Unter uns

Was blieb hängen? Missbrauchte Tage des Glücks

Die vergangenen Tage hielten gute Nachrichten bereit. Die Freude darüber konnte einem aber gründlich vermiest werden, findet Marc Hosinner von der HZ-Redaktionsleitung.

Was ist von der vergangenen Woche hängen geblieben? Wahrscheinlich einige Hundert Kalorien von zu vielen Plätzchen zum Abbau von vorweihnachtlichem Stress.

Inhaltlich gab es in den vergangenen Tagen einiges, was mir positiv im Gedächtnis geblieben ist: Dazu gehört die Erkenntnis, dass der Adventsmarkt in Giengen, den die Stadt nach vielen Jahren der Zusammenarbeit mit Steiff dieses Mal alleine organisiert und veranstaltet hat, auf dem Platz vor dem Rathaus mit dem schönen Tannenbaum ganz hervorragend funktioniert. Schön finde ich auch, dass die Frauen des FCH mit Nisa Sakallioglu eine Nationalspielerin stellen. Und im Sinne von besser spät als nie: Am Rathaus in Heidenheim kommt die Digitalisierung voran und Bürgerinnen und Bürger müssen nicht für alles Nummern ziehen und Termine vor Ort vereinbaren, sondern können Dienstleistungen am Endgerät auf dem Sofa erledigen.

Eine große Überraschung für alle war sicherlich die Entwicklung in Syrien und der damit verbundene Sturz von Diktator Assad. Wie froh viele Menschen im Land selbst, aber auch in unserem Landkreis über den Sturz des Regimes sind, lässt sich nur erahnen. Keiner von uns musste fliehen, war Repressionen ausgesetzt oder hat Angehörige, die in Gefängnissen und Einrichtungen, die an Konzentrationslager erinnern, gefoltert und ermordet wurden. Für all diese Menschen sind das jetzt Tage des Glücks.

Statt sich einfach zu freuen, alles mal sacken zu lassen und zu reflektieren, was nun nötig ist, fiel Politikern in Deutschland – auch aus der Partei mit dem „Christlich“ im Namen, nichts Besseres ein, als die Populistenkeule zu schwingen. So hatte der Boulevard schöne Schlagzeilen: Von 1000 Euro für jeden Syrer, der das Land verlassen will, war zu lesen. Und ein Platz im Flugzeug wird generös auch noch angeboten.

Nicht mal unter dem Deckmantel des Wahlkampfs sind solche Aussagen gutzuheißen. Am Ende wird es so sein, dass man vielen Syrern, einige von ihnen seit zehn Jahren im Land, Geld anbieten muss, damit sie hier bleiben, um weiter ihre Berufe auszuüben – in unterschiedlichen Bereichen.

Mich befremdet das nicht nur, sondern vermiest mir gleichzeitig die Adventszeit und die Vorfreude auf Weihnachten. Noch ist Zeit zur Besinnung. Wäre schön, wenn das alle verstehen. Schönen dritten Advent!