Steuererklärungen

Warum das Heidenheimer Finanzamt besonders schnell ist

In einem bundesweiten Ranking hat das Finanzamt Heidenheim besonders gut abgeschnitten. Was bewertet wurde, und wie das Ergebnis zustande kam.

Das Heidenheimer Finanzamt scheint besonders schnell zu sein, wenn es um die Bearbeitung von Steuererklärungen von Arbeitnehmern geht. Das geht aus einem Ranking hervor, das die Webseite lohnsteuer-kompakt.de erstellt hat. Bundesweit steht die Heidenheimer Behörde mit einer durchschnittlichen Bearbeitungszeit von 34,3 Tagen demnach auf Platz 18 aller deutschen Finanzämter.

„Natürlich freuen wir uns darüber und sind auch stolz auf dieses Ergebnis“, sagt Alexej Ruppert. Aber dieses Ranking sei natürlich nur bedingt repräsentativ, weil nur jene Steuererklärungen berücksichtigt würden, die über „Lohnsteuer kompakt“ eingereicht wurden, so der stellvertretende Leiter des Heidenheimer Finanzamts. Auch intern werden die Bearbeitungszeiten von den Finanzämtern erfasst und in dieser Auswertung steht das Heidenheimer noch besser da: „In Baden-Württemberg lag die durchschnittliche Bearbeitungszeit 2024 bei 41 Arbeitstagen, in Jahr zuvor waren es noch 54 Tage“, sagt Ruppert. Heidenheim kann sich bei einer Bearbeitungsdauer von durchschnittlich 32 Arbeitstagen mehr als sehen lassen.

Hohe Qualität der Erklärungen

„Uns ist bewusst, dass das Momentaufnahmen sind, aber wir sind in Heidenheim schon relativ schnell“, so der stellvertretende Behördenleiter. Das liege nicht zuletzt an den Steuerpflichtigen. Denn die Qualität der Steuererklärungen im Bereich der Einkommenssteuer habe sich in den vergangenen Jahren ganz erheblich verbessert. „Dafür möchten wir uns auch bei den Bürgerinnen und Bürgern bedanken“, betont Ruppert. Die höhere Qualität der Erklärungen trage dazu bei, dass es weniger Nachfragen von Seiten der Steuerbehörde gibt, es müssten weniger Belege nachgefordert werden. „All das wirkt sich natürlich auf die Bearbeitungszeit aus.“

Im Landkreis Heidenheim, für den das örtliche Finanzamt zuständig ist, fallen jährlich rund 52.000 Einkommensteuer-Erklärungen an. Rund ein Drittel der insgesamt etwa 150 Beschäftigten in der Finanzbehörde ist für die Bearbeitung zuständig. Das Aufkommen der Steuererklärungen ist unterschiedlich. „Viele Steuerzahler, die auf eine Erstattung hoffen, machen ihre Erklärung gleich zu Beginn des Jahres, deshalb gibt es in den ersten Monaten eine ordentliche Welle“, sagt Ruppert. Grundsätzlich jedoch verteile sich die Arbeit aufs ganze Jahr. „Erklärungen von Selbstständigen kommen meist später, gleiches gilt für komplexere Erklärungen.“ Damit sind die jener Steuerzahler gemeint, die neben ihren Einnahmen aus nichts selbstständiger Arbeit noch weitere Einnahmen, etwa aus Vermietung und Verpachtung haben. In diesen Fällen würden die Unterlagen auch häufig von Steuerberatern erstellt.

Alles läuft elektronisch

Doch der große Teil der Erklärungen zur Einkommensteuer wird von den Steuerpflichtigen selbst ausgefüllt. Natürlich längst nicht mehr wie früher auf stapelweise Formularen aus Recyclingpapier. „Schon seit einigen Jahren gibt es die Pflicht zur elektronischen Steuererklärung“, so Ruppert. Auch das trage natürlich zu einer Beschleunigung der Verfahren bei. Eine entsprechende Software stelle unter anderem der Bund zur Verfügung.

Und wie läuft die Bearbeitung bei der Steuererklärung für die Einkommenssteuer ab? „Das Verfahren ist dreistufig“, erklärt der stellvertretende Behördenleiter. In der ersten Stufe erfolge der Vorbereitung, in der formale Aspekte, etwas die richtige Kontoverbindung, kontrolliert werden. In der zweiten Stufe sei dann die rechtliche Prüfung gefragt. Ist das Ergebnis korrekt, gibt es keine rechtlichen Besonderheiten, kann der Bescheid für den Steuerpflichtigen erstellt werden. Gibt es in der zweiten Stufe weiteren Klärungsbedarf, etwa aufgrund rechtlicher Besonderheiten oder einer höheren Komplexität, erfolgt das in der dritten Stufe, der tieferen Überprüfung. Dabei könnten etwa weitere Belege und Unterlagen angefordert werden, so Ruppert.

In vielen Fällen jedoch könne auf eine tiefere Überprüfung verzichtet werden, auch weil viele Steuerzahler ihre Erklärung vollständig und sorgfältig ausgefüllt einreichten. „Das erleichtert uns die Arbeit natürlich ungemein. Und für den Steuerzahler bringt es den Vorteil, dass er seinen Bescheid und auch Rückzahlungen schneller erhält“, sagt Ruppert.

Heidenheim hat die Nase vorn

Im bundesweiten Ranking, das von der Online-Plattform lohnsteuer-kompakt veröffentlicht wurde, rangiert das Finanzamt Heidenheim mit 34,4 Tagen auf Platz 18, was die Bearbeitungsdauer von Einkommensteuer-Erklärungen betrifft. Baden-Württemberg liegt demzufolge auf Platz fünf im Ländervergleich mit 48,3 Tagen. Deutschlandweit mussten Steuerpflichtige der Studie zufolge durchschnittlich 51 Tage auf ihren Steuerbescheid warten.

Das Finanzamt Aalen belegt bundesweit den 273. Platz bei einer Bearbeitungsdauer von 50,2 Tagen. Das Finanzamt in Schwäbisch Gmünd landet auf Rang 362. Hier lag die durchschnittliche Bearbeitungszeit bei 55,6 Tagen. Nach Angaben von lohnsteuer-kompakt wurden bei der Analyse etwa eine Million anonymisierte Steuererklärungen berücksichtigt. Pro Finanzamt seien jeweils mindestens 50 Fälle in die Statistik eingeflossen.

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