Opernfestspiele Heidenheim

Warum die Regisseurin Rosetta Cucchi empfiehlt, sich der Realität zu stellen

Die italienische Regisseurin Rosetta Cucchi inszeniert bei den Heidenheimer Opernfestspielen Giacomo Puccinis „Madama Butterfly“.

Pesaro. Klingt nach Musik. Und klingt nach Oper. Gioachino Rossini wurde in dieser Stadt an der Adria geboren. Renata Tebaldi. Und auch Rosetta Cucchi. Die Italienerin hat als Pianistin zahlreiche Wettbewerbe gewonnen. Aber sie ist auch bei der Oper gelandet. Als Regisseurin. Was sie für Heidenheim noch interessanter macht. Denn Rosetta Cucchi aus Pesaro inszeniert auf dem Schlossberg „Madama Butterfly“.

In Heidenheim war sie zuvor nie. „Aber Marcus Bosch kenne ich schon lange.“ Beide sind sie nicht nur Musiker und im Operngeschäft tätig. Beide stehen auch einem Festival vor. Bosch in Heidenheim, das muss man hier niemandem erzählen, und Cucchi in Wexford in Irland. „Jedenfalls bin ich sehr gern hergekommen, als Marcus mich für dieses Jahr eingeladen hat.“ Und war „sehr angenehm überrascht“, wie sie erzählt. „Es ist wirklich schön hier, sehr ruhig, sehr gut organisiert und mit viel Grün. Bellissimo.“

Die Quintessenz: Butterfly soll sich aus ihrer Traumwelt befreien

Am Klavier fing alles an. Rosetta Cucchi erspielte sich als Pianistin rasch einen in der Szene klangvollen Namen, sowohl als Solistin als auch als Klavierbegleiterin, unter anderem von Juan Diego Flórez. Nebenbei machte sie allerdings auch eine Karriere als Regisseurin und Drehbuchautorin und ist heute, wenn es um Opernregie geht, nicht nur in ihrer Heimat sehr gefragt, sondern gewissermaßen auch ein italienischer Exportschlager, der Duftmarken von Lübeck bis Boston oder Sidney gesetzt hat.

„Butterfly“ ist eine einfache Geschichte, oder? „Nein“, sagt Rosetta Cucchi. „Es ist alles andere als eine einfache Geschichte. Außer für Butterfly, die in einer Traumwelt lebt und die Realität einfach ausblendet. Bis ganz zum Schluss. Als sie sich dann gestattet, die Realität wahrzunehmen, hält sie sie nicht aus.“ Und die Quintessenz der Geschichte? „Du bist allein auf dieser Welt“, sagt die Regisseurin. „Und es ist besser, sich der Realität zu stellen, als in einer Traumwelt zu leben.“

Bliebe noch, zu fragen, warum man sich die Heidenheimer „Butterfly“ unbedingt anschauen und anhören sollte. Rosetta Cucchi zögert keine Sekunde mit ihrer Antwort: „Weil 'Madama Butterfly' eine der schönsten Opern ist, die jemals geschrieben worden sind. Es ist ein fantastisches Drama – und die Realität geht schließlich alle etwas an.“

„Madama Butterfly“ in Heidenheim ist eine zeitlose Geschichte

Claudia Pernigotti nickt. Das sieht sie genauso. Und wie die Regisseurin Rosetta Cucchi, ist deren Kostümbildnerin davon überzeugt, dass „Madama Butterfly“ eine zeitlose Geschichte ist. Die Kostüme für die Heidenheimer „Butterfly“, so viel verrät Claudia Pernigotti, gehen auf Eindrücke zurück, die sie in Shibuja gesammelt hat, einem Stadtviertel von Tokio, wo sich an der Grenze zum Rotlichtbezirk Mädchen wie „Butterfly“ anbieten. Die Heidenheimer „Butterfly“ jedenfalls, sagt Rosetta Cucchi, „spielt im Hier und Heute“.

Die Regisseurin und die Kostümbildnerinnen arbeiten übrigens schon seit vielen Jahren zusammen. Claudia Pernagotti war, ehe sie ins freie Fach wechselte, von 2000 bis 2013 die Leiterin der Kostümabteilung am Teatro Comunale in Bologna und auch schon, ehe sie Rosetta Cucchi traf, eine gefragte Kostümbildnerin in Italien.

Fürs „Butterfly“-Bühnenbild auf dem Schlossberg ist Tassilo Tesche zuständig. Den wiederum kennt man in Heidenheim schon. Tesche hat hier schon dreimal zuvor fürs Bühnenbild gesorgt: 2012 für den „Zorro“ der Jungen Oper, 2014 für den Doppelabend mit „Bajazzo“ und „Cavalleria rusticana“ und 2022 für „I due Foscari“.

Zum ersten Mal in Heidenheim wiederum ist die Hundedame Adina. Sie ist mit Rosetta Cucchi angereist und insofern absolut opernerprobt. Selbstverständlich hat sie ihren Namen von einer Opernheldin. Allerdings stand für sie nicht die berühmte Adina aus Donizettis „L’elisir d’amore“ Patin, sondern die weniger bekannte Titelheldin einer Rossini-Oper, die Rosetta Cucchi beim Rossini-Festival inszeniert hat. Womit wir wieder in Pesaro wären.

Kurzfristig gibt es wieder Premierenkarten

Die Heidenheimer „Madama Butterfly“ hat am Donnerstag, 4. Juli, Premiere. Die Vorstellung beginnt um 20 Uhr, bei schönem Wetter im Rittersaal auf Schloss Hellenstein, bei ungünstiger Witterung im Festspielhaus. Wettertelefon ab 18 Uhr: 07321.327-4220. Kurzfristig sind auch wieder Karten für die Premiere zu haben, nachdem einige reservierte Billett zurückgegeben worden sind.

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