Die Gesellschaft altert. Parallel dazu steigt der Informationsbedarf, was beispielsweise die Themen Schwerbehinderung, Reha, Erwerbsminderungsrente und Pflege angeht. Antworten auf viele Fragen erhalten Betroffene beim Sozialverband VdK. Dieser hat ein Luxusproblem, von dem zahlreiche Vereine nur träumen können: Die Zahl seiner Mitglieder wächst stetig. Allein im Heidenheimer VdK-Kreisverband kommen Jahr für Jahr im Schnitt 300 hinzu. Allerdings – und das ist die Kehrseite - hinkt die Bereitschaft, sich ehrenamtlich zu betätigen, vielleicht sogar ein Amt zu übernehmen, deutlich hinter dieser Entwicklung her.
Rund 2,2 Millionen Männer und Frauen sind bundesweit im VdK zusammengeschlossen, davon aktuell 4.572 in den 23 Ortsverbänden des Landkreises. Eine erstaunliche Zahl bei gerade einmal elf Städten und Gemeinden – und Beleg dafür, dass der VdK in fast allen Dörfern und Teilgemeinden mit Ansprechpartnern vertreten ist. Das wiederum lässt ebenso wie der wachsende Mitgliederstand auf die Relevanz des Angebots schließen. Etwa 190 Ehrenamtliche bemühen sich, dem Bedarf an Hilfestellung gerecht zu werden. Viele davon in Heidenheim, dem Sitz des mit 730 Mitgliedern größten Ortsverbands.
Rosemarie Hilka leitet den Heidenheimer VdK-Ortsverband
An seiner Spitze steht seit 2006 Rosemarie Hilka, und die 71-Jährige arbeitet mit Nachdruck daran, die offenkundige Attraktivität des VdK in Lust auf Mitarbeit umzumünzen: „Wir brauchen Unterstützung bei unserer Arbeit, und es kommen dafür sicher viele infrage, die im Ruhestand merken, dass sie noch viel zu gut drauf sind, um gar nichts mehr zu tun.“
VdK – gegründet wurde die sich hinter diesen drei Buchstaben verbergende und ursprünglich als Interessengemeinschaft der Kriegsopfer verstehende Organisation 1946 als Verband der Kriegsbeschädigten, Kriegshinterbliebenen und Sozialrentner. Griffiger, aber dennoch erklärungsbedürftig, ist seit einer 1995 erfolgten Umbenennung vom „Sozialverband VdK“ die Rede.
Wolfgang Klook steht an der Spitze des VdK-Kreisverbands
Wolfgang Klook (73), dem Vorsitzenden des Kreisverbands zufolge, spiegelt sich in der Bezeichnung ein umfangreiches Angebot an Dienstleistungen wider, das weit über den anfänglichen Zweck hinausgeht. Adressaten sind nach wie vor Kriegsopfer, Hinterbliebene und Rentner, aber auch Behinderte, Pflegebedürftige, arme Menschen und solche mit chronischen Erkrankungen.
Verbandsexperten beraten die Mitglieder in sozialrechtlichen Fragen und vertreten sie vor den Sozialgerichten. In Heidenheim kommt diese Aufgabe Wolfgang Häußler zu. Im Jahr 2022 bearbeitete er Klook zufolge etwa 150 Klagen und erreichte dabei Nachzahlungen in Höhe von insgesamt 140.000 Euro.
Inhaltliche Beratungen können und dürfen die ehrenamtlich Engagierten nicht leisten, wohl aber stärken sie eine andere Säule des VdK-Angebots: die Pflege der Gemeinschaft. Helfende Hände sind immer gefragt, sei es bei Ausflügen, Vorträgen, Infoständen, Spielenachmittagen oder Weihnachtsfeiern. Stets geht es darum, Menschen zueinander zu bringen, Kontakte zu pflegen, Einsamkeit vorzubeugen.
Keine Bedingung für Mitarbeit im VdK
Weshalb sollte sich jemand entscheiden, die Arbeit des VdK tatkräftig zu unterstützen, obwohl damit keine Entlohnung verbunden ist? Hilka will das geschilderte Engagement nicht als Einbahnstraße verstanden wissen, verweist stattdessen auf den persönlichen Gewinn: „Alle, die sich einbringen, bekommen auch etwas zurück, nämlich Dankbarkeit.“ Nicht gehandicapt zu sein, gibt sie zu bedenken, sei kein Verdienst, sondern ein Geschenk, das einem jederzeit genommen werden könne. Sich für andere starkzumachen, stelle somit eine Form der Demut und der Dankbarkeit für das eigene Wohlergehen dar. Besonderer Qualifikationen bedürfe es dafür nicht, versichert Klook, lediglich der Bereitschaft, Menschen zur Seite zu stehen und im Team zu arbeiten.
Erfahrungsgemäß scheut so mancher und so manche davor zurück, ein Amt zu bekleiden. Hilka legt deshalb Wert auf die Feststellung, schon die Unterstützung bei einzelnen Projekten sei hilfreich und willkommen. Wer sich darüber hinaus die Mitarbeit im siebenköpfigen Vorstand des VdK-Ortsverbands zutraue, könne zunächst als Beisitzer bzw. Beisitzerin Erfahrungen sammeln. Der zeitliche Aufwand halte sich bei drei Sitzungen im Jahr in Grenzen.
VdK will Vorstand verjüngen
Darüber hinausgehende Aufgaben bis zum Vorsitz seien jederzeit denkbar und aufgrund des fortschreitenden Alters der Vorstandsmitglieder in absehbarer Zeit auch unumgänglich. In Ermangelung anderer Kandidaten wird sich Hilka in diesem Jahr voraussichtlich nochmals zur Wahl stellen. Gleichwohl ermuntert sie alle Interessierten, sich über eigene Ambitionen Gedanken zu machen, denn „es ist ein schönes Gefühl, gebraucht zu werden.“
Kontakt für Interessierte
Wer sich für eine Mitgliedschaft oder die Mitarbeit im Heidenheimer VdK-Ortsverband interessiert, erhält weitere Informationen bei der Vorsitzenden Rosemarie Hilka unter Tel. 07321.50430, E-Mail: vdk.ovheidenheim@gmail.com. Das Heidenheimer Büro des VdK befindet sich im Gebäude Bahnhofstraße 28.