Vor wenigen Tagen ist überraschend die Grünen-Bundestagsabgeordnete Stephanie Aeffner gestorben. Die eigentlich als Nachrückerin vorgesehene Margit Stumpp aus Königsbronn verzichtet darauf, den dadurch freigewordenen Platz in der Fraktion zu übernehmen.
Landeswahlleiterin Cornelia Nesch teilte Stumpp am 20. Januar mit, nach Aeffners Tod aufgrund ihres Platzes auf der Landesliste in den Bundestag nachrücken zu können. Die 61-Jährige lehnt das ab. Der Tod ihrer Parteifreundin habe sie erschüttert, sagt sie, „ich kannte sie schon lange und habe sie als beharrliche Streiterin für Gleichstellung und soziale Gerechtigkeit sehr geschätzt“.
Zu wenig Zeit bis zur Bundestagswahl
Sie habe auf kommunaler wie auf Bundesebene immer ein Mandat angestrebt, „weil ich etwas bewegen wollte“, so Stumpp in einer auch über die sozialen Medien verbreiteten Stellungnahme. Angesichts der gegebenen Umstände und in der kurzen Zeit bis zur Wahl am 23. Februar sei es aber nicht mehr möglich, Themen zu setzen, „zumal als Nachrückerin und auch, weil ich für die nächste Legislatur nicht antrete“.
Stumpp, die an der Technischen Schule in Heidenheim unterrichtet, führt daneben berufliche Gründe an. An ihrem Arbeitsplatz würde sie durch einen Wechsel nach Berlin „mitten im Schuljahr eine Lücke hinterlassen, die nur schwer zu schließen ist“, gibt sie zu bedenken. Entweder müssten dann Kolleginnen und Kollegen, die ohnehin stark belastet seien, mit Mehrarbeit ein volles Deputat vertreten. Oder aber es fiele Unterricht aus. „Dies zu Lasten von Schülern und Schülerinnen“, so Stumpp, „die zum Teil bis heute mit den Folgen der Pandemie zu kämpfen und nur schwer in den Schulalltag zurückgefunden haben. Für diese jungen Menschen sehe ich uns in einer besonderen Verantwortung im Hinblick auf geregelte Abläufe und das Recht auf Bildung“.
2021 Einzug ins Parlament verpasst
Ihre Entscheidung sei ihr nicht leichtgefallen, betont Stumpp: „Ich war mit Leib und Seele Abgeordnete und hätte diese Arbeit sehr gerne fortgesetzt. Dafür hat das Wahlergebnis 2021 leider nicht gereicht.“ Stumpp kandidierte erstmals 2013 für die Grünen im Wahlkreis Aalen-Heidenheim, verpasste aber ein Mandat im Bundestag. Dieses sicherte sie sich 2017, als sie über die Landesliste ihrer Partei ins Parlament einzog. Vier Jahre später trat sie abermals an, allerdings verhinderte ein zu schlechter Platz auf der Landesliste den Wiedereinzug in den Bundestag. Als Kommunalpolitikerin gehörte Stumpp viele Jahre dem Königsbronner Gemeinderat, dem Heidenheimer Kreistag und dem Regionalverband Ostwürttemberg an.
Nach Stumpps Verzicht rückt nun der auf der Landesliste hinter ihr platzierte Johannes Kretschmann, Sohn des amtierenden baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann, für die Grünen in den Bundestag nach. Der 46-Jährige wird dem Parlament nur kurz angehören: Wie Margit Stumpp kandidiert auch er nicht bei der Wahl am 23. Februar.