Kreisseniorenrat Heidenheim: Warum man sich mit dem eigenen Tod beschäftigen sollte
Niemand macht sich gerne bewusst, wie schnell sich das Leben von einem Tag auf den anderen ändern kann: Eine schlimme Diagnose, ein Unfall, ein Herzinfarkt oder Schlaganfall kann jeden treffen, egal, wie alt der Mensch ist. Wenn ein geliebter Mensch plötzlich nicht mehr bei Bewusstsein oder überraschend gestorben ist, müssen sich Angehörige mit der Frage auseinandersetzen: Wie soll ich jetzt handeln? Was würde mein Vater, meine Mutter oder mein Partner jetzt wollen?
Wer vorsorgt, macht es seiner Familie in einem solchen Fall leichter. Wie man aber Vorsorge trifft, welche Dinge man bestimmen kann, damit kennen sich die wenigsten Menschen aus. An diesem Punkt möchten einige Mitglieder des Kreisseniorenrats helfen: Sie haben eine Fortbildung bei der Esslinger Initiative absolviert, um kostenlose Beratungen anbieten zu können. Elisabeth Kömm-Häfner, Ingwald Schüßler sowie Rosmarie und Horst Helbich stehen nun für alle Fragen rund um Patientenverfügungen, Vollmachten und Betreuungsverfügungen bereit.
Menschenwürde und Selbstbestimmung
Der Kreisseniorenrat bietet schon seit 20 Jahren ein Heft mit dem Titel „Meine persönlichen Aufzeichnungen“ an, in dem es jedoch nur um den Fall des eigenen Todes geht. Hierin können neben Wünschen zur Form der Bestattung auch eine Übersicht über laufende Verträge oder Verbindlichkeiten festgehalten werden. Bei der Esslinger Initiative, die sich für die Wahrung von Menschenwürde und Selbstbestimmung im Alter und bei Krankheit einsetzt, stehen die Dinge, die vor dem Tod kommen, im Mittelpunkt.
Ab welchem Alter sollte man sich über den eigenen Tod Gedanken machen? „Ab 18, finde ich“, sagt Elisabeth Kömm-Häfner. „Wir wollen unser Angebot generationsübergreifend machen“, so die stellvertretende Vorsitzende des Kreisseniorenrats. „Ich finde es wichtig, dass innerhalb der Familie über solche Themen gesprochen wird“, ergänzt Rosmarie Helbich. Dies kann auch während eines Beratungstermins geschehen: „Es ist sogar hilfreich, wenn Angehörige mitkommen“, erläutert Elisabeth Kömm-Häfner.
Wer soll eine Vollmacht bekommen?
Um welche Fragen kann es ganz konkret bei einer Beratung gehen? Die Mitglieder des Kreisseniorenrats haben eine Mustermappe mit Formulierungsvorschlägen und Formularen für verschiedene Zwecke, an denen man sich orientieren kann. Was ist eine Patientenverfügung, wann erteilt man eine Gesundheitsvollmacht, wann besser eine Generalvollmacht? Aber auch: Wem gebe ich die Vollmacht, wie verhalten ich mich, wenn es mehrere Kinder gibt, von denen vielleicht nur eines in der Nähe wohnt? Sollen nur alle zusammen entscheiden können oder jedes alleine? „Manchmal kommen auch im Lauf des Gesprächs ganz andere Fragen heraus, als man anfangs dachte“, berichtet Rosmarie Helbich.
Bei vielen Fragen können die ausgebildeten Mitglieder des Kreisseniorenrats Vor- und Nachteile bestimmter Weichenstellungen aufzeigen, oft würde den Menschen auch im Gespräch bereits klar, was sie sich für den Fall wünschen, wenn sie nicht mehr selbst entscheiden können. „Die Fragen sind sehr unterschiedlich, je nach Lebenssituation“, so Elisabeth Kömm-Häfner. Aber die Beratung hat auch ihre Grenzen: „Wir sind nicht Schiedsrichter bei Familienstreitigkeiten“, sagt die Heidenheimerin. Ebenso sieht es beim Thema Erbschaft aus: „Bei Vermögensfragen verweisen wir an den Notar“, so Horst Helbich.
Einzelberatungen und Vorträge
Wer einen Gesprächstermin wünscht, kann sich unter Tel. 07321.321-2229 (Büro des Kreisseniorenrats) oder beim Ehepaar Helbich (Tel. 07323.5372.) melden. Die Beratungen finden entweder im Büro des Kreisseniorenrats (Landratsamt Heidenheim) oder die Berater machen einen Hausbesuch, je nach Wunsch. Die Mustermappe ist ebenfalls im Büro des Kreisseniorenrats erhältlich.
Über die Einzelberatungen hinaus halten die Mitglieder des Kreisseniorenrats auch Vorträge bei den Volkshochschulen im Landkreis Heidenheim, beispielsweise in der Arche in Dischingen am Donnerstag,
9. November, um 10 Uhr oder in der VHS Nattheim am Donnerstag, 25. Januar 2024, um 14 Uhr. Die Vorträge sind kostenlos, Anmeldung über die VHS Nattheim.