Unter uns

Warum wir Förderprogramme für Innenstädte überhaupt brauchen

Man kann viel darüber meckern, was die Stadt Heidenheim unternimmt, um die Innenstadt attraktiver zu machen. Warum das aber überhaupt nötig ist, hat auch mit unserem eigenen Verhalten zu tun, meint Silja Kummer von der HZ-Redaktionsleitung.

Warum wir Förderprogramme für Innenstädte überhaupt brauchen

Wenn es einen Aufreger in den vergangenen Wochen gab, dann war es sicher das Wetter. Regen ohne Ende, Oktoberwetter im August und kaum einen Sommerabend, den man draußen verbringen konnte. In der Redaktion war ein vieldiskutiertes Thema: Was zieht man da an? Manche Kollegen kamen einfach im Pulli, einzelne sogar mit einem Unterhemd darunter. Andere blieben aus Prinzip kurzärmlig (weil ja Sommer ist), hatten aber den ganzen Tag eine Gänsehaut. Und eine Kollegin gestand, dass sie sogar nachts beim Schlafen Socken trägt.  Das Gute an der Situation: Endlich hatte die sogenannte Übergangsjacke ihren Auftritt, die normalerweise nur an zwei Tagen im Jahr zum Einsatz kommt, weil ja bekanntlich der Winter bei uns gerne direkt in den Sommer übergeht und umgekehrt.

Absolut passend zumindest zum kalendarischen Sommer ist die Sand-Aktion der Heidenheimer Stadtverwaltung, bei der es Sandkunst in der ganzen Stadt und einen Stadtstrand am Ende der südlichen Hauptstraße gibt. Und ebenfalls positiven Anklang finden die mobilen Beete, die die Innenstadt zieren. Die Sandkünstler, die in ganz Europa in Innenstädten unterwegs sind, waren ihrerseits hochentzückt vom Flair der Hinteren Gasse und dem schönen kleinen Schlossplatz mit dem Blick hinauf zum Hellenstein. Vermutlich muss man, wenn man schon länger hier lebt, manchmal bewusst hinschauen, um zu erkennen, dass es wirklich schöne Ecken in der Stadt gibt.

Und wie so oft gibt es angesichts der Aktionen in der Innenstadt auch Kritiker, die das viele Geld ganz schlecht angelegt sehen und finden, damit hätte man besser das Tierheim, bedürftige Menschen oder den Ausbau des Internets fördern sollen. So einfach ist das leider nicht: Das Geld kommt aus einem Fördertopf, der sich „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“ nennt. Drei Viertel des Geldes kommen vom Bund, ein Viertel steuert die Stadt Heidenheim bei. Heidenheim kann sich um ein solches Programm bemühen, das Geld aus Berlin bekommen und dann für den entsprechenden Zweck ausgeben – oder eben nicht. Dann werden andere Städte schöner und zukunftsfähiger.

Und man muss sich noch etwas klarmachen: Dass es überhaupt solche Förderprogramme für Innenstädte geben muss, hat ja einen Grund. Sie sind – dank Internet und globalen Riesenunternehmen – nicht mehr der natürliche Mittelpunkt einer Stadt, den jeder ansteuern muss, wenn er etwas einkaufen will. Und an dieser Entwicklung ist jeder von uns schuld, wenn er nicht ausnahmslos alles bei Einzelhändlern vor Ort ersteht.

Also, ab in die Innenstadt, vielleicht gibt es eine schicke Übergangsjacke. Schönes Wochenende!