Lesung in der Stadtbibliothek Heidenheim

Was Bornholm und Heidenheim laut Krimiautor Michael Kobr gemeinsam haben

Spritzig und charmant führte Michael Kobr bei seiner Krimilesung auf die Ostseeinsel Bornholm, erzählte von seiner Frau und brachte 70 Zuhörerinnen und Zuhörer in der Stadtbibliothek Heidenheim zum Lachen und Staunen.

„Das ist die schönste Bibliothek Deutschlands!“, sagte der Krimiautor Michael Kobr begeistert, als er im gut besuchten Margarete-Hannsmann-Saal seine Lesung begann. Kobr musste nicht vorgestellt werden, es war offensichtlich, dass die über 70 Zuhörerinnen und Zuhörer ihn bereits gut kannten als Teil des Autorenduos der Kommissar-Kluftinger-Reihe, die er zusammen mit Volker Klüpfl geschrieben hat. Kobr plauderte spritzig und charmant scheinbar über alles Mögliche und behielt doch sehr gekonnt immer den roten Faden im Blick.

Die Idee zum Hauptkommissar

Er erzählte von Dänemark-Reisen mit seiner Familie, bei denen er eigentlich ausspannen sollte, doch: „Es fällt mir schwer, nichts zu tun, und noch schwerer, nichts zu reden“, und so kam ihm, während er schwer gelangweilt in einem Liegestuhl auf der Ostseeinsel Bornholm saß und einen Wagen der dänischen Müllabfuhr beobachtete, der die Aufschrift „Lennart Ipsen“ trug, die Idee zum gleichnamigen Hauptkommissar einer neuen Romanreihe.

Lennart Ipsen ist ein international erfahrener Kommissar, ausgebrannt, und wünscht sich auf Bornholm nichts mehr als einen idyllischen Rückzugsort und Erholung von seinem aufreibenden Beruf. Er findet dort etwas verschrobene, aber liebenswerte und verschmitzt-fähige Kolleginnen vor und natürlich ist die erste Leiche nicht weit. Kobr plauderte und las, immer wieder kam seine Familie ins Spiel („Meine Frau, die Erdkundelehrerin, hat gesagt, nimm mal diese Karte mit“) und der ganze Abend war ebenso vergnüglich wie spannend.

Das Publikum lauschte gebannt

Kobr las aus beiden bisher erschienenen Lennart-Ipsen-Krimis, „Sonne über Gudhjem“ und seinem neuen „Nebel über Rønne“, und das Publikum lauschte gebannt. Sehr witzig waren auch die heimlichen Einflechtungen für Kommissar-Kluftinger-Kenner, was immer wieder zu großem Gelächter führte. Auch das wiederholte „Meine Frau hat gesagt …“ und weitere Anekdoten aus Kobrs Privatleben sorgten für große Heiterkeit. Doch der Autor zeigte nicht nur mit seiner Lesung, in der sämtliche Personen eigene Stimmen bekamen, von Teenagern bis hin zu alten Ehepaaren („Wie die alten Männer Waldorf und Statler bei der Muppet Show“), ein mitreißendes Ein-Personen-Theater. Auch seine Sprache, seine witzigen wie genauen Beobachtungen von Natur, Landschaft und Personen waren beeindruckend. Kobr erzählte liebenswürdig und hochinteressant von den vielen Besonderheiten der Insel, sodass man geradezu Lust bekam, sofort dort hinzureisen und Landschaft wie Menschen selbst zu erleben.

Kobr nahm charmant und witzig immer wieder Kontakt zum sichtlich begeisterten Publikum auf („Dieser kleine Dreck da auf der Landkarte, das ist Bornholm – ungefähr so groß wie Heidenheim“) und erklärte wie nebenbei die historische Bedeutung der Insel vom Kalten Krieg bis heute. Nach anderthalb Stunden Lachen und Spannung verabschiedete sich der sympathische Allgäuer und eines ist gewiss: Wenn er für sein drittes Buch in die „schönste Bibliothek Deutschlands“ zurückkehrt, wird das Publikum gespannt auf ihn warten.

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