Mitte Januar laufen Sanktionen der Weltbank gegen Voith aus, die die Entwicklungsbank im April 2022 bekannt gegeben hatte. Betroffen vom Ausschluss aus Weltbank-finanzierten Projekten waren die Voith Hydro Holding und Voith Hydro Deutschland. Eine Voith-Tochter im Ausland, die Voith Hydro Shanghai, bleibt noch bis zum 11. Februar 2025 von Projekten ausgeschlossen, die die Weltbank finanziert. Zudem musste Voith eine Entschädigung in Höhe von rund 1,76 Millionen Euro an die betroffenen Länder bezahlen. Grund für die Sanktionen waren Unregelmäßigkeiten bei zwei Wasserkraft-Projekten in Pakistan und der Republik Kongo. Die Vorfälle resultieren aus den Jahren 2012 bis 2016.
Unzulässige Vorteile beim Angebot
Laut einer Pressemitteilung der Weltbank handelt es sich in Pakistan um das Projekt Tarbela IV, ein rund 200 Millionen Euro umfassender Großauftrag im Rahmen der Erweiterung des Kraftwerks am Tarbela-Staudamm, für den Voith 2014 den Zuschlag bekam. Die Weltbank erließ die Sanktionen aufgrund von „collusive and corrupt practices“, also Absprachen und Korruption im Zusammenhang mit dem Projekt.
Voith Hydro Deutschland und Voith Hydro Shanghai haben sich laut Pressemitteilung über einen Handelsvertreter unzulässige Angebotsvorteile verschafft, beispielsweise einen Vorabzugang über öffentliche Bedienstete zu vertraulichen Informationen. Zudem habe Voith Hydro Shanghai im Zusammenhang mit Entscheidungen während der Projektausführung unzulässige Zahlungen an den Handelsvertreter geleistet.
In der Republik Kongo hat Voith den Zuschlag zur Sanierung von zwei Blöcken des Wasserkraftwerks Inga 1 in einem Konsortium gemeinsam mit Elecnor erhalten. Auch dieses auf fünf Jahre angelegte Sanierungsprojekt wurde von der Weltbank finanziert. In der Mitteilung der Entwicklungsbank werden in diesem Zusammenhang „fraudulent practices“ (betrügerische Praktiken) als Grund für die Sanktionen genannt. Voith Hydro Deutschland habe es versäumt, Zahlungen an einen Handelsvertreter für dessen Tätigkeit während der Angebotsphase pflichtgemäß offenzulegen, so der Pressetext.
Voith kooperierte mit der Weltbank
Positiv hervorgehoben wird von Seiten der Weltbank die Kooperation von Voith sowie die freiwilligen Aktivitäten zur Schadensbehebung wie eine interne Untersuchung der Vorfälle sowie Konsequenzen für die Beteiligten. Im Voith-Konzernabschluss des Geschäftsjahres 2021/22 ist dazu zu lesen, man habe das seit 2018 laufende Verfahren mit der Weltbank im Rahmen einer Vergleichsvereinbarung beendet. „Im Zentrum standen dabei Verstöße einzelner Mitarbeiter mit Managementaufgaben“, die bei Voith Hydro Shaghai und Voith Hydro Deutschland beschäftigt waren. Das Unternehmen habe vollumfänglich mit der Weltbank kooperiert und aktiv bei der Aufklärung vor Ort unterstützt. „Voith hat nach Bekanntwerden der Vorfälle sofort die notwendigen personellen Konsequenzen gezogen und darüber hinaus damit begonnen, die Compliance-Regelungen im gesamten Unternehmen in Zusammenarbeit mit einem international renommierten Compliance-Experten über das ohnehin schon hohe Maß hinaus zu verschärfen.“ Unter Compliance versteht man bei Voith, dass die Mitarbeitenden darauf verpflichtet werden, geltendes Recht und unternehmensinterne Regeln einzuhalten.
Über die Pressemitteilung der Weltbank hinaus beantworten weder die Weltbank noch Voith weitere Fragen zu den Vorfällen.
Vorwürfe in Bezug auf Venezuela zurückgewiesen
Bereits 2019 hatte ein Ex-Mitarbeiter des österreichischen Konzerns Andritz Korruptionsvorwürfe erhoben. Dabei ging es um das Wasserkraft-Projekt Guri in Venezuela, bei dem Voith bis 2016 im Konsortium mit Andritz tätig war. Der ehemalige Geschäftsführer von Andritz in Mexiko hatte behauptet, Andritz habe Bestechungsgelder bezahlt, um den Auftrag für Guri zu bekommen. Auch die Geschäftsführung von Voith Hydro habe über die Praktiken Bescheid gewusst, so der Mann. Voith wies diesen Vorwurf damals zurück, man habe keinerlei Kenntnis über solche Praktiken, die unvereinbar mit dem Verhaltenskodex des Unternehmens seien.
Das sind die Aufgaben der Weltbank:
Die Weltbank (World Bank) ist eine Bankengruppe mit Sitz in Washington D.C. und eine Sonderorganisation der UN. Die Weltbankgruppe wurde 1945 gegründet und hatte ursprünglich den Zweck, den Wiederaufbau der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Länder zu finanzieren. Heute besteht die Kernaufgabe der Weltbankgruppe in der wirtschaftliche Entwicklung von weniger entwickelten UN-Mitgliedstaaten durch finanzielle Hilfen, Beratung sowie technische Hilfe zu fördern.