Am Samstag findet der Faschingssturm in der Heidenheimer Innenstadt statt. Doch überraschenderweise wird der Weg, den die Narren bei ihrem Umzug nehmen, deutlich kürzer ausfallen als geplant. Grund dafür ist eine Entscheidung der Heidenheimer Stadtverwaltung.
Über die Jahre hinweg hat sich der Faschingssturm in der Innenstadt im ansonsten weitgehend narrenfreien Heidenheim etabliert. Vor zehn Jahren noch kaum vorstellbar, kommen inzwischen hunderte Besucherinnen und Besucher an einem Samstag in der Faschingszeit in die Innenstadt, um ganz gezielt dem entfesselten närrischen Treiben beizuwohnen, das sich traditionsgemäß in einem Zug von den Schloss-Arkaden durch die gesamte Fußgängerzone in die südliche Hauptstraße bewegt. Zahlreiche Gruppierungen und Zünfte aus näherer und weiterer Umgebung nutzen die Gelegenheit, auch in der Innenstadt Präsenz zu zeigen.
So war das eigentlich auch für den kommenden Samstag geplant. Doch plötzlich kam alles anders. Am Dienstagnachmittag nämlich erfuhr Charles Simon, Vorsitzender der Heidenheimer Händlervereinigung HDH, dass der Umzug in seiner geplanten Form nicht wird stattfinden können. Denn vonseiten der Stadtverwaltung gibt es Bedenken, was die Sicherheit der Veranstaltung betrifft. Deshalb wurde von Amts wegen verfügt, dass der Umzug lediglich auf einer Strecke von knapp 250 Metern stattfinden darf: vom südlichen Rand des Eugen-Jaekle-Platzes aus durch die Hauptstraße bis zur Pfluggasse. Vor allen Dingen, weil die Veranstaltung schon vor Monaten angemeldet worden war, kam diese kurzfristige Entscheidung für Simon mehr als überraschend. Man habe ihm mitgeteilt, dass die Innenstadt großräumig abgesperrt werden müsse, wenn der Narrenzug den Jaekle-Platz überqueren soll - auf Kosten des HDH. Als Alternative käme der verkürzte Umzug in Betracht.
Sicherheit als Argument
Am Mittwoch gab es eine Besprechung mit den Verantwortlichen in der Verwaltung über die Situation. Über das Ergebnis wurde Simon dann später informiert: Die Entscheidung bleibt bestehen. Auf Nachfrage nach den Gründen ist von der Pressestelle der Stadtverwaltung zu erfahren, dass sich alle Akteure einig seien, „dass die größtmögliche Sicherheit für alle Narren, Gäste und Anlieger oberste Priorität hat“. Man habe nach reiflicher Überlegung und Prüfung verschiedener Lösungsmöglichkeiten diese Entscheidung getroffen.
„Nach den Ereignissen in Magdeburg sind die Sicherheitsmaßnahmen deutlich zu erhöhen. Es würden Kosten in Höhe von etwa 20.000 Euro entstehen, falls die ursprünglich geplante Veranstaltung stattfinden würde, weil sie mit einer aufwendigen Umleitung des Verkehrs der beiden Bundesstraßen verbunden wäre“, heißt es von der Pressestelle. Eine kurzfristige Sperrung sei nicht möglich, weil die Veranstaltung von 10 bis 18 Uhr angemeldet sei. Auf die Frage, warum die Entscheidung so kurzfristig gefallen ist, gibt es keine klare Antwort: „Es bedurfte der Abstimmung aller Akteure, ob und inwieweit die Kosten für den Zufahrtsschutz verhältnismäßig sind bzw. welche Alternativen es gibt, um die Kosten zu reduzieren.“
Nicht vergleichbar mit Demos
Doch warum gelten für den kurzen Umzug beim Faschingssturm andere Regeln als beispielsweise für Demonstrationen? Denn bei der großen Demo gegen Rechts am vergangenen Sonntag und bei der für Freitag angemeldeten Demo von „Fridays for Future“ scheint es im Rathaus derartige Sicherheitsüberlegungen nicht zu geben: „Der Faschingssturm findet an zwei zweispurigen Bundesstraßen statt, die Demo vergangenen Sonntag am Konzerthaus, dabei handelt es sich um zwei völlig unterschiedliche Gefährdungslagen, was den Zufahrtsschutz anbelangt. Eine Veranstaltung findet an einem definierten Ort statt, der gegen Überfahrtaten zu schützen ist. Eine Versammlung (Demo) findet oft im Rahmen eines Demonstrationszuges statt, die Teilnehmenden sind also mobil“, so die Antwort der Stadtverwaltung.
Mit der nun gefundenen „verkürzten“ Version des Faschingssturms scheinen sowohl Charles Simon als auch Wolfgang Holubar als Organisator der Veranstaltung leben zu können. Auch wenn Simon keinen Hehl daraus macht, dass er die Informationen gerne früher gehabt hätte. „Wir haben kurz überlegt, ob wir den Faschingssturm ganz absagen sollen, aber jetzt freuen wir uns, dass wir die kleinere Version veranstalten können - schon der Kinder zuliebe."
Also beginnt das bunte Treiben am Samstagvormittag um 10 Uhr wie geplant in den Schloss-Arkaden mit Tänzen und Vorführungen der beteiligten Gruppen. Gegen 12 Uhr begeben sich Närrinnen und Narren dann (ohne Umzug) zum Eugen-Jaekle-Platz, an dessen südlichem Ende der Umzug durch die Hauptstraße starten soll. Nach etwas mehr als 200 Metern endet er auf Höhe der Pfluggasse. Von dort aus werden sich die Beteiligten dann wieder in Richtung Jaekle-Platz bewegen (ebenfalls nicht im Umzug). Hier soll dann, allerdings nicht an der Bundesstraße, sondern erst ab dem Übergang in die Hauptstraße, die Party stattfinden. Hier werden auch Getränkestände und Foodtrucks zu finden sein, ein DJ sorgt für die nötige Stimmung.
Viele Vereine beteiligt
Am Faschingssturm in der Innenstadt beteiligen sich in diesem Jahr 17 Faschingszünfte mit rund 400 Hästrägern. Sie kommen aus der näheren und weiteren Umgebung Heidenheims. Zwischen 10 und 12 Uhr gibt es in den Schloss-Arkaden Auftritte der Beteiligten. Beim Umzug werden die unterschiedlichen Gruppierungen vorgestellt.