Wenn’s um Musik geht, gibt’s in Heidenheim eigentlich nichts, was es nicht gibt. Und deshalb berührt hier auch die traurige Nachricht vom Tod des Mannes, der der „weiße Pate des Blues“ war, noch einmal anders als anderswo. Johny Mayall ist tot. Diese Schlagzeile verbreitete sich gestern in Windeseile im World Wide Web. Zuvor hatte sie schon einen Heidenheimer erreicht: Lee Mayall. Der Saxophonist, Neffe des Paten, war auf dem Rückweg von einem Konzert in Heidelberg, als ihn seine Mutter anrief und vom Tod des Onkels am Dienstag in Los Angeles in Kenntnis setzte.
„Ich bin traurig“, sagte Lee Mayall gestern. „Einerseits.“ Und fügt dann hinzu: „Hey, mein Onkel war 90, und er hat in seinem Leben alles erreicht, was man erreichen kann, ich war immer sehr stolz auf ihn.“ Und er hat selbstverständlich auch musiziert mit ihm. Denn wenn der Onkel auf einer seiner zahlreichen und unermüdlich unternommenen Tourneen rund um den Globus mal wieder hier im Lande war, dann holte er regelmäßig seinen Neffen zu sich auf die Bühne, manchmal für ein Konzert, manchmal als Spezialgast für gleich alle Termine in Deutschland. Auch auf einer CD sind beide zusammen zu hören.
Und selbstverständlich war der Chef der „Bluesbreakers“, war der Mann, zu dessen Weggefährten unter anderem Eric Clapton, Peter Green oder John McVie gehörten und der einst, als Brian Jones gestorben war, Mick Taylor zu den „Stones“ vermittelte, auch mal in Heidenheim für ein Konzert. Siggi Schwarz hatte ihn her gelotst. Das war am 3. März 2006. John Mayall spielte in der Festhalle in Mergelstetten. Tags zuvor hatten eine ganze Menge Mayalls in Heidenheim den 70. Geburtstag von Philip Mayall gefeiert, dem jüngeren Bruder von John und Vater von Lee. Der sagt über seinen Onkel: „Er war ein begnadeter Bandleader, der auch immer den absolut richtigen Riecher für die richtigen Musiker an seiner Seite hatte.“