Kunst im ehemaligen Autohaus

Was bei der "Open 2024" in Heidenheim zu sehen war

Zum 25. Mal fand in diesem Jahr die Kunstausstellung "Open" in Heidenheim statt. Was dort geboten war.

Der strahlende Sonnenschein am Muttertagswochenende versetzte die mehr als 2000 Besucherinnen und Besucher der diesjährigen „Open“-Ausstellung in der Schwabengarage in ebenso strahlende Laune. Zunächst betrat man hohe, lichtdurchflutete Räume, die Sonne schien durch die großen Fenster des ehemaligen Autohauses und zeigte die vielfältigen Kunstwerke in ihrer Pracht. Johanna Bauer brachte mit einer mehrteiligen textilen Arbeit, die sowohl Muster wie Text als auch asiatische Motive umfasste, ihr Gefühl zum Ausdruck: „It’s a terrible feeling to wonder what a life we’re leading“ – „es ist ein schreckliches Gefühl, sich zu wundern, was für ein Leben wir führen“ – und diese Worte und Bilder, Muster und Figuren gaben den Besuchern auf ihrem Rundgang Anregung und Staunen zugleich auf den Weg mit.

Man schlenderte vorbei an kleineren, aber ebenso beeindruckenden Arbeiten auf Papier von Günter Reichenbach, um dann im angrenzenden Raum die nächsten Kunstwerke auf sich wirken zu lassen. Da waren witzige Skulpturen von Günther Reger zu entdecken, an der Wand beeindruckende Werke von Axel Winter in Öl, Acryl und Lack, man blickte zu Boden auf Installationen der Stuttgarter Künstlerin Kerstin Schaefer oder bestaunte an den Glasfernstern lehnende „Bienenköniginnen“, „Seven Sisters“, starke Frauenfiguren, die ebenso in den Bann zogen wie die meterhohen Bild-Stab-Licht-Installationen von Günther Reger.

Kunst in fensterlosen Nischen

Plötzlich stellte man fest: Nicht alle Räume waren von Tageslicht erhellt, manche Künstler hatten sich bewusst zur Präsentation ihrer Werke für fensterlose Nischen entschieden. Jeder Raum, ob groß oder klein, hinter Glastüren oder Metall, mit alten Autoteilen und Maschinen am Boden – alles wurde miteinbezogen, war Kunst für sich und belebte das Auge. Überall entstanden Gespräche, und auch dies ist eine Besonderheit der „Open“: Nicht nur die verschiedenen Ausstellungsorte seit 25 Jahren – ein Künstler hatte die „25“ gleich in Kunst umgewandelt –, sondern auch die Begegnungen, sowohl zwischen den Mitgliedern des sich nach seinem Ursprungsort benennenden Vereins „Schmelzofen e. V.“, wie auch den Gastkünstlern und den zahlreichen Besucherinnen und Besuchern, machen den Reiz dieses beeindruckenden Gesamt-Events aus. Manche der Künstler sehen sich nur einmal im Jahr zu diesem Anlass und regen sich mit ihren Werken gegenseitig zu neuen kreativen Impulsen an.

Wieder mit dabei war auch der Exil-Heidenheimer Jürgen Stimpfig, vor einiger Zeit auch in der Galerie Fetzer in Sontheim/Brenz zu sehen und extra aus Paris angereist. Ein Mitglied der ersten Stunde, Beate Gabriel, ließ die Besucher in ein Meer aus Blau und Blumen eintauchen, und nebenan zauberte Edgar Braig mit herrlichen Skulpturen aus Holz, mit Installationen und viel Witz unter dem Titel „Die Helden der Kindheit“ – mit Anlehnungen an „Lurchi“, „Mecki“ und andere berühmte Figuren – den Betrachtern ein Lächeln ins Gesicht. Im oberen Stock ging die Faszination weiter: Ob die Mischtechnik-Bilder und Triptychon-Reihen von Annabel Angus, die fantastischen schwarz-weiß Fotografien von „Magma“ mit Szenen aus Neapel oder die großartigen Textilwerke der 70-jährigen Künstlerin Nicoline Koch-Lutz: Man kam aus dem Staunen nicht heraus. Man schlenderte mehrere Male durch alle Räume, um keines der Werke zu verpassen. Den „Open“-Mitgliedern ist erneut eine herausragende Ausstellung gelungen.

Ein Vierteljahrhundert "Open"

Die „Open“ ist ein jährliches Event am Muttertagswochenende, in der die Mitglieder des Vereins „Schmelzofen e. V.“ zusammen mit Gästen zu Kunstausstellungen an ganz besonderen Orten einladen. In diesem Jahr feiern die Mitglieder ihr 25-jähriges Jubiläum. Bei der „Open“ geht es neben den vielfältigen Kunstwerken immer auch um den Ausstellungsraum, um Begegnungen und Gespräche. Viele der Künstlerinnen und Künstler blicken auf zahlreiche eigene Ausstellungen zurück, und einige sind demnächst auch hier in der Region zu sehen. Das Kunstmuseum präsentiert vom 16. Mai bis 12. September „ 3 von hier“ mit Werken von Nicoline Koch-Lutz, Ignacio Iturrioz und Romina Ferrarotti „and friends“. Werke von Beate Gabriel sind zurzeit beim Kunstverein Kiss im Schloss von Abtsgmünd-Untergröningen zu sehen, der Titel der Ausstellung lautet „Chronomania – alles hat seine Zeit“.

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