Warum Voith in Heidenheim trotz guter Auftragslage Stellen abbaut
Voith hat die Konzernbilanz für das Geschäftsjahr 2020/2021 vorgestellt, der Auftragseingang ist so hoch wie seit fast einem Jahrzehnt nicht mehr. Trotzdem soll in Heidenheim die Zahl der Vollzeitstellen bis 2026 von derzeit 3900 auf 3500 reduziert werden. Warum ist das so?
Toralf Haag: Voith ist in Deutschland nicht profitabel, wir verdienen unser Geld im Ausland. Der Zukunftsvertrag HDH 2026 ist ein wesentliches Instrument, um das zu ändern. Woran sich aber nichts ändern wird: Heidenheim ist und bleibt das Mutterschiff von Voith.
Wie ist der aktuelle Stand bei den Stellen in Heidenheim?
Im Rahmen des Zukunftsvertrags 2026 wurden in Heidenheim bislang rund 100 Stellen abgebaut, allerdings nicht durch betriebsbedingte Kündigungen, sondern beispielsweise durch natürliche Fluktuation, wie etwa durch Mitarbeitende, die in den Ruhestand gingen. Auch wenn der Stellenabbau durch die gute Auftragslage momentan stagniert, müssen wir dennoch an unseren Plänen festhalten, bis 2026 weitere Stellen abzubauen, um die Profitabilität des Standortes sicherzustellen.
Ebenfalls Bestandteil des Zukunftsvertrags ist es aber auch, dass Voith in den Standort Heidenheim investiert. Wie sieht es da aktuell aus?
Wir investieren in Heidenheim kontinuierlich in die Modernisierung des Standortes, wie zum Beispiel in den Neubau der Sozialräume, aber vor allem auch in die Entwicklung von innovativen nachhaltigen Zukunftstechnologien, wie beispielsweise die Versuchsstreichanlage von Voith Paper oder eine Pilotanlage für stationäre Stromspeicherung. Neben der Erhöhung unserer Effizienz durch Senkung von Kosten, wollen wir so neues Geschäft generieren und damit langfristig Arbeitsplätze sichern.
Gibt es auch innovative Ansätze hinsichtlich der Arbeitsabläufe?
In Heidenheim läuft bei Voith Paper das Pilotprojekt „deep work“. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollen während dieser Zeit ablenkungsfrei, das heißt ohne Telefon, E-Mail oder Besprechungen, an ihren Projekten arbeiten können. Wir würden das Modell gerne ausweiten.
Voith wird schon ab dem 1. Januar 2022 an allen Standorten weltweit CO2-neutral arbeiten und ist damit beim Klimaschutz ganz vorne dabei. Wie wird das erreicht?
Um Klimaneutralität zu erreichen, arbeiten wir an vier Säulen: Energieeffizienz, Eigenerzeugung aus erneuerbaren Quellen, Strombezug aus erneuerbaren Quellen und Kompensationsmaßnahmen. Die ersten drei Säulen bauen wir kontinuierlich weiter aus, die vierte reduzieren wir sukzessive.