurde. Deshalb habe man die Abbrucharbeiten und Erschließungsmaßnahmen in Bauabschnitte gegliedert.
Dem Wohnungsbau-Unternehmen machen wie der ganzen Branche die derzeitigen Rahmenbedingungen zu schaffen: „Die Baukosten sind enorm gestiegen, parallel dazu aber auch die Zinsen“, so Enßlin. Für Eigennutzer sei der Neubau deshalb nicht mehr finanzierbar, Kapitalanleger hingegen hätten andere Möglichkeiten. „Das Grundproblem des Wohnraummangels wird dadurch nicht kleiner, sondern größer“, sagt der Geschäftsführer, der sich verlässliche Förderprogramme wünscht. Große Hoffnungen setzt er aufs Wachstumschancengesetz, das vom Bundestag zwar im November verabschiedet wurde, dem aber der Bundesrat bislang nicht zugestimmt hat. Die darin vorgesehenen Abschreibungsmöglichkeiten für Neubauten „würden einen deutlichen Impuls bringen“, ist sich Enßlin sicher. Generell geht er davon aus, dass sich die Situation für den Wohnungsmarkt ab 2025 verbessern werde.
Wie geht es mit der Bebauung weiter?
Auf dem Schlossberg wurde von der Essinger Wohnbau an der Zufahrt zum Klinikum bereits das erste Gebäude errichtet. Es wird die neue Dialyse-Station des Klinikums sowie Wohnapartments für Mitarbeitende beherbergen. Momentan läuft noch der Innenausbau, das Gebäude soll vor der Sommerpause in die Nutzung gehen. Wenn dies so weit ist, kann das direkt benachbarte alte Dialyse-Gebäude abgerissen werden.
Ebenfalls abgerissen werden wird das mehrstöckige Wohngebäude mit der Hausnummer 110, das sich an der südlichen Zufahrtsstraße zum Klinik-Wohngebiet befindet. An dieser Stelle entsteht dann der erste Wohnhof der Neubebauung, der laut Enßlin „Wohnen für Jung und Alt“ bieten soll. Im Auftrag der Stadt Heidenheim wird zunächst ein Gebäude mit sozial gefördertem Wohnraum entstehen, der Bauantrag dafür ist bereits gestellt. Mittlerweile liegt nach Auskunft der Stadtverwaltung auch die Förderzusage der L-Bank über 2,965 Millionen Euro vor. Die Investition, die die Stadt insgesamt für die 26 Wohnungen tätigt, beträgt 9,5 Millionen Euro.
Einen weiteren Bauantrag hat die Essinger Wohnbau für ein zweites Gebäude gestellt, in dem das Sportinternat sowie Büroräume für den 1. FC Heidenheim untergebracht werden sollen. Es ist südlich der Zufahrtsstraße geplant. Wohnungen in verschiedenen Größen für den freien Verkauf werde man im Lauf des Jahres parallel dazu entwickeln, sagt Horst Enßlin. Vormerkungen dafür nehme man auch bereits an. Speziell für Senioren will die Essinger Wohnbau einen zweiten Wohnhof im nördlichen Anschluss an den ersten erstellen.
Für die weitere Erschließung des Geländes mit Wohnbebauung parallel zum bereits bestehenden Wohngebiet muss eine weitere Waldfläche in Richtung Wildpark Eichert gefällt werden. Dies soll aber frühestens im kommenden Winter passieren, so Enßlin. Auch an der Hauptzufahrt zum Klinikum, der sogenannten Magistrale, könnte nach dem Abriss des alten Dialyse-Gebäudes ein weiterer Neubau für ein medizinisches Ausbildungszentrum entstehen. Darin könnte die generalistische Pflegeausbildung ihren Platz finden, die sich derzeit auf die Krankenpflegeschule auf dem Klinikgelände und die Berufsfachschule für Pflege an der Maria-von-Linden-Schule verteilt. Eine Entscheidung dazu ist aber noch nicht gefallen. Insgesamt sollen in dem neuen Wohnquartier rund ums Klinikum rund 350 Wohneinheiten für ungefähr 600 Menschen aller Generationen entstehen.
Das Holz gehört der Stadt
Die Fällarbeiten an der Schlosshaustraße wurden von der Stadtförsterei übernommen. Dies liegt nach Auskunft der Stadtverwaltung daran, dass die Stadt, der das Gelände gehört hat, Eigentümerin der Bäume auf dem Gelände geblieben ist und diese nun zugunsten der Stadtkasse verkaufen kann.