Ausstellung im Kunstmuseum Heidenheim

Warum selbst dem Künstler Benjamin Moravec seine Werke rätselhaft bleiben

Zum Ende seiner Ausstellung im Kunstmuseum erläuterte der Künstler Benjamin Moravec, was die Malerei für ihn bedeutet.

Echt jetzt? Ja, die gleichnamige Schau im Heidenheimer Kunstmuseum, welche der visuellen Wahrnehmung und ihrer leichten Irreführung nachspürte, ist seit Sonntag Geschichte. Und mit ihr zu Ende gegangen ist zeitgleich im kleinen Kunstraum im Erdgeschoss die Einzelausstellung von Benjamin Moravec. Diese hatte unter dem Titel „Die Ränder der Fiktion“ mit nicht weniger irritierenden Bildwelten aufgewartet. Das am Samstagabend noch nachgeholte Künstlergespräch mit Benjamin Moravec wurde mit dieser Terminierung gleichsam auch zu einem Schlusswort. Deutlich war  im Raum spürbar: Das Heidenheimer Publikum wollte den Maler und seine Werke nur ungern ziehen lassen.

Gut 90 Minuten erzählte der in Frankreich geborene Künstler, der seit 20 Jahren in Nürnberg lebt, von seinem Drang Maler und nichts als Maler zu werden. Er berichtete vom Widerspruch der Eltern, beide Wissenschaftler, von guten und weniger guten Lehrmeistern, glücklichen Zufällen und dem Umstand, dass an Akademien in Frankreich zu dieser Zeit die Malerei bereits für tot erklärt war und an ihrer Stelle Film und Video gepriesen wurden. Kanalisiert wurde das Gespräch seitens des Kunstmuseums von Anja Marrack und dem Heidenheimer Künstler Rainer Joos.

Nicht ohne Selbstironie

Moravec, ein überaus freundlicher und offenherziger Gast, der auch mit einem Zug Selbstironie ausführlich Auskunft über sein Schaffen und Trachten gab, bleibt in seinen Arbeiten indes schweigsam und rätselhaft. Wenig ist auf der Leinwand wie es auf den ersten Blick scheint. Die Gemälde, besonders die großen Formate, zerfallen in verschiedene, verschachtelte Darstellungsebenen, die sich partiell  überlagern. Das Bild vertieft sich zum Bild im Bild, gemalte Muster weiten sich über den Bildrahmen auf die Wände des Museums aus. Installativ nennt Moravec sein Verfahren, das in dieser Intensität der Inanspruchnahme des gesamten Raums in Heidenheim erstmals zu sehen.war

Moravecs Gemälde zeigen Figuren und Situationen immer realistisch. Nicht selten zitiert er Inhalte aus der Kunstgeschichte. So wunderlich seine Bildwelten werden können, sein Pinselstrich ist immer auf klare Sachlichkeit bedacht - so wie ihn etwa auch die Surrealisten zogen. Kühl lassen seine Bilder den Betrachter nicht, ja sie können sogar invasiv wirken. Eine Frau aus dem 20-köpfigen Publikum erzählte, dass das Betrachten eines der kleinen Gemälde ganz tief in ihr Innerstes gegriffen und in ihr ein neues Verständnis für vergangenes Geschehen gegeben habe.

Moravec gibt seine Bilder ohne Intentionen frei, sie sollen nichts Bestimmtes bedeuten. Und er will auch seine Bilder nicht interpretieren. „.Ich kann nur den  Ansatz benennen, der mich dazu gebracht hat.“ Ansonsten sei er genauso verloren wie jeder andere Betrachter.

Süchtig nach Bildern

 Was seinen persönlichen Konsum visueller Eindrücken angeht, gibt sich Moravec als Bilder-Junkie. „Ich kann nicht aufhören, Bilder anzuschauen.“ Bewusst setzt er sich über Stunden Bildern aus allen Medienkanälen aus, lasse sich von diesen überfluten. All dies aber nimmt er nur in Kauf, um just dieses „eine Bild in meinem Kopf, um das allein es immer geht“, auf der Leinwand neu Gestalt werden zu lassen. Malerei, so  sagt es Moravec, sei für ihn Widerstand, ein Dagegenhalten in dieser zerstörerischen Bilderflut. Aber auch dies sagt Moravec:“Malen ist für mich ein Riesenspaß.“

Auch auf künstliche Intelligenz hat sich Moravek eingelassen. Mit zwiespältigen Empfindungen und einer Lösung. Unter den von der KI gestalteten Bildern sei eines gewesen, das ihn nicht mehr  losgelassen habe. Die Konsequenz: Ich musste es malen. Denn nur ein gemaltes Bild ist meine Wahrheit.“       

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