Gesellschaft

Warum die Zahl der Einbürgerungen im Landkreis Heidenheim stark ansteigt

Die Zahl an Einbürgerungen stieg im Landkreis Heidenheim auf einen langjährigen Höchststand. Es gibt Erklärungen, warum das so ist. Zudem wird erwartet, dass der Trend sich verstärkt.

In Deutschland wurden im Jahr 2023 so viele Ausländer eingebürgert wie noch nie seit Beginn dieser Statistik im Jahr 2010. Das teilte das Statistische Bundesamt mit. Im Landkreis Heidenheim ist die Entwicklung ähnlich.

Im Zeitraum von 2011 bis 2020 bewegte sich die Zahl der Einbürgerungsanträge auf gleichem Niveau. Circa 205 Ausländerinnen und Ausländer beantragten pro Jahr laut Angaben von Pressesprecherin Diana Prutzer die deutsche Staatsbürgerschaft. Seit 2021 sei eine deutliche Zunahme zu verzeichnen, wobei im Gegensatz zum Deutschlandtrend der Spitzenwert an Einbürgerungen schon ein Jahr früher, nämlich im Jahr 2022 erreicht worden war. Mit Beginn der steigenden Einbürgerungswelle im Jahr 2021 erhielten 386 Menschen die deutsche Staatsbürgerschaft. Im Jahr 2022 stieg die Zahl der Einbürgerungen auf 503, im vorigen Jahr sank sie auf 498 minimal ab.

„Dies bedeutet, dass der Landkreis Heidenheim im Jahr 2023 eine Steigerung um 142 Prozent des langjährigen Durchschnitts zu verzeichnen hatte“, sagt Diana Prutzer und bezieht sich in der Berechnung auf den Zeitraum 2011 bis 2020.

Ein Herkunftsland liegt mit Abstand vorne bei den Eingebürgerten im Landkreis Heidenheim

Woher kommen die Eingebürgerten? Vormals syrische Staatsangehörige machten im Jahr 2023 alleine mehr als ein Drittel (40 Prozent) der Einbürgerungen im Landkreis Heidenheim aus. Menschen aus Syrien, Rumänien (13 Prozent) und der Türkei (12 Prozent) stellen zusammen mehr als zwei Drittel aller neuer Staatsbürger. Die restlichen 35 Prozent verteilten sich auf 20 weitere Herkunftsländer, jeweils im einstelligen Prozentbereich, so Prutzer.

Zum Geschlecht und Alter kann das Landratsamt Heidenheim keine Angaben machen, da diese Daten vor Ort nicht statistisch erfasst werden. Das Bundesamt indes hat diese Zahlen für ganz Deutschland erhoben: Die Eingebürgerten waren im Schnitt 29,3 Jahre alt und damit deutlich jünger als die Gesamtbevölkerung (44,6 Jahre). Der Frauenanteil war dagegen mit 45 Prozent geringer als in der Gesamtbevölkerung (50 Prozent).

Was ist die Ursache für an Anstieg bei Einbürgerungen im Landkreis Heidenheim?

Wie kann man erklären, dass die Zahl derzeit so rasant ansteigt? „Die Flüchtlinge, die in den Jahren 2015 und 2016 ins Land gekommen sind, haben ein starkes Interesse daran, sich einbürgern zu lassen“, benennt Diana Prutzer eine der Hauptursachen.  Diese Personengruppe habe zudem zwischenzeitlich die Voraufenthaltszeiten nach der aktuellen Regelung des Staatsangehörigkeitsgesetzes erfüllt.

Die Fachleute in der Landkreisverwaltung rechnen damit, dass sich der Trend weiter fortsetzt. Sie verweisen dabei auf eine Gesetzesänderung zur leichteren und schnelleren Einbürgerung, die der Bundestag schon zu Jahresbeginn beschlossen hat und das in wenigen Tagen, am 27. Juni 2024, in Kraft tritt. Das werde, so Prutzer, vermutlich zu einem zusätzlichen Anstieg von Einbürgerungsanträgen führen.

Das ändert sich durch das neue Einbürgerungsrecht ab Ende Juni 2024

Das neue Gesetz ermöglicht Einbürgerungen künftig schon nach fünf statt wie bisher acht Jahren, bei besonderen Integrationsleistungen schon nach drei Jahren. Laut Angaben des Gesetzgebers können das besondere Leistungen in Schule und Beruf oder besonderes gesellschaftliches Engagement sein.

Das neue Recht ermöglicht zudem die Mehrstaatigkeit, was einen Paradigmenwechsel zur bisherigen Rechtslage bedeute. Denn bislang galt: Wer die deutsche Staatsbürgerschaft annimmt, muss die alte Staatsbürgerschaft ablegen. „Dies wird vermutlich insbesondere bei Menschen mit türkischem Migrationshintergrund dazu führen, dass Einbürgerungsanträge gestellt werden“, so Prutzer. Bislang gab es bereits Ausnahmen für EU-Bürger sowie Staatsangehörige von Staaten, bei denen eine Entlassung aus der bisherigen Staatsangehörigkeit nicht möglich ist, wie etwa Syrien oder auch Afghanistan.

Leichter werden soll die Einbürgerung für ehemalige Gastarbeiter, bei denen die Anforderungen für die Sprachkenntnisse sowie der Einbürgerungstest wegfallen werden. Für alle anderen ist dieser Test ebenso weiterhin eine Pflicht wie das Bekenntnis zur freiheitlichen, demokratischen Grundordnung.

17 richtige Antworten im Einbürgerungstest

Wer in Deutschland eingebürgert werden möchte, muss eine Reihe von Voraussetzungen erfüllen. Dazu zählen neben einer dauerhaften Aufenthaltserlaubnis und einem Mindestaufenthalt auch ausreichende Deutschkenntnisse, das Fehlen von Vorstrafen und das Absolvieren eines Einbürgerungstests, bei dem 17 von 33 Fragen zur Gesellschaft und Geschichte Deutschlands richtig beantwortet werden müssen. Erkannt werden muss zum Beispiel, was soziale Marktwirtschaft bedeutet, ob und wer die Pressefreiheit abschaffen kann, was am 8. Mai 1945 passierte, was das Wahlrecht bedeutet oder welche Steuern ein Angestellter bezahlen muss.

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