65-Jähriger beleidigt zwei polnische Frauen in Heidenheimer Supermarkt
Wenn die Schlangen an Supermarktkassen lang sind, ist der Stress oft groß. Manchen Kunden kann es einfach nicht schnell genug gehen. So ging es auch einem 65-jährigen Heidenheimer, der nun wegen Volksverhetzung, Bedrohung und Beleidigung vor dem Amtsgericht stand. Was war passiert?
Klar ist, dass der Angeklagte Ende Juni dieses Jahres an der Kasse eines Supermarktes in den Seewiesen und auf dem Parkplatz des Ladens zwei polnische Frauen mehrfach auf teilweise üble Art und Weise beleidigt hat. Wie der Angeklagte selbst bestätigte, fielen dabei auch die volksverhetzenden Aussagen "Euch hat man wohl vergessen zu vergasen" und "Wenn Hitler noch wäre, dann wärt ihr gar nicht nach Deutschland gekommen".
Auslöser: Einkäufe nicht aufgelegt
Der Auslöser der Auseinandersetzung war laut dem Angeklagten, dass die Geschädigten ihre Einkäufe nicht auf das leere Kassenband legten, obwohl er sie mehrfach darum gebeten habe. Das bestritt die 25-jährige Steinheimerin, die mit ihrer polnischen Tante im Laden war. Zudem versicherte sie, keinerlei Beleidigungen entgegnet zu haben. Der 65-Jährige gab an, als "Scheißdeutscher" beleidigt worden zu sein.
An der Kasse bereitete die Kassiererin, die ebenfalls vor dem Amtsgericht aussagte, dem Streit lautstark ein Ende – vorerst. Denn am Ausgang des Ladens warteten die beiden Frauen bereits auf den Angeklagten. So zumindest seine Version, während die Steinheimerin angab, sich mit anderen Kunden über den Vorfall unterhalten zu haben. Für die junge Frau war es in doppelter Hinsicht eine komplizierte Situation, da ihre nicht-deutschsprachige Tante über den gesamten Verlauf wissen wollte, was denn überhaupt los sei.
Weil der Mann auch auf dem Parkplatz Beleidigungen äußerte, rief die junge Frau die Polizei. Diese bat die 25-Jährige, den Angeklagten im Blick zu behalten. Dieser sagte vor Gericht: "Die Frau hat mich auf jeden Schritt verfolgt."
Angeklagter entschuldigt sich
Die Version des Angeklagten wich zwar teilweise stark von den Schilderungen der übrigen Prozessbeteiligten und der Kassiererin ab, doch er zeigte sich reumütig und gestand die Tat. In Richtung der 25-Jährigen sagte er: "Es tut mir wirklich leid, dass ich das gesagt habe." Zudem versicherte er, keinerlei Sympathien für Hitler und den Nationalsozialismus zu haben.
Richter Dr. Christoph Edler schloss sich mit seinem Urteil der Forderung der Staatsanwältin an: Der Angeklagte erhielt eine Geldstrafe von 100 Tagessätzen zu je 30 Euro, was insgesamt 3000 Euro entspricht.