Schieneninfrastruktur

Warum sich der Güterverkehr in Ostwürttemberg auf die Straße verlagert

IHK-Präsident Markus Maier und Dr. Clarissa Freundorfer von der Deutschen Bahn diskutierten über die Herausforderungen der Schieneninfrastruktur und den Güterverkehr in Ostwürttemberg. Ein Problem: Preissteigerungen im Güterverkehr.

Markus Maier, der Präsident der IHK Ostwürttemberg, nutzte ein Treffen mit Dr. Clarissa Freundorfer, Konzernbevollmächtigte der Deutschen Bahn, um die zentralen Herausforderungen und Probleme der Schieneninfrastruktur und des Güterverkehrs anzubringen. Auch Unternehmensvertreter der Region Ostwürttemberg nahmen an dem Austausch teil. Im Fokus standen die Innovationsfähigkeit, Investitionsstaus und die zunehmende Verlagerung des Güterverkehrs auf die Straße.

Markus Maier machte beim Treffen deutlich: „Die Standortattraktivität hängt auch von der Anbindung ab – sowohl im Personennahverkehr als auch beim Transport von Gütern.“ Dr. Freundorfer betonte, dass der niedrige Innovationsgrad im Schienenverkehr ein zentrales Problem darstelle. „Die fehlende automatische Kupplung im Schienengüterverkehr ist ein gravierendes Beispiel, das jedoch nur auf europäischer Ebene gelöst werden kann – und das erfordert Milliarden-Investitionen“, sagte sie. Ein weiteres Problem sieht die Konzernbevollmächtigte im durch die Länder durchgesetzten Preisdeckel beim Personenverkehr. „Dieser zwingt uns, die Netzentgelte unverhältnismäßig zu erhöhen, was wiederum den Schienengüterverkehr belastet“, erläuterte sie.

Bedarf am Güterverkehr in Ostwürttemberg steigt im Mittelstand

IHK-Präsident Markus Maier hob hervor, dass auch der Bedarf im Mittelstand in der Region am Güterverkehr enorm sei und künftig weiter steigen werde. Die Preissteigerungen im Güterverkehr der vergangenen Jahre von über 20 Prozent und die Ankündigung weiterer Preiserhöhungen führen laut Maier allerdings zu einer Verlagerung des Verkehrs auf die Straße. Die betriebswirtschaftliche Tragfähigkeit des Schienenverkehrs sei damit zunehmend gefährdet. „Im Umkehrschluss müssen die Unternehmen allerdings ihre CO₂-Bilanz reduzieren, um klimaneutral zu werden. Dies gelingt allerdings nur, wenn der Schienenverkehr wirtschaftlich darstellbar ist“, so der IHK-Präsident.

In einigen Kommunen Ostwürttembergs wurden daher Railport-Lösungen untersucht. Railports sind multifunktionale Logistikzentren, die einen effizienten Umschlag zwischen den Verkehrsträgern Schiene und Straße ermöglichen. Bürgermeister a. D. Gerhard Kieninger, Vorsitzender des Regionalverbands Ostwürttemberg, berichtete über eine aktuelle Studie des Verbandes zu möglichen Standorten für neue Railports.

Darüber hinaus wurden übergeordnete Themen wie die bundesweit fehlenden Planungskapazitäten und zu lange Planungszeiten sowie der Fachkräftemangel diskutiert. Trotz regional einheitlicher Problemlage betonte Dr. Freundorfer, dass der Investitionsstau enorm sei, jedoch vom Bund mittlerweile mehr finanzielle Mittel bereitgestellt würden. Hierzu wurde ein neuer konzeptioneller Ansatz vorgestellt: Die Priorisierung von Projekten, wie etwa die Hochleistungs-Korridore, die bis 2035 saniert werden sollen.

Zentrale Ansatzpunkte der Schieneninfrastruktur

Betont wurde, dass die Einführung eines Stichtagsprinzips die Beschleunigung der Infrastrukturprojekte erheblich fördern würde. Somit könnten die ständigen Änderungen der Rechtsgrundlagen im Planungsprozess vermieden werden. Es sei unerlässlich, Sondervermögen auf Landes- und Bundesebene zu schaffen, um Planungs- und Finanzierungssicherheit zu gewährleisten, aber auch das Finanzierungssystem bedarf einer Reformierung. Abschließend gilt zu betonen, dass der Fachkräftemangel auch die Deutsche Bahn betrifft, es aber dringend eine Erweiterung der Kapazitäten der ausführenden Baufirmen sowie der Planungsfachleute geben muss.

Ostwürttemberg trägt das Thema Infrastruktur und Mobilität nach Berlin

Am 14. und 15. Oktober 2024 wird Ostwürttemberg das Thema Infrastruktur und Mobilität im Rahmen einer Präsentationsveranstaltung in Berlin weiter vorantreiben. Ziel ist es, die Anliegen und Herausforderungen der Region Ostwürttemberg auf Bundesebene deutlich zu machen und mit Entscheidungsträgern aus der Politik und den Bundesministerien in den Dialog zu treten. Weitere Informationen zur Veranstaltung sind unter https://event-ihk.de/berlin24 zu finden.

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