Ausbildung

Beste Chancen auf den Traumberuf: Immer noch fast 1000 Lehrstellen in Ostwürttemberg frei

Mehr Angebote als Bewerber: Die adäquate Besetzung von Ausbildungsstellen bleibt weiterhin eine Herausforderung für Ausbildungsbetriebe. Obwohl das neue Ausbildungsjahr bereits begonnen hat, sind fast 1000 Lehrstellen noch unbesetzt.

Vor über 10 Jahren gab es auf dem Ausbildungsmarkt erstmals die Situation, dass es mehr Ausbildungsstellen gab als Bewerberinnen und Bewerber. „Das war eine ziemlich große Veränderung!“, erinnert sich Claudia Prusik, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Aalen. „Davor hatten es die Schülerinnen und Schüler deutlich schwerer, einen Ausbildungsplatz zu finden“, so Prusik.

Das hat sich zwischenzeitlich gewandelt. Die Jugendlichen können oft zwischen mehreren Angeboten wählen. Aktuell kommen rein rechnerisch auf eine Bewerberin oder einen Bewerber in Ostwürttemberg 1,7 betriebliche Ausbildungsstellenangebote (letztes Jahr waren es 1,5 Angebote).

„Für die jungen Menschen eine tolle Sache – die Chancen seinem Traumberuf oder einer passenden Alternative nachzugehen und sich selbst zu verwirklichen, sind besser denn je“, erklärt Prusik.
„So schön sich die Situation für die Bewerberinnen und Bewerber darstellt – für die regionalen Ausbildungsbetriebe bringt dies neue Herausforderungen bei der adäquaten Besetzung ihrer Ausbildungsstellen mit sich.

Nachwuchs für Arbeitgeber mittlerweile ein Luxusgut

Dies wird auch daran deutlich, dass wir derzeit noch 962 unbesetzte Ausbildungsstellen für den diesjährigen Ausbildungsbeginn zur Verfügung haben. Nachwuchs aus den eigenen Reihen ist für manche Arbeitgeber zwischenzeitlich zum Luxusgut geworden und sie müssen sich schon deutlich ins Zeug legen, um die Jugendlichen auf ihr Unternehmen aufmerksam zu machen und für sich zu gewinnen.

Die Unternehmen sehen sich einem zunehmenden Bedarf an Fachkräften gegenüber, den sie immer schwieriger decken können. Dabei bilden die Betriebe in unserer Region in vielen unterschiedlichen und sehr interessanten Berufsfeldern aus, sodass bestimmt für jeden jungen Menschen etwas Interessantes, wenn nicht sogar einer ihrer Wunschberufe, dabei sein sollte“, meint Claudia Prusik.
 
Sie appelliert an die Jugendlichen: „Bitte bezieht all die tollen Möglichkeiten, die Euch in Ostwürttemberg geboten werden, von der Ausbildung – schulisch wie dual – bis hin zu den unterschiedlichen Studienwegen in Eure Überlegungen auf dem Weg ins Berufsleben mit ein. Gerne unterstützt Euch dabei die Berufsberatung der Agentur für Arbeit. Es gibt nicht nur die Top Ten der Ausbildungsberufe und Studiengänge. Ihr erarbeitet Euch damit ein Fundament im Leben, das Euch niemand mehr nehmen kann. Die gesammelten Erfahrungen, egal für welchen Weg Ihr Euch entscheidet, sind wertvoll und geben Orientierung für die weitere berufliche Zukunft!“.
 

Ausbildungsmarktbilanz 2023/2024 (Stichtag 30. September 2024)

Der Ausbildungsmarkt ist weiterhin ein starker Bewerbermarkt: 4143 Ausbildungsstellen (127 Stellen mehr als 2023) stehen 2397 gemeldeten Bewerberinnen und Bewerbern (245 und damit 9,3 Prozent weniger als im Vorjahr) gegenüber.

962 Stellen und damit 11,6 Prozent mehr als im Vorjahr blieben unbesetzt.
Dem gegenüber suchten zum 30. September 2024 noch insgesamt 199 Jugendliche und junge Erwachsene einen Ausbildungsplatz. Davon blieben 35 vollständig unversorgt und 164 suchten zwar weiter, aber nahmen eine Alternative auf, das sind 26,2 Prozent mehr als im vergangenen Jahr.

100 unbesetzten betrieblichen Ausbildungsstellen stehen damit rein rechnerisch vier Ausbildungsplatznachfragen (unversorgte Bewerberinnen und Bewerber) gegenüber.

1314 der Bewerberinnen und Bewerber sind erfolgreich in Ausbildung eingemündet (darunter 185 mit ausländischer Staatsangehörigkeit, von denen 44 Personen im Kontext einer Fluchtmigration stehen).
 
Dr. Tobias Mehlich, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Ulm: „Wir arbeiten aktiv daran, im kommenden Jahr wieder mehr junge Menschen in das regionale Handwerk zu bringen.“

Um das trotz demografischen Wandels und weniger potenziellen Lehrlingen zu erreichen, setzt die Handwerkskammer Ulm dabei auf verschiedene strategische Projekte: „Einerseits intensivieren wir die Zusammenarbeit mit Schulen in Form von Praktikumswochen, Bildungspartnerschaften und einer stärkeren Präsenz an Gymnasien, andererseits setzen wir aber auch auf ausländische Fachkräfte.“ So sollen im kommenden Jahr bis zu 80 junge Menschen aus Indien eine Ausbildung in der Region starten.

Handwerk bietet Platz für Absolventen aller Schulen: Wir brauchen die Besten, um unsere Betriebe und die Kundenwünsche bedienen zu können. Aber wir geben auch jedem anderen Schulabgänger eine Chance, der im Handwerk arbeiten und lernen will – egal, wo er oder sie herkommt und egal, wie alt jemand ist“, so Mehlich. Und weiter: „Junge Nachwuchshandwerkerinnen und -handwerker werden gebraucht. Die Handwerksbetriebe in der Region suchen weiterhin Personal und wollen ausbilden. Interessierte Jugendliche können unkompliziert auf einen der vielen Betriebe zugehen und auch jetzt noch eine passende Lehrstelle finden.“
 
Lisa Huurdeman, Kommissarische Bereichsleitung Bildung der IHK Ostwürttemberg, abschließend: „Angesichts des sich verschärfenden Fachkräftemangels gewinnt die Ausbildung junger Menschen einen noch größeren Stellenwert als bisher. Wir sehen die Duale Ausbildung weiterhin als die tragende Säule bei der Fachkräftesicherung und unterstützen diese tatkräftig.“
 

Leichtes Minus gegenüber dem Vorjahr

Die Handwerkskammer Ulm vermeldete zum Ausbildungsstart Anfang September in Ostwürttemberg insgesamt 758 neue Ausbildungsverträge (203 im Landkreis Heidenheim, 555 im Ostalbkreis). Das entspricht einem leichten Minus zum Vorjahr.