Warum es sich lohnt, mal ein Brot selbst zu backen
Sorgsam wird das Tuch angehoben, unter dem sich die Masse in den vergangenen Stunden gefühlt verdreifacht hat. Dann kommt einmal mehr der vorsichtige Griff mit den bemehlten Händen, der Teig wird leicht angehoben, sachte gedehnt und dann übereinander gefaltet. Das geht seit vier Stunden so, im halbstündigen Rhythmus. Der Ofen heizt bereits vor, nicht mehr lange, dann wird der Teig, der schon jetzt einen Duft in der Wohnung verbreitet, auf den Backstein befördert und kann zu dem werden, was er soll: leckeres, selbst gebackenes, frisches Brot.
Doch wie kommt man auf die Idee, ein Produkt, das es in jedem Supermarkt und natürlich in den Bäckereien zu kaufen gibt, selbst herzustellen? Es ist das Erlebnis, zu sehen und zu fühlen, wie etwas entsteht. Mit den eigenen Händen etwas zu schaffen, das am Ende unübertroffen schmeckt und zwar genauso, wie man es gerne hätte. Es ist das gute Gefühl, genau zu wissen, was in einem Lebensmittel enthalten ist. Brot backen ist Leidenschaft, Liebe zum guten Essen.
„Unser täglich Brot gib uns heute.“ Nicht nur dieses Zitat macht deutlich, welche Rolle Brot im alltäglichen Leben spielt. Und das nicht nur hierzulande, sondern in wohl allen Kulturen und Religionen steht Brot als Synonym für Nahrung. Brot ist aus der täglichen Ernährung nicht wegzudenken und so nimmt es kaum Wunder, dass es unzählige Arten der Zubereitung gibt, wie aus Mehl, Wasser und Gärmittel ein wohlschmeckendes und nahrhaftes Lebensmittel hergestellt werden kann.
Und das lässt sich auch recht einfach und ohne großes Zubehör selbst ausprobieren. Denn wer einmal selbst Brot gebacken hat, die Zutaten selbst zusammengerührt, den Teig mit eigenen Händen geknetet hat, der weiß dieses alltägliche Lebensmittel erst richtig wertzuschätzen. Zu sehen, wie sich ein Teig mit der Zeit entwickelt, wie er reift und dann im Backofen zur Vollendung gebracht wird, ist ein Erlebnis. Wenn sich der Duft des frisch gebackenen Brotes in der Wohnung verteilt, man es kaum erwarten kann, bis es ausgekühlt ist und angeschnitten werden kann, dann entwickelt sich ganz automatisch ein völlig neues Verhältnis zum Verzehr aber auch ein anderes Verständnis gegenüber dem Bäckerhandwerk. Natürlich schwingt auch Stolz mit, Stolz darauf, etwas geschaffen zu haben, was man bisher nur gekauft hat.
Viel braucht es nicht, um selbst zu backen: Mehl, Wasser, Hefe, Salz, einen Backofen. Und Sauerteig. Der dient als Triebmittel und macht das Brot erst so richtig bekömmlich. Herstellen lässt sich das Anstellgut mit etwas Geschick und Geduld selbst, auch dafür braucht es kein fertiges Produkt. Ebenso wenig wie fertige Brotback-Mischungen, denn nur wer alle Zutaten selbst zusammenmischt, weiß genau, was in seinem Brot enthalten ist. Und kann damit den Geschmack gezielt steuern: etwas mehr Salz, ein bisschen Kümmel, vielleicht Zwiebeln oder exotische Gewürze: Erlaubt ist, was gefällt – und schmeckt.
Die Vielfalt an Broten, die jeder selbst backen kann, ist riesig. Vom Ciabatta über Misch-, Vollkorn- und Weißbrote bis hin zu Baguettes – der Fantasie sind beim Brotbacken keine Grenzen gesetzt. Vorausgesetzt, die Zutaten stimmen. Und zu denen gehört auch jede Menge Zeit und Geduld. Denn für ein gelungenes Brot ist kaum etwas essentieller, als dem Teig genügend Zeit zu geben, sich zu entwickeln. Je nach Sorte kann das durchaus mal einen ganzen Tag dauern, währenddessen der Teig immer wieder angefasst, geknetet, gedehnt, gefaltet, belüftet wird. Der zeitliche Aufwand hält sich in Grenzen, doch das Endergebnis kann in jedem Fall überzeugen und ist alle Mühen wert.