Sicherheit bei Heimspielen

Warum bei den FCH-Spielen mehr Polizei-Pferde zum Einsatz kommen sollen

Was ändert sich, wenn der 1. FC Heidenheim in der Bundesliga spielt, hinsichtlich der Sicherheit im und ums Stadion? Die wichtigsten Fragen dazu beantwortet Matthias Müller, der Leiter des Heidenheimer Polizeireviers.

Warum bei den FCH-Spielen mehr Polizei-Pferde zum Einsatz kommen sollen

Wenn am 26. August die TSG Hoffenheim in der Heidenheimer Voith-Arena gegen den 1. FC Heidenheim spielt, ist sportlich eine neue Ära in der Bundesliga angebrochen. Was bedeutet das für die Polizei, die für die Sicherheit und den Verkehr rund ums Stadion zuständig ist und die auch Straftaten im Zusammenhang mit den Heimspielen ahnden muss? Der Heidenheimer Revierleiter Matthias Müller hat die wichtigsten Fragen rund um die Sicherheit bei den Bundesliga-Spielen beantwortet.

Was ändert sich durch den Aufstieg in die Bundesliga für die Sicherheitskräfte?

„Gar nicht so viel“, sagt Revierleiter Matthias Müller. Viele Vereine haben schon in der Zweiten Bundesliga gegen den FCH gespielt, andere Traditionsvereine wie Schalke oder der HSV sind abgestiegen und deshalb in der kommenden Saison kein Gegner der Heidenheimer Fußballer. „Wie die Polizei die Einsätze plant, beruht sehr viel auf den Erfahrungen der Vergangenheit“, erläutert Müller, der bei rund der Hälfte der Heimspiele die Einsätze leitet.   

Trotzdem gibt es unbekannte Faktoren. Welche sind das?

Neu ist, dass große Vereine wie der FC Bayern München oder Borussia Dortmund nach Heidenheim kommen. Wie viele Fans sie mitbringen, wird sich zeigen. Grundsätzlich stehen pro Heimspiel 2000 Karten für Gäste zur Verfügung. Ob auch Gästefans anreisen, die keine Karte haben, und was diese dann in der Stadt erleben wollen, kann auch Matthias Müller nicht einschätzen. „Wir rechnen damit, dass auch Fans ohne Karte kommen, aber ich denke, die Anzahl wird vermutlich überschaubar sein“, sagt der Revierleiter.

Warum muss bei Fußballspielen überhaupt ein großes Polizeiaufgebot bereitstehen?

Die Polizei teilt Fußballfans in drei Kategorien ein: Kategorie A sind reine Zuschauer, die noch nie durch ihr Verhalten im Stadion aufgefallen sind. In der Kategorie B finden sich laut Polizei gewaltbereite oder zu Gewalt neigende Fans, in der Kategorie C gewaltsuchende Fans. Nach Einschätzung von Matthias Müller sind bei Bundesliga-Spielen ein bis zwei Prozent der Zuschauer der Kategorie B oder C zuzuordnen, die allermeisten Besucher wollen nur Fußball schauen. „Wir blicken verstärkt auf die kategorisierten Fans, die eventuell gewaltbereit sein könnten“, so Müller. Unter Fußballfans ist die Kategorisierung umstritten, insbesondere die Datei „Gewalttäter Sport“, auf die die Polizei der Länder und die Bundespolizei zugreifen können. Dort werden Daten von Personen gespeichert, gegen die im Zusammenhang mit Sportveranstaltungen Ermittlungsverfahren eingeleitet oder Urteile wegen einschlägiger Straftaten vorliegen. Allerdings können auch Daten von Personen gespeichert werden, die lediglich von der Polizei im entsprechenden Umfeld kontrolliert wurden. Stand Dezember 2020 waren rund 7900 Personen in der Datei gespeichert.

Matthias Müller, Revierleiter der Polizei in Heidenheim, leitet rund die Hälfte der Polizeieinsätze bei Heimspielen des FCH. Markus Brandhuber

Wird das Polizeiaufgebot bei allen FCH-Heimspielen gleich groß sein?

Nein, denn die Polizei stuft auch das Risiko bei den Spielen verschieden ein: Bei grünen Spielen wird mit wenig Problemen gerechnet, gelbe Spiele gelten als riskant und mit der Farbe rot belegt werden Hochrisiko-Spiele. „Man versucht, in die Bewertung alle Parameter einfließen zu lassen“, sagt Revierleiter Müller. Beispielsweise, wann das Spiel stattfindet und wie viel Zeit die Fans zur Anreise haben, wie weit die Anreise potenziell ist, aber auch, welchen sportlichen Charakter ein Spiel hat: Kämpfen zwei Mannschaften gegen den Abstieg, ist ein Spiel emotional aufgeladener als wenn die Saison noch am Anfang steht oder bereits entschieden ist.

Sind bei FCH-Spielen nur Polizistinnen und Polizisten des Heidenheimer Reviers im Einsatz?

Nein, die Einsatzkräfte der Revier Heidenheim und Giengen werden von Mitgliedern der Bereitschaftspolizei unterstützt. Das Polizeipräsidium Ulm organisiert die Einsätze im Vorfeld, die Reviere Giengen und Heidenheim müssen aber die Vor- und Nachaufsicht bewältigen. Sprich: Sie kümmern sich darum, wenn schon weit vor dem Spiel Fans in der Stadt unterwegs sind oder arbeiten nach dem Spiel die Strafverfolgung ab, wenn dies notwendig ist. Bei den Bundesliga-Spielen soll künftig auch regelmäßig die Reiterstaffel der Polizei aus Ostfildern im Einsatz sein.

Was bringt der Einsatz von Pferden bei Fußballspielen?

Die Reiterstaffel kommt oft in größeren Menschenmengen zum Einsatz. Die Pferde können beispielsweise die Fans auf dem Weg ins Stadion begleiten oder im Umfeld des Stadions bereitstehen. „Damit können Personengruppen getrennt werden, um Handgreiflichkeiten zu verhindern“, erläutert Matthias Müller. Für den Effekt, den ein Pferd in solchen Situationen hat, bräuchte man sonst mehrere Polizeibeamte, sagt er.

Wie problematisch wird die Verkehrssituation auf dem Schlossberg in der kommenden Saison?

„Wir gehen davon aus, dass alle 17 Heimspiele ausverkauft sein werden“, sagt Revierleiter Matthias Müller. An der Kapazität des Stadions habe sich aber nichts geändert, wie in der Zweiten Bundesliga stehen 15.000 Plätze zur Verfügung. „Insofern glaube ich nicht, dass die Verkehrssituation sich verschlechtert“, so Müller. Er appelliert aber auch, die Shuttlebusse zu nutzen: „Je mehr Menschen mit dem Bus fahren, desto entspannter wird die Verkehrssituation.“