Konjunkturumfrage der IHK Ostwürttemberg

Warum bei den regionalen Unternehmen wirtschaftlich das Prinzip Hoffnung regiert

Im Frühsommer 2024 verzeichnet die Industrie- und Handelkammer in ihrer Konjunkturumfrage ein leicht verbessertes Stimmungsbild der Unternehmen in Ostwürttemberg.

Im IHK-Bezirk Ostwürttemberg hat sich das konjunkturelle Stimmungsbild im Frühsommer 2024 gegenüber den Vormonaten nochmals leicht verbessert. Das ergibt eine aktuelle Umfrage unter den regionalen Unternehmen. (www.ihk.de/ostwuerttemberg). Weiterhin sprechen mehr als 40 Prozent der Unternehmen in der Dienstleistungsbranche von einer guten Geschäftslage, in der Industriebranche ist es jedes fünfte. Die Baubranche, das Hotel- und Gaststättengewerbe sowie das Transport- und Verkehrsgewerbe blicken leicht optimistischer in die Zukunft. Den wesentlichen Beitrag zur Verbesserung der Investitionserwartungen trägt die Industriebranche bei und die Dienstleistungsbranche zum Beschäftigungsaufbau.

Thilo Rentschler, IHK-Hauptgeschäftsführer, fasst die aktuelle Lage zusammen: „Die konjunkturelle Erholung verstetigt sich, ist aber noch ein zartes Pflänzchen. Wir dürfen daher nicht nachlassen, Reformen konsequent weiter voranzutreiben. Bei der Transformation in der Wirtschaft ist jeder gefordert und muss aktiv mit anpacken.“


Umfragezahlen lassen optimistische Erwartungshaltung erkennen

Mehr als ein Viertel der Unternehmen in Ostwürttemberg beschreiben ihre Geschäftslage weiterhin als gut (28 Prozent), mehr als die Hälfte (57 Prozent) bewerten sie mit „befriedigend“ und lediglich 15 Prozent mit „schlecht“. Die optimistische Erwartungshaltung setzte sich weiter fort: Jedes vierte Unternehmen geht von einer Verbesserung der Geschäfte in den kommenden zwölf Monaten aus, während der Anteil der Betriebe, die von einer Verschlechterung ausgehen, weiter gefallen ist auf nun 17 Prozent. Zudem gehen mehr als die Hälfte der Betriebe von gleichbleibenden Geschäften aus.

Insgesamt schätzen die Unternehmen in Ostwürttemberg die wirtschaftlichen Risiken geringer ein als noch zu Jahresbeginn 2024. Hauptrisiken sind weiterhin die Inlandsnachfrage, gefolgt vom Fachkräftemangel und den Arbeitskosten. Während die Industrie die schwache Inlands- und Auslandsnachfrage als größte wirtschaftliche Risiken sehen, nennen die arbeitsintensiven Dienstleistungsbranchen weiterhin am häufigsten den Fachkräftemangel, gefolgt von der Inlandsnachfrage. Die Unternehmen sprechen weiterhin von multiplen Unsicherheitsfaktoren, die zu fehlender Planungssicherheit und „sehr ungünstigen Kombinationen“ führen: Bürokratie, „immer neue Auflagen“ und unzureichende Wohnungsbauförderung kombiniert mit einem hohen Zinsniveau sowie einer fehlenden weitsichtigen Wirtschafts- und Strukturpolitik. Kundenseitig führe dies zu einer „starken Verunsicherung hinsichtlich der Zukunft“.

Die Investitionsbereitschaft hat sich leicht verbessert

Mehr als ein Fünftel der Unternehmen spricht von „zunehmenden“ Inlandsinvestitionen. Insgesamt werden über 60 Prozent der Unternehmen in Ostwürttemberg in den kommenden zwölf Monaten Investitionen tätigen – ein Wert, der vergleichbar ist mit der Situation vor einem Jahr. Dabei handelt es sich vor allem um Ersatzbedarf und damit um Investitionen zum Erhalt der Produktionskapazitäten am Standort Ostwürttemberg. Von Innovationen sprechen 30 Prozent und von Kapazitätserweiterungen mittlerweile 22 Prozent der Unternehmen, was einer erfreulichen Erhöhung um acht Prozentpunkte im Vergleich zum Jahresbeginn entspricht. Beide Investitionsarten sind notwendig für positive Impulse und die Transformation der Wirtschaft.

Das Bild bei den Auftragseingängen hat sich im Vergleich zu Jahresbeginn 2024 weiter leicht gebessert: Ein Viertel der Unternehmen gehen von fallenden Auftragseingängen aus, jedes fünfte von steigenden und etwas mehr als die Hälfte von gleichbleibenden. Mit „gut“ bewerten 27 Prozent der Unternehmen in Ostwürttemberg ihre Ertragslage, mehr als die Hälfte sprechen von „befriedigend“. Während am Jahresbeginn 27 Prozent mit steigenden Umsätzen gerechnet haben, sind es nun 29 Prozent. Jedes vierte Unternehmen erwartet einen fallenden Umsatz.

Bei der Industrie zeichnen sich Aufhellungen ab

Die Lageeinschätzung in der Industrie hat sich im Vergleich zur vergangenen Konjunkturumfrage zwar nicht verändert – die optimistische Erwartungshaltung setzt sich jedoch weiter fort: Nur noch jedes zehnte Unternehmen spricht von einer Verschlechterung, von einer Verbesserung geht nun jedes dritte Unternehmen aus. Die Kapazitätsauslastung steigt nochmals von 80 Prozent zu Beginn des Jahres 2024 auf nun 84 Prozent an. Eine weitere Auslastung der Kapazitäten lassen die Zahlen für die Auftragseingänge vermuten: Während zu Jahresbeginn noch 18 Prozent von steigenden Auftragseingängen sprachen, sind es nun 24 Prozent. Lediglich 17 Prozent der Unternehmen gehen von fallenden Eingängen aus – zu Jahresbeginn waren es noch ein Drittel der Unternehmen. Jedes zehnte Unternehmen geht von steigenden, die Hälfte von gleichbleibenden Exporten aus.

Jobgaranten sind die kleinen und mittleren Unternehmen

Insgesamt führt laut IHK-Umfrage die optimistischere Erwartungshaltung nicht zu einem Beschäftigungsaufbau. Nur jedes zehnte Unternehmen geht von steigenden Beschäftigtenzahlen aus, während eine Mehrheit von 60 Prozent von gleichbleibenden Beschäftigtenzahlen spricht. 30 Prozent wollen ihre Beschäftigtenzahlen voraussichtlich reduzieren. „Jobgaranten“ in Ostwürttemberg sind und bleiben kleine und mittlere Unternehmen.