Allererste Extraklasse

Warum die „Tosca“ im Heidenheimer Met-Kino so gut war

Rauschhafte Musik und sängerische Traumbesetzung: Puccinis „Tosca“ live aus New York im Heidenheimer Kino-Center.

„Tosca“? Kennt man. Allzu sicher allerdings sollte man sich auch in solchen Fällen nie sein. Jedenfalls durfte, wer am vergangenen Samstag einen Besuch im Met-Kino gebucht hatte, erleben, dass er zumindest noch nicht alles gehört hat, was man aus Puccinis Oper herausholen kann. Denn was in dieser Hinsicht bei dieser live ins Heidenheimer Kino-Center übertragenen Mittagsvorstellung in New York geboten wurde, war schon allererste Extraklasse.

Was durchaus auch an der Chefbehandlung durch Yannick Nézet-Séguin lag. Der erste Dirigent des von ihm großartig trainierten Met-Orchesters hielt das musikalische Geschehen ohne Unterlass in vibrierender Spannung, ja geradezu wie einen Tiger vor dem Sprung und handhabte dabei die vergleichsweise harte musikalische Diktion dieser Partitur genauso exquisit, wie er deren ja ebenfalls mitkomponierten Empfindungen und Empfindlichkeiten eindrucksvoll nachspürte. Das alles mit ständigem und gleichzeitigem Blick auf den regelmäßigen Puls, den die Konstruktion braucht, aber eben auch auf die latente Unruhe, die den Vorgängen in diesem Stück nun einmal innewohnt.

Besser geht’s nicht

Jetzt ist das, wenn die Musik sich derart in einen Rausch spielt, nicht unbedingt die Garantie dafür, dass die Abteilung Gesang in ähnlichem oder gleichem Maße mitschreitet. Am Samstag in der Met jedoch war es so, dass hier sogar noch eins draufgesetzt wurde. Denn man kann „Tosca“ vielleicht anders singen, aber nicht besser, als das die drei Protagonisten dieser Vorstellung taten.

Die Sopranistin Lise Davidsen, bis dato vor allem weltweit die Nummer eins, wenn es um Strauss ging, führte als Titelheldin eindrucksvoll vor Ohren, warum sich jetzt auch in Sachen Puccini die Opernhäuser regelrecht um sie reißen. Die Norwegerin traf nicht nur alle Facetten der ja nicht gerade unbedingt eindimensionalen Floria Tosca bis ins kleinste Detail, sie war auch darstellerisch höchst intensiv und immer glaubhaft bei der Sache.

Gleiches in jeglicher Hinsicht galt auch für den hawaiianischen Bariton Quinn Kelsey, der sich eben nicht nur damit zufriedengab, augenrollend einen bitterbösen Sadisten zu mimen, sondern in großem Bogen und in all ihrer Widersprüchlichkeit dieser psychopathischen Figur große Gestalt verlieh.

Dritter im Bunde dieser auf allen Ebenen in grandiosem Einklang miteinander agierenden Traumbesetzung war der englische Tenor Freddie De Tommaso, dessen Cavaradossi beileibe nicht nur in der absolut leichtfüßig erreichten sicheren Höhe jede Menge Glanz ausstrahlte. Eine Sternstunde.

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