Unter uns

Warum die Front der alten weißen Männer auch im Landkreis Heidenheim bröckelt

Es geht langsam voran, aber es kommen immer mehr Menschen in Machtpositionen, die nicht alt, weiß und männlich sind. Silja Kummer von der HZ-Redaktionsleitung findet das gut.

Bestimmt kennen Sie den Begriff der „alten weißen Männer“, die die Welt regieren, Unternehmen leiten und auch sonst alle Positionen besetzen, die mit Geld, Macht und Ansehen verbunden sind. Sie machen das seit Jahrhunderten, wenn nicht gar Jahrtausenden, und dass jüngere, weibliche und Menschen mit anderer Hautfarbe annähernde Chancengleichheit bekommen, lässt wahrscheinlich auch noch ein paar Jahre auf sich warten. Aber: Die Front bröckelt, und jede Frau, jeder jüngere Mensch und jeder Mensch mit anderer Hautfarbe, der eine herausragende Position erreicht, ist auch Vorbild für andere.

Veränderungen auch vor Ort

Die Veränderungen passieren in der großen Weltpolitik – Joe Biden macht den Weg frei für Kamala Harris – und auch in unserem überschaubaren Landkreis: Der grüne Landtagsabgeordnete Martin Grath gibt sein Amt im September ab an seine Stellvertreterin Clara Resch, einer der größten Arbeitgeber der Region, die Paul Hartmann AG, hat mit Britta Fünfstück schon seit mehr als fünf Jahren eine Chefin und auch bei der Volksbank Heidenheim steht mit Elke Müller-Jordan seit Januar erstmals eine Frau an der Spitze.

Verstehen Sie mich nicht falsch, es spricht nichts gegen den einzelnen alten weißen Mann an sich, ich kenne da ein paar sehr nette. Es geht nicht um pauschale Verurteilungen, sondern darum, dass eine relative kleine gesellschaftliche Gruppe die wichtigen Entscheidungen über alle anderen trifft und dabei davon ausgeht, dass ihre Perspektive eine allgemein gültige ist.

Ein Zeichen von Größe

Martin Grath und Clara Resch haben im Gespräch mit meiner Kollegin Karin Fuchs diese Woche darüber berichtet, warum der 63-jährige erfahrene Politiker den Stab an seine 29-jährige Stellvertreterin weitergibt, die im Übrigen auch schon einige Jahre an seiner Seite arbeitet. Beide erwarten sich dadurch frischen Wind in der politischen Arbeit im Landtag und vielleicht auch das Potenzial, wieder mehr junge Wählerinnen und Wähler anzusprechen. Ein guter Gedanke, wie ich finde – ohne die Verdienste von Martin Grath zu schmälern. Im Gegenteil: Es zeugt von Größe, wenn man die Sache vor seinen persönlichen Vorteil stellt und sich nicht an sein Amt klammert. In dieser Hinsicht war der Heidenheimer Landtagsabgeordnete dem amerikanischen Präsidenten einige Schritte voraus.

Nach der Chance kommt dann aber auch die Bewährungsphase: Jung und weiblich zu sein garantiert natürlich nicht, dass damit auch das Amt besser ausgefüllt wird. Das geht nur mit guter politischer Arbeit und die muss erstmal geleistet werden. Ein schönes Wochenende!