Warum im Landkreis Heidenheim in 20 Jahren 5.300 Seniorenwohnungen benötigt werden
In zwanzig Jahren werden im Landkreis Heidenheim rund 33.500 Menschen zur Altersgruppe „67plus“ gehören – gut 6.400 mehr als heute. Darauf hat die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) hingewiesen und befürchtet durch die kommende Rentnergeneration der Baby-Boomer einen zunehmenden Mangel an altersgerechten Wohnungen. Die Gewerkschaft beruft sich dabei auf neueste Zahlen, die das Pestel-Institut bundesweit für Städte und Kreise ermittelt hat. Die Wissenschaftler haben die Bevölkerungsentwicklung im Rahmen einer Studie zur künftigen Wohnsituation von Senioren für den Bundesverband des Deutschen Baustofffachhandels (BDB) untersucht.
Dann steuern wir sehenden Auges auf eine graue Wohnungsnot zu.
Andreas Harnack, Regionalleiter der IG BAU Baden-Württemberg
„In den kommenden Jahren werden im Kreis immer mehr ältere Menschen eine barrierearme Wohnung brauchen – ohne Treppenstufen, dafür mit bodengleicher Dusche und genügend Platz für das Rangieren mit Rollator und Rollstuhl“, so Andreas Harnack, Regionalleiter der IG BAU Baden-Württemberg. Die Zahlen müssten den Wohnungsbaupolitikern schon jetzt Kopfzerbrechen bereiten, denn nach Angaben des Pestel-Instituts benötigen bereits heute mehr als 4.550 Haushalte im Kreis Heidenheim eine Seniorenwohnung, weil in ihnen Menschen im Rentenalter leben, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind. In zwanzig Jahren werden nach Berechnungen der Wissenschaftler über 5.300 solcher Wohnungen gebraucht. “Dann steuern wir sehenden Auges auf eine graue Wohnungsnot zu“, so Harnack.
Der Boomer-Generation drohen künftig zwei Dinge
Neben dem Mangel an altersgerechten Wohnungen befürchtet die IG BAU auch eine zunehmende Altersarmut durchs Wohnen. So drohten bei der Boomer-Generation künftig zwei Dinge: Erstens die Gefahr eines sinkenden Rentenniveaus und zweitens steigende Kosten fürs Wohnen. Mieter seien hier genauso betroffen wie Menschen mit Wohneigentum, wenn beim Einfamilienhaus oder bei der Eigentumswohnung Sanierungen fällig würden.
„Wenn die Wohnkosten weiter in dem Tempo der letzten Jahre steigen, werden viele Senioren, die damit heute längst noch nicht rechnen, ihren Konsum einschränken müssen“, so der Regionalleiter. Deshalb würden im Kreis Heidenheim künftig deutlich mehr Menschen als heute auf staatliche Unterstützung angewiesen sein.
Klare finanzielle Anreize sind nötig
Um den Wohnungsmarkt für die kommende Rentnergeneration besser vorzubereiten, fordert die IG BAU die Schaffung von mehr preiswertem, vor allem aber auch altersgerechtem Wohnraum. Deshalb brauche man für den heimischen Wohnungsmarkt klare finanzielle Anreize, so Harnack. „Angesichts der drohenden grauen Wohnungsnot ist deutlich mehr Geld für den Neubau von Seniorenwohnungen, aber auch für die altersgerechte Sanierung bestehender Wohnungen erforderlich.“ Hier seien alle gefordert – Kommunen, Land und Bund.
Das Geld wird dringend gebraucht. Aber es reicht bei Weitem nicht.
Andreas Harnack, Regionalleiter der IG BAU Baden-Württemberg
Das Bundesbauministerium stelle in diesem Jahr einen Fördertopf von 75 Millionen Euro über die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) für den altersgerechten Umbau von Wohnungen zur Verfügung. „Das Geld wird dringend gebraucht. Aber es reicht bei Weitem nicht.“ Bereits im vergangenen Jahr war die gleiche Fördersumme binnen sechs Wochen leergefördert, so Harnack. „Da muss mehr passieren.“
Zusätzlich schlägt die IG BAU eine Selbstverpflichtung für große Wohnungskonzerne vor. Andreas Harnack: „Mit Blick auf den eklatanten Mangel an Seniorenwohnungen sollten sich die Wohnungsunternehmen verpflichten, einen bestimmen Anteil freiwerdender Wohnungen altersgerecht umzubauen.“ Dieser sollte bei mindestens 20 Prozent liegen.