Unter uns

Warum ein Interview mit dem AfD-Kreisvorsitzenden Jochen Afheldt nicht veröffentlicht wird

Einen fairen Umgang mit ihrer Partei darf die AfD nicht erwarten, solange sie selbst keinen fairen Umgang mit anderen pflegt, meint Silja Kummer von der HZ-Redaktionsleitung.

Soll man einen fairen Umgang mit unfairen Vertretern einer Partei pflegen? Man kann sich diese Frage moraltheoretisch stellen oder einfach ganz praktisch: Angesichts der Enthüllungen des Recherchezentrums Correctiv über ein Treffen von AfD-Vertretern, Neonazis und Unternehmern und den nachfolgenden Demonstrationen für Demokratie und gegen die AfD bat die HZ-Redaktion den gewählten Kreisrat und Vorsitzenden des AfD-Kreisverbands Jochen Afheldt um ein Interview. Die Fragen erhielt er schriftlich und hat sie auch schriftlich beantwortet. Allerdings wollte Afheldt die endgültige Fassung des Interviews vor Veröffentlichung noch einmal zugeschickt bekommen. Dem hätte die Redaktion auch entsprochen. So weit, so normal.

Weder höflich noch fair

Was weder normal noch den Regeln der Höflichkeit und Fairness entsprechend lief, waren die Begleitumstände und was danach kam: Afheldt sandte der Kollegin, die Kontakt mit ihm aufgenommen hatte, neben seinen Antworten auch einen Aufnahmeantrag für die AfD. Aus ihrem professionellen Ansinnen, ein Interview zu führen, schloss der AfD-Vertreter offenbar, dass sie auch die Gesinnung seiner Partei teilt, was keineswegs der Fall ist.

Was er über die Arbeit der HZ-Redaktion generell denkt, teilte der AfD-Kreisvorsitzende in seinem Schreiben auch recht unverblümt mit. Die Unterstellungen reichten von Realitätsverlegung bis zu Diffamierung. Die gute Nachricht für Sie lieber HZ-Leser und liebe HZ-Leserin: AfD-Wählerpotenzial vermutet Afheldt bei Ihnen keines.

Im nächsten Schritt publizierte der AfD-Kreisverband das unbearbeitete Interview auf seiner Facebook-Seite, ohne vorherige Rücksprache mit der Redaktion. Dieser Schritt war nicht nur ein Verstoß gegen die Regeln des guten Umgangs miteinander, sondern auch gegen das Urheberrecht. Nach unserem Hinweis darauf wurde der Text entfernt. Die HZ-Redaktion entschloss sich aber auch dazu, ihrerseits auf die Veröffentlichung des Interviews zu verzichten, denn zu gewinnen ist im Umgang mit unfairen Menschen gar nichts.

Ich hoffe, Sie finden am Wochenende besseren Umgang und bessere Unterhaltung.

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