Seit wenigen Tagen deutet sich an, dass auf dem ehemaligen Schlachthof-Areal in der Oststadt Bauarbeiten zu erwarten sind. Und das ist tatsächlich so: Auf der seit Jahren brachliegenden Fläche an der Kurzen Straße werden aktuell Probe- und Reaktionspfähle für die bevorstehende Pfahlgründung in den Boden geschlagen. Dies ist auch weithin hörbar. Mithilfe dieser Pfähle ist eine Probebelastung zur Verifikation der Traglast der Gründung möglich.
Diese Vorarbeiten sind notwendig, denn schon bald sollen hier die eigentlichen Bauarbeiten beginnen. Die Wohnbau Brenzpark GmbH, eine hundertprozentige Tochter der Stadtwerke Heidenheim, plant hier das „Brenzpark Quartier“ zu errichten. „Die Baugenehmigung liegt seit Mitte Juli 2024 vor, sodass der Start der Bauarbeiten Anfang September erfolgen kann“, teilt die Pressesprecherin der Stadtwerke, Viktoria Liske, auf Anfrage mit.
Erste Aufträge vergeben
Die ersten Bauaufträge seien bereits vergeben und aktuell fänden weitere Gespräche mit potenziell beteiligten Bauunternehmen statt, so Liske. Das rund 9200 Quadratmeter große Areal soll in zwei Abschnitten bebaut werden. Auf sechs Gebäude verteilt soll ein lebendiges Neubauquartier mit einer Wohnfläche von 9150 Quadratmetern und Gewerbeflächen von 3450 Quadratmetern entstehen.
Im ersten, dem südlichen Bauabschnitt, der bald beginnen soll, entstehen zwei Gebäude. Wobei ein Gebäude aus zwei Baukörpern besteht, in dem ein Pflegeheim, Wohnräume und Arztpraxen untergebracht werden sollen. Im zweiten Bau sind nur Wohnungen vorgesehen. Mit der Fertigstellung des ersten Bauabschnitts wird Liske zufolge für das zweite Quartal 2026 gerechnet.
Zeitversetzt soll dann mit dem zweiten Bauabschnitt begonnen werden, in dem weitere vier Gebäude im nördlichen Teil des Areals entstehen. Die Abschnitte laufen teils parallel. Die aktuellen Planungen gehen davon aus, dass das gesamte Neubauprojekt in der ersten Hälfte des Jahres 2027 fertiggestellt sein wird.
106 neue Wohnungen entstehen
Insgesamt sollen in den sechs Gebäuden, die zwischen vier und sechs Stockwerke aufweisen werden, 106 unterschiedlich große barrierefreie und barrierearme Wohnungen für Familien, Singles, junge und alte Menschen entstehen. Etwa 20 Prozent der Wohnungen werden Liske zufolge mietpreisgebunden sein, das bedeutet, sie sind für finanziell schwächere Menschen gedacht. „Alle Wohnungen profitieren von einem zeitgemäßen Energiestandard und Klimatisierung, Grünflächen bzw. Gartenabteilen und bei Bedarf vom Angebot von betreutem Wohnen bis hin zum pflegenahen Service-Wohnen. Die Dienstleistung hierfür erbringt ein auf dem Brenzpark-Quartier ansässiges Pflegeheim mit Seniorentagespflege“, heißt es von den Stadtwerken. Zudem entstünden auf dem Areal moderne Arztpraxen sowie hochwertige Büro- und Einzelhandelsflächen. Für das Pflegeheim und die Arztpraxen habe man die späteren Betreiber bereits ausgewählt.
Abgerundet werden soll das Gesamtkonzept durch einen grünen Innenhof mit Quartierplatz, einen Kinderspielplatz und ein Café. Zudem werden durch den Bau von 150 Kfz-Stellplätzen und rund 300 Fahrradstellplätzen Parkmöglichkeiten geschaffen, die den Stadtwerken zufolge „ausreichend“ sind.
Dass der Bedarf an Wohnungen auch in Heidenheim sehr groß ist, beweist, dass sich Liskes Angaben zufolge bereits mehr als 400 Interessenten für die Wohneinheiten gemeldet haben. Doch ist es noch immer möglich, sich zu registrieren.
Früher Schlachthof
Mit dem Verkauf des Schlachthof-Areals durch die Fleiga an die Stadt endete im Jahr 2016 die mehr als 100-jährige Heidenheimer Schlachthof-Geschichte. 1902 erwarb die Stadt Heidenheim ein Gelände am „Alten See“, um hier einen Schlachhof für die Metzgerinnung einzurichten. 1980 gründeten die einheimischen Metzger die Schlachthofgenossenschaft und pachteten den Schlachthof. Eingestellt wurde der Schlachtbetrieb dann 2005, nachdem die Fleischereigenossenschaften Heidenheim, Aalen und Schwäbisch Gmünd fusioniert hatten.
Die spätere Fleiga Ostwürttemberg erhielt die Standorte, doch in Heidenheim wurde ein Großverbrauchermarkt eingerichtet. Dort fand überwiegend Kundschaft aus dem Metzgerhandwerk und der Gastronomie Waren für den betrieblichen Bedarf. Ende 2016 wurde der Großverbrauchermarkt geschlossen, danach standen die Gebäude weitgehend leer.
Im Jahr 2019 haben die Stadtwerke Heidenheim das Areal von der Stadt gekauft. Damals wurden auch die noch stehenden Gebäude abgerissen. Seitdem liegt das Gelände brach.