Kurzinterview

Warum der BUND-Regionalverband Ostwürttemberg Verständnis für die Bauernproteste hat

In dieser Woche protestierten die Landwirte bundesweit, auch in Heidenheim gab es eine große Kundgebung. Drei Fragen an Andreas Mooslehner, den BUND-Regionalgeschäftsführer für Ostwürttemberg, was er davon hält.

Herr Mooslehner, halten Sie den Protest der Bauern für gerechtfertigt?

Ja, aber geht es nicht nur um die Zukunft von Bäuerinnen und Bauern, es ist unser aller Zukunft. Es ist wichtig, dass Agrar- und Ernährungspolitik innerhalb der planetaren Grenzen stattfinden, dass die Klimaziele eingehalten und der Biodiversitätsverlust gestoppt werden. Wir alle wollen, dass Tiere artgerecht gehalten, die Gewässer nicht verschmutzt und Landwirte fair bezahlt werden. Der BUND wirbt seit Jahren für eine Agrarwende, als eine soziale und ökologische Transformation der Landwirtschaft.

Die Ampelregierung ist bereits vergangene Woche eingeknickt und hat das Vorhaben, die Steuerbefreiung für land- und forstwirtschaftliche Maschinen zu streichen, fallengelassen. Und die Subventionen für Agrardiesel, also 21,48 Cent pro Liter, die Landwirte derzeit erstattet bekommen, sollen nur noch schrittweise abgeschafft werden. Der BUND ist wohl für eine Streichung?

Die sukzessive Streichung der Agrardiesel-Subvention ist im Kern ein Schritt hin zu weniger Treibhausgasen. Energieeffizienz in der Landtechnik gehört zu den entscheidenden Faktoren der klimaneutralen Landwirtschaft von morgen - Dieselsubventionen verlangsamen diesen Prozess. Es fehlen jedoch Förderprogramme, um umweltfreundliche Technologien und Antriebe marktfähig zu machen.

Wurde den Landwirten in den vergangenen Jahren zu viel zugemutet? 

Die Agrarpolitik der letzten Jahrzehnte hat auch in unserer Region zu einem beispiellosen Höfesterben geführt. Vor allem konventionelle Landwirte stehen weiter unter einem Wachstumszwang - und das unter den Rahmenbedingungen des fortschreitenden Verlustes von Äckern und Grünland zugunsten von Siedlungs- und Verkehrsflächen. Der Zwang zur immer intensiveren Bewirtschaftung wird befeuert durch steigende Pachtpreise. Bäuerliche Familienbetriebe brauchen von der Politik eine verlässliche neue Perspektive, die ihnen bisher verweigert wird.

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