Zum Jubiläum der Sektion Brenztal des Deutschen Alpenvereins (DAV) konnte die Vorsitzende, Dr. Manuela Singer, im ausverkauften Margarete-Hannsmann-Saal der Heidenheimer Stadtbibliothek einige Parallelen zur Gründung vor 75 Jahren ziehen: Die Sektion hatte zum Vortrag von Robert Steiner am 26. Januar eingeladen. An diesem Tag fand 1949 die „ordentliche Hauptversammlung“ mit Verabschiedung der Satzung statt, und zwar im nahen Hospiz und auch damals endete die Mitgliederversammlung mit einem Vortrag: Gunther Plüschow zeigte den Feuerland-Film „Fahrt ins Land der Wolken und Wunder“.
In ihrem Grußwort zitierte die Vorsitzende kurz aus den Anfängen der Sektion: Der Vereinsgründung gingen einige Turbulenzen voraus, und diese sollten sich noch bis in die Mitte der Fünfzigerjahre fortsetzen.
Neuorganisation der alpinen Vereine in Heidenheim
Denn in Heidenheim gab es bereits die von Direktor Manfred Hartmann 1929 gegründete „Ortsgruppe Heidenheim/Brenz der Sektion Schwaben des DuÖAV“ und den am 21. September 1947 gegründeten „Alpenverein Heidenheim“ mit dem Vorsitzenden Karl Dempel. Letzterem wurde vorgeworfen, „ein klassenkämpferisches Ziel zu verfolgen“ und den Verein in einen Amüsier- und Tanzclub zu verwandeln. Umgekehrt bezeichnete dieser die Sektion Brenztal, die Ortsgruppe Schwaben und den Alpenverein an sich als „Herrenklub von verkalkten Doktoren, Direktoren und Kommerzienräten“. Einige Mitglieder des Alpenvereins Heidenheim zogen es deshalb vor, dort auszutreten und sich für eine Neuorganisation der alpinen Vereine in Heidenheim einzusetzen.
Karl Vorbrugg und Dr. Bernhardt übernahmen am 29. November 1948 den Vorsitz von Direktor Hartmann, dieser wurde später erstes Ehrenmitglied, es wurde die Neuordnung der alpinen Vereine in Heidenheim angeregt, und am 5. Januar 1949 fand im Konzerthaus Nebenzimmer um 20 Uhr die Gründungsversammlung für die neue Sektion statt, die dann am 26. Januar 1949 in einer ordentlichen Mitgliederversammlung unter dem Namen „Alpenverein Sektion Brenztal“ gegründet wurde.
Es war geplant, nach Auflösung des Alpenvereins Heidenheim und Abwarten der einjährigen Namenssperre, die Sektion in „Sektion Heidenheim“ umzubenennen. Aber da sich der Alpenverein Heidenheim nicht wie gewünscht auflöste und weiterhin auch bei den Landes- und Bundesverbänden für Querelen sorgte, blieb dieser ungewöhnliche Name bis heute erhalten.
Als Ehrengäste nahmen bei der Jubiläumsveranstaltung vergangene Woche die beiden Ehrenvorsitzenden, Horst Schöllkopf, der die Sektion von 1981 bis 2000 führte, und Herbert Singer, der von 2000 bis 2020 den Vorsitz innehatte, teil. Deren Vorgänger Karl Vorbrugg und Paul Sträßle sind schon verstorben.
Landrat Polta ließ sich durch den Dezernenten für Umwelt und Mobilität, Michael Felgenhauer, vertreten, der in seinem Grußwort vor allem das ehrenamtliche Engagement in der Sektion würdigte. Er verlieh der Sektion im Namen von Landrat Polta die Dankurkunde des Landkreises Heidenheim.
Für den Jubiläumsvortrag konnte der Extrembergsteiger Robert Steiner gewonnen werden, der schon im Alter von 17 Jahren an den großen Alpennordwänden im Alleingang kletterte: Eiger, Matterhorn, Grandes Jorasses. Es folgten Expeditionen ins Mount Everest -Gebiet, Langtang in Tibet, Rolwaling. 2006 gelang die Erstbegehung der Nordwand des Pik Pogrebedskij im Tien Shan mit einem russischen Team. Er bestieg mehrere Siebentausender unter anderen die Ama Dablam. Im Jahr 1997 veränderte ein Kletterunfall in der „Colton/McIntyre“-Route an den Grandes Jorasses durch die Schwere der Verletzungen (Sprunggelenkszertrümmerung und Kniescheibenluxation) und die lange Bergungszeit (Steiner musste fast 48 Stunden bewegungsunfähig in der Nordwand ausharren) sein Leben und führte zu seinem Erstlingswerk "Selig, wer in Träumen stirbt". Weitere Werke von ihm sind „Stoneman“ und „Allein unter Russen“.