Einfach loslegen und bauen geht nicht. Schon als der 1. FC Heidenheim noch in der zweiten Liga spielte und der Aufstieg in die Bundesliga noch nicht in Sicht war, war klar, dass sich an der Situation auf dem Schlossberg etwas ändern muss: Die Voith-Arena ist zu klein, die Verkehrssituation an Heimspieltagen gelinde gesagt unbefriedigend. Deshalb haben die Bemühungen des Vereins und der Stadt, daran etwas zu verändern, schon vor Jahren begonnen.
Schon seit mehr als einem Jahr steht fest, dass der FCH gerne zwei Parkhäuser bauen möchte, eines für die eigenen, eines für Gäste-Fans. Darüber hinaus ist vorgesehen, die derzeitige Parkfläche vor dem Stadion zu einem großen Busbahnhof zu machen, um den Verkehr der Shuttle-Busse, die die Menschen auf den Schlossberg bringen, zu erleichtern. Erst wenn diese infrastrukturellen Probleme gelöst sind, das haben die FCH-Verantwortlichen von Anfang an betont, soll es eine Aufstockung des Stadions von 15.000 auf 25.000 Gäste geben.
Drei Verfahren laufen noch
Doch bevor der erste Bagger anrücken kann, gilt es noch, drei Verfahren abzuschließen: ein Zielabweichungsverfahren im Regionalplan, denn der ist Grundlage für den Flächennutzungsplan, welcher wiederum die Grundlage für einen Bebauungsplan darstellt. Diese drei Pläne müssen an die zukünftige Gestaltung des Bereichs rund um die Voith-Arena angepasst werden, und das ist ein höchst aufwändiges Verfahren. Ein Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan „Fußballstadion/Heeracker/Katzental“ wurde vom Heidenheimer Gemeinderat bereits im Dezember 2020 gefasst. Der Beschluss zur Änderung des Flächennutzungsplans folgte im April 2021. Seither laufen die Verfahren. Weil es seitdem zu Veränderungen in der Planung des FCH kam, muss der Bebauungsplan nun eine zweite Offenlegung durchlaufen, dies hat der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung beschlossen.
Notwendig war das aufgrund einer großen Veränderung gegenüber dem ursprünglichen Entwurf: Eigentlich war vorgesehen, nördlich des Stadions ein neues Verwaltungsgebäude zu errichten, doch hat der FCH diese Überlegungen inzwischen verworfen. In der Folge wird die Fläche, die neu überplant werden muss, kleiner. Dadurch verringert sich auch der notwendige Waldabstand. „Auf das Baufeld für die Verwaltung hatten wir aufgrund des dafür notwendig werdenden Waldabstands zugunsten des Waldes verzichtet. Die Flächen werden stattdessen im Stadion mit untergebracht“, sagt Petra Saretz, FCH-Vorstand Organisation und Lizenzierung.
Abschluss bis Ende des Jahres
Was sind die nächsten Schritte im Verfahren? „Der Plan wird jetzt erneut für einen Monat öffentlich ausgelegt, es können erneut Stellungnahmen abgegeben werden. Parallel dazu läuft das Zielabweichungsverfahren zum Regionalplan, dafür ist das Regierungspräsidium zuständig“ erklärt Ralf Käpplinger, Fachbereichsleiter für Stadtentwicklung, Umwelt und Vermessung. Alles in allem strebe man im Rathaus an, bis zum Jahresende einen Satzungsbeschluss für den Bebauungsplan zu erwirken.
Darauf hofft man auch beim FCH: „Wir begleiten das baurechtliche Verfahren mit unserem Know-how und tragen die Kosten für sämtliche externen Gutachten, die zu erstellen sind, beispielsweise auch neue Verkehrsplanungen oder Überprüfungen von vorhandenen Gutachten. Eine abschließende Detailplanung wird erst nach vorliegendem und genehmigtem Satzungsbeschluss gemacht, weil dieser dann die Basis für alle Planungen sein wird“, so Saretz.
Baubeginn erst im kommenden Jahr
Doch auch wenn der Bebauungsplan gültig ist, werden nicht sofort die Bagger anrücken. „Wir werden eine Planungsphase benötigen, um seriös zu planen. Dann müssen Grundstücksfragen geklärt werden, Baugenehmigungen erteilt werden, danach kann der Bau beginnen“, erläutert Saretz. Aktuell rechnet sie mit einem Baubeginn frühestens in der zweiten Jahreshälfte 2025. Welche Baumaßnahmen zuerst stattfinden, und wie der Ablauf sein wird, müsse noch mit den Experten abgestimmt werden. „Aus unserer Sicht muss zunächst der Shuttle funktionieren, um die Menschen zu unseren Spielen auf den Schlossberg zu bringen“, so das FCH-Vorstandsmitglied. Ausschreibungen für die Bauarbeiten gebe es bisher nicht, ebenso wenig wie eine abschließende Detailplanung.
FCH spielt mit Ausnahmegenehmigung
Eigentlich müsste die Voith-Arena deutlich mehr Sitzplätze aufweisen können als vorhanden sind, damit hier Bundesliga-Spiele stattfinden dürfen. Denn durch den Aufstieg des FCH gibt es von Seiten der Deutschen Fußball Liga unterschiedliche Auflagen, unter anderem, was die Zuschauerkapazität betrifft. Für Spiele in der 1. Liga fordert die DFL 15.000 Plätze im Stadion. Allerdings müssen davon mindestens 8000 Sitzplätze sein. In der 2. Bundesliga reichen 4500, und genau so viele hat die Voith-Arena momentan.
Für die zu Ende gehende Saison hat der FCH eine Ausnahmegenehmigung erhalten, um hier Heimspiele abhalten zu dürfen. Diese Ausnahmegenehmigung wurde auch für die kommende Saison erteilt. Durch eine Aufstockung des Stadiongebäudes mit einem Oberrang können weitere 8000 Plätze geschaffen werden. Diese sind dann ausschließlich Sitzplätze.
Da auch die Verantwortlichen bei der DFL wissen, dass der Ausbau eines Stadions nicht von einem Tag auf den anderen erfolgen kann, muss für eine Ausnahmegenehmigung nachgewiesen werden, dass entsprechende Bemühungen vorhanden sind. Das ist durch die aktuell laufenden Planungen gegeben.