Gesundheitswesen

Warum das Klinikum Heidenheim mehr Geld von der AOK bekommt

Krankenhäuser, Pflege und deutlich mehr Versicherte - die AOK Ostwürttemberg hat ihren Unternehmensbericht für 2022 vorgestellt. Warum die Krankenkasse mehr Geld für das Heidenheimer Klinikum ausgegeben hat und wie sich der Ukraine-Krieg auf die Versichertenzahl auswirkt:

Warum das Klinikum Heidenheim mehr Geld von der AOK bekommt

Mehr Geld für das Klinikum Heidenheim, weniger für die Ostalb-Kliniken – zumindest aus den Kassen der AOK Ostwürttemberg: Das geht aus dem Unternehmensbericht des vergangenen Jahres hervor, den die größte Krankenkasse der Region in Schwäbisch Gmünd vorgestellt hat. Zudem bilanziert die Krankenkasse ein ordentliches Wachstum an Versicherten – allerdings größtenteils wegen der Zuwanderung von Geflüchteten aus der Ukraine.

Krankenhäuser: Die Ausgaben der AOK ans Klinikum Heidenheim stiegen von 38,8 Millionen 2021 auf 44,3 Millionen Euro 2022. Ein Grund dafür sei der Ausbau des Klinikums. Zudem habe sich das Klinikum auf Altersmedizin fokussiert, was zu mehr stationären Behandlungen geführt habe, so Hans-Joachim Seuferlein, Geschäftsführer der AOK Ostwürttemberg. Für Behandlungen an den Kliniken Ostalb zahlte die AOK 2022 rund 63,7 Millionen Euro, ein Minus von 5,3 Prozent im Vergleich zum Jahr 2021. „Die Zahl der Behandlungen von AOK-Versicherten an den Ostalb-Kliniken sank im selben Zeitraum um rund 2500“, erklärt Seuferlein einen der Gründe.

Zudem habe sich der Trend zur Ambulantisierung fortgesetzt: Eingriffe und Behandlungen ziehen immer seltener Klinikaufenthalte nach sich, die Patienten würden – wenn sie überhaupt stationär aufgenommen werden – immer schneller entlassen. Der AOK-Geschäftsführer ist zudem ein Verfechter der Kooperation zwischen den Kliniken in der Region. Auch ein neues Ostalb-Klinikum an einem Standort solle enger mit den Kollegen aus Heidenheim zusammenarbeiten: „Es ist wichtig, die Gesundheitsregion als Ganzes zu betrachten.“

Zusatzbeitrag dürfte steigen

Die Kosten: Es ist ein leidiges Thema: die Finanzierung der gesetzlichen Krankenversicherung. Für 2024 geht der Schätzerkreis des Bundesamts für soziale Sicherung von einer Unterfinanzierung von 31 Milliarden Euro aus. Diese Lücke muss von den Versicherten über den Zusatzbeitrag finanziert werden, der aktuell bei 1,6 Prozent liegt. „Wir gehen davon aus, dass dieser um 0,1 Prozentpunkte steigen wird“, so Seuferlein. Zwar steigen die Einnahmen der Krankenkassen etwa durch höhere Lohnabschlüsse, doch die Ausgaben würden befeuert durch höhere Kosten für Ärztehonorare und Arzneimittel.

Der Geschäftsführer fordert deshalb wie die gesamte AOK auf Bundesebene mehrere Maßnahmen zu einer nachhaltigeren Finanzierung des Gesundheitssystems. Dazu gehört unter anderem die Absenkung der Mehrwertsteuer für Arzneimitteln von 19 auf 7 Prozent – und damit auf dasselbe Niveau wie für tierische Medikamente.

Zahl der AOK-Versicherten wächst durch Russland-Attacke auf Ukraine

Die AOK in der Region: Laut eigenen Angaben ist die AOK Ostwürttemberg mit einem Marktanteil von 43 Prozent unter den gesetzlich Versicherten die mit Abstand größte Krankenkasse in der Region. Dieses Status hat sie 2022 ausgebaut, die Zahl der Versicherten steigt um etwas mehr als 2000 auf rund 178.000. Allerdings resultieren rund drei Viertel des Wachstums aus einem Sondereffekt: Aus der Ukraine Geflüchtete haben sofort Anspruch auf Bürgergeld und werden in die gesetzliche Krankenversicherung aufgenommen. Rechnet man diesen Sondereffekt heraus, hat die AOK Ostwürttemberg „ein moderates Wachstum verzeichnet“, so Seuferlein.

Digitalisierung: Sieben Kundencenter betreibt die AOK in Ostwürttemberg, doch die digitale Beratung erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Landesweit nutzen mehr als eine halbe Million AOK-Versicherte den Service, in Ostwürttemberg stieg die Zahl der Nutzer im Vergleich zum Vorjahr um 5000 auf 22.000.

Pflege: Die Zahl der AOK-versicherten Pflegbedürftigen in Ostwürttemberg ist um 3,3 Prozent auf 11.190 gestiegen. „70 Prozent von ihnen werden im häuslichen Umfeld versorgt“, so Seuferlein. Jedoch steige die Zahl der Pflegebedürftigen, die stationär untergebracht sind, ebenso die Anzahl der Einrichtungen in der Region.