Gebraucht und neu

Absatz eingebrochen: Geschäft mit E-Autos stockt im Landkreis Heidenheim

Der Absatz bei Elektrofahrzeugen bricht ein, im Landkreis Heidenheim sinken die Zulassungszahlen. Kfz-Innungsobermeister Günter Öxler sieht tieferliegende Probleme als nur die fehlende Prämie.

E-Autos fristen weiterhin ein Nischen-Dasein. Nach dem Aus der staatlichen Prämie sind die Zulassungszahlen deutschlandweit zurückgegangen, da machen auch die Autokäuferinnen und -käufer im Landkreis Heidenheim keine Ausnahme. Das zeigt ein Blick auf die Daten der Zulassungsstelle beim Landratsamt. Die Zahl der Elektrofahrzeuge im Landkreis Heidenheim steigt zwar, allerdings auf sehr niedrigem Niveau.

Im Januar rutschte die Zahl der Neuzulassungen am heftigsten ab: Der Bestand der E-Autos stieg gerade mal um neun Stück. Im Dezember, im letzten Monat mit staatlichem Prämienanreiz, lag der Anstieg noch bei 49 Autos. Seitdem bewegen sich diese Zahlen unter der Marke von 25 zusätzlichen E-Autos pro Monat. Ende April waren 2110 Elektroautos im Bestand – und das bei 125.600 Fahrzeugen im Landkreis insgesamt.

Dabei ist Elektromobilität ein zentraler Baustein der Bundesregierung auf dem Weg zur Klimaneutralität. Bis 2030 will die Bundesregierung deshalb mindestens 15 Millionen vollelektrische Pkw auf Deutschlands Straßen bringen. Das entspräche rund 30 Prozent der derzeit im Land angemeldeten Autos. Von diesem Ziel ist Deutschland und auch der Landkreis Heidenheim noch weit entfernt.

Das sagt Heidenheims Kfz-Innungsobermeister Günter Öxler

Warum diese Zurückhaltung? Kfz-Innungsobermeister und Sachverständiger Günter Öxler sieht nicht allein in der weggefallenen Prämie die Ursache. Der Bonus, der von der Bundesregierung und den Herstellern gezahlt wurde, kam seiner Einschätzung nach überwiegend den Käufern zugute, die sich auch ohne diese Subvention ein E-Auto geleistet hätten. Im Niedrigpreissegment, also zwischen 15.000 oder 20.000 Euro, gebe es keine Fahrzeuge. „Für Normalverbraucher ist ein E-Auto deshalb nicht rentabel.“

Heidenheims Kfz-Innungsobermeister Günter Öxler: „Ich sehe es als falschen Weg, allein auf das E-Auto zu setzen." privat

Wenn schon kein Neufahrzeug, wäre dann nicht ein gebrauchtes E-Fahrzeug eine günstige und erschwingliche Alternative? Das Interesse ist laut Öxler nahezu null. Die Händler würden auf den gebrauchten Fahrzeugen sitzenbleiben. Der Grund: Zu groß sei die Unsicherheit darüber, wie lange die Akkus noch halten und welche Folgekosten damit auf die Käufer zukommen. Ein Ersatzakku könne schon mal 10.000 bei Stadtautos bis 30.000 Euro in der Luxusklasse kosten. „Wir haben bis heute keine verlässlichen Daten, um zu sagen, wie lange und wie viele Ladezyklen die Akkus halten.“

Ein weiterer finanzieller Aspekt sei die Wartung, die bei E-Autos in der Regel teuer als bei herkömmlichen sei. Neue amerikanische Studien besagten, dass ein E-Auto häufiger als ein herkömmliches in die Werkstatt müsse. Die Werkstattkosten seien zwei bis viermal so teuer, weil der Aufwand ungleich höher ist. Man müsse die Fahrzeuge spannungsfrei schalten, man brauche Schutzausrüstung und zusätzliche Schulungen vor allem für tiefgreifende Schulungen

Nächstes Problem seien die Reichweite und Lademöglichkeiten. Es gebe zwar mittlerweile E-Autos, mit denen man einige hundert Kilometer weit kommt, doch je weiter, desto höher der finanzielle Zuschlag. Im Hochpreissegment könne man ein E-Auto schon in 15 Minuten einigermaßen laden. „Doch das geht nur, solange niemand anderes an der Zapfsäule steht.“ Wenn in Urlaubszeiten viele E-Autos gleichzeitig geladen würden, gehe die Leistung nach unten und die Dauer der Ladezeit nach oben.

Gebrauchte E-Autos entpuppen sich als Ladenhüter

Was machen die Händler mit den Gebrauchten, die als Ladenhütern auf dem Hof stehen? Die E-Autos müssten abgeschrieben werden, das sei ein Verlustgeschäft. In Folge sei bei etlichen Händlern die wirtschaftliche Lage derzeit angespannt. Die anziehende Nachfrage nach Verbrennern könne diese Verluste leider nicht ausgleichen, da diese Fahrzeuge im Moment nicht zur Verfügung ständen. Während die E-Autos auf Halde liegen, sind Verbrennerfahrzeuge rar. „Die Händler könnten das fünf oder Zehnfache verkaufen, doch wir bekommen im Moment weder gebrauchte noch neue Fahrzeuge her.“

Nun will die Bundesregierung neue Impulse für den Wandel zur Elektromobilität setzen und hat vor wenigen Tagen Sonderabschreibungen von der Steuer für E-Autos vorgeschlagen, die sich zwar nicht an Privatkunden, aber an Selbstständige und Unternehmen richten. Mit dem großen Schub rechnet Öxler dennoch nicht und verweist auf die schwierige wirtschaftliche Situation, in der viele Firmen derzeit steckten.

Alternative Konzepte für Stadt und Land: Strom und E-Fuels

„Ich sehe es als falschen Weg, allein auf das E-Auto zu setzen“, so Öxlers Meinung und plädiert für differenzierte Pläne für den Stadtverkehr und den Verkehr in der Fläche wie im ländlichen Raum. Man brauche kleine, günstige E-Autos für den Stadtverkehr und für kurze Strecken gepaart mit Anreizen für den ÖPNV und die Nutzung von E-Autos. In der Fläche jedoch mache das E-Auto weniger Sinn, da in zersiedelten Gebieten viel mehr Kilometer zurückgelegt werden müssten und der ÖPNV viel schlechter ausgebaut sei. Hier müsse man vielmehr auf E-Fuels setzen als umweltfreundliche Alternative. Ein Problem dürfe man jedoch auch bei den E-Fuels nicht außer Acht lassen: Momentan habe Deutschland zu wenig Energie zur Herstellung dieser Kraftstoffe. Die Gefahr, sich in Sachen Energieversorgung wieder abhängig von anderen Staaten zu machen, dürfe man nicht verkennen.

Benziner liegen weiter vorne bei Neuzulassungen

Nach Angaben des Kraftfahrbundesamts lag der Anteil der E-Autos an den gesamten Pkw-Neuzulassungen in Deutschland im Juni 2024 bei 14,6 Prozent. Auch das war weniger als im Vorjahreszeitraum: Im Juni 2023 machten die Stromer noch 18,9 Prozent aller Neuzulassungen aus.

Der größte Anteil an den Neuzulassungen entfiel auf Benziner mit 37,6 Prozent. An zweiter Stelle lagen Hybridfahrzeuge (24,4 Prozent), dann folgten Pkw mit Dieselkraftstoff (17,7 Prozent).

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