Spende nach Afrika

Warum eine Arztpraxis den Weg von Heidenheim nach Ghana antritt

Ende vergangenen Jahres hat der Heidenheimer Hautarzt Dr. Stefan Maurer seine Praxis in Mergelstetten geschlossen. Warum er die gesamte Einrichtung nach Afrika spendet.

29 Jahre lange führte Dr. Stefan Maurer eine Hautarztpraxis in Mergelstetten, Ende vergangenen Jahres wurde der letzte Patient behandelt. Inzwischen ist die Praxis geschlossen. „Ich habe sehr lange nach einem Nachfolger gesucht, allerdings leider vergeblich. Ich konnte niemanden finden, der die Praxis übernimmt“, so Maurer.

Das könnte auch damit zusammenhängen, dass die Facharztpraxis deutlich mehr anbot, als im Land allgemein üblich ist. „Ich habe zusätzlich eine große Homöopathie-Ausbildung absolviert, habe viele Hausbesuche gemacht und insgesamt rund 20 Seniorenheime mitbetreut“, sagt Maurer, „das ist in Baden-Württemberg eher ungewöhnlich und deshalb schwer vergleichbar.“

Nachdem festgestanden hatte, dass es mit der Praxis nicht weitergehen wird, stellte sich für Maurer die Frage, was mit der gesamten Einrichtung passieren soll. Da er selbst sehr aktiv in der katholischen Kirche ist, verfügt er über viele Kontakte. Unter anderem zu einem Bekannten, der bereits mehrere Transporte von Hilfsgütern, darunter auch Rollstühle, an eine Klinik im afrikanischen Ghana organisiert hat. „Dabei handelt es sich um ein Krankenhaus, das im Landesinnern, abseits der Hauptstadt liegt“, erzählt Maurer.

Er habe gehört, dass es dort, in Chindiri, an allem mangele, angefangen bei Papier und Kugelschreibern über Einrichtungsgegenstände bis hin zu medizinischem Gerät, Hygieneartikeln und Verbandsmaterial. Das römisch-katholische Krankenhaus St. Lukas sei für einen sehr großen Einzugsbereich zuständig und der Mangel sei alltäglich. „Erschwert wird die Situation dadurch, dass die Klinik in einer sehr ärmlichen Region liegt und die politische Situation sehr instabil ist“, so Maurer. Angesichts all dieser Umstände und über seinen Kontakt beschloss der Mediziner, die gesamte Ausstattung seiner Praxis an die Klinik in Ghana zu spenden.

Der Heidenheimer Hautarzt Dr. Stefan Maurer hat seine Praxis Ende vergangenen Jahres geschlossen. Rudi Penk

Und so fand Anfang des Monats an einem Wochenende bereits der Abbau der Möbel statt. „Das gesamte Mobiliar wurde abgebaut und in Kisten verpackt“, erzählt Maurer, der dabei auch selbst Hand anlegte. Glücklicherweise hätten auch zwei Schreiner und ein Inneneinrichtungs-Spezialist mitgeholfen. Vor allen Dingen beim Zerlegen der Einrichtung seien diese Fachleute enorm hilfreich gewesen, „sonst hätten wir das wahrscheinlich nicht geschafft.“

Zwei Tage lang war die sechsköpfige Truppe, zu der auch Maurers Frau gehörte, beschäftigt, inzwischen lagert alles in Kisten verpackt in der ehemaligen Hautarztpraxis. „Wir spenden nicht nur die Möbel, sondern auch ein paar technische Geräte, darunter eine Zentrifuge und ein Bestrahlungsgerät. Aber sonderlich viel Technik benötigt ein Hautarzt ohnehin nicht“, so Maurer. Natürlich geht auch Verbandsmaterial auf die Reise nach Afrika, auch wenn der Arzt schon einiges an Kollegen vor Ort weitergegeben hat.

Praxis wird verschifft

Am kommenden Wochenende sollen die ganzen Umzugskisten von einem Lkw abgeholt werden, der alles in den Hafen in Nürnberg bringt. Von dort aus wird die Ware in einem Container nach Hamburg verschifft, im Anschluss macht er sich auf die weite Reise nach Ghana. Persönlich hat Maurer bisher keinerlei Kontakte in die dortige Klinik, war auch nie vor Ort. „Ich kann nur hoffen, dass alles ankommt, aufgebaut und auch benötigt wird.“ Für die Transportkosten kommt Maurer selbst auf.

Ein wenig Wehmut spielte natürlich schon mit, als Maurer nach so vielen Jahren seine Praxis in Mergelstetten schließen musste und die Möbel abgebaut hat. „Aber durch die Spende kann ich immerhin noch etwas Sinnvolles bewirken. Es gibt so viel Elend, auf der Welt, und wenn man ein bisschen helfen kann, ist das gut.“ Ob er selbst mal nach Ghana reisen will, um sich ein Bild von der Situation vor Ort zu machen? „Es könnte durchaus sein, dass wir mal dorthin fahren, Frau und ich reisen gerne“, sagt Maurer.

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