Was die drei Akteure des Bob-Dylan-Projekts im Heidenheimer Brenzpark boten
Wolfram Galgenmüller vom Brenzpark-Team war sichtlich bewegt, als er die drei Akteure des Bob-Dylan-Projekts ankündigte. Er versprach dem Publikum ein ganz besonderes Erlebnis, das weit über ein Konzert hinausgehen sollte. Und so war es.
Das Bob-Dylan-Projekt entstand 2015 aus einer Idee – nicht von einem, der hauptsächlich als Musiker tätig ist, sondern von einem vielseitigen und preisgekrönten Künstler aus Ellwangen, der ein Buch mit Radierungen zum amerikanischen Idol Bob Dylan hergestellt hatte: Ulrich Brauchle. Brauchle ist neben seinem umfangreichen künstlerischen Werk schon immer ein Grenzgänger, den die verschiedenen Genres, wie Film, Literatur, Musik und bildende Kunst, interessieren. Als er die 200 Radierungen fertiggestellt hatte, gründete er zusammen mit Matthias Kehrle aus Aalen und Axel Nagel aus Schwäbisch Gmünd, beides hervorragende und leidenschaftliche Musiker, das Bob-Dylan-Projekt.
Die drei entwickelten, ausgehend von den Radierungen Brauchles, ein spannendes Programm, das den Zuhörerinnen und Zuhörern nicht einfach Dylan-Songs als Coverversionen präsentierte, sondern das Publikum auf eine Reise in die wandlungsfähige und fast zerrissene Welt des amerikanischen Musikers mitnahm.
Das Publikum im Heidenheimer Brenzpark träumte sich davon
Schon der erste Song „Lonesome When You Go“ verzauberte: Brauchle mit einer warmen tiefen Stimme, eindrücklich als Sänger und an der Gitarre, Kehrle immer wieder mit mitreißenden Soli am Bass und an der Cajon und, in perfekter Harmonie und Ergänzung, Axel Nagel, ebenfalls als grandioser Sänger mit rauer, intensiver Stimme und einem umwerfenden Können an der Gitarre. Das Publikum lächelte, träumte, folgte den faszinierenden Arrangements und Interpretationen der Künstler. Brauchle und Nagel machten nicht nur die Ansagen, erklärten und übersetzen die Texte, sondern sie präsentierten mit ausgewählten und herrlich vorgetragenen Interviewszenen von „His Bobness“, mit Originaleinspielungen und szenischen Lesungen die Vielschichtigkeit, manchmal auch Arroganz des amerikanischen Idols.
Dylan, mittlerweile 82 Jahre alt und immer noch auf seiner Never-Ending-Tour, ist ebenso ein Grenzgänger zwischen den Genres, lässt sich in keine Schublade einordnen und studierte fast akribisch die verschiedenen Stile wie Blues, Folk, Bluegrass, Jazz, um sie zu perfektionieren und dann wieder hinter sich zu lassen. Auch Dylans christliche Phase kam zur Sprache sowie seine Zweifel und, immer wieder, die Suche nach der einen Frau. Die Band präsentierte Songs und Texte aus den verschiedenen Schaffensphasen, aus den 60ern „It’s all Over Now“ oder „Don’ Think Twice“, von 1989 „Most Of The Time“ oder „Man In The Black Coat“ – allesamt herausragend interpretiert.
In der Pause scharten sich 30 hochinteressierte Zuschauer um Brauchle und seine nur in 35 Exemplaren herausgegebene Bob-Dylan-Mappe, für die er die Genehmigung des Managers einholen musste und der daraufhin in den USA fast sämtliche Exemplare an Sammler verkaufte. Brauchle, inspiriert von D. A. Pennebakers Dokumentarfilm „Don’t look back“ über Dylans Großbritannien-Tournee 1965, schuf eine berührende Serie von intimen Momenten des damals 24-jährigen Singer-Songwriters, die einen tiefen Eindruck beim Betrachten hinterlassen.
Ein herausragender und ganz besonderer Abend
Nach der Pause steigerte sich die Band fast noch mehr mit seinen Darbietungen – Nagel überragend bei „Ich bin’s nicht“, ebenso alle zusammen bei „Girl From The North Country“, „I Want You“ oder „Senor“. Das Publikum wurde regelrecht in Atem gehalten von den vielen Facetten Dylans, aber auch der drei Interpreten. Nach einem großartigen Konzerterlebnis durften die Mitglieder des Bob-Dylan-Projekts nicht ohne Zugaben den Platz verlassen: „Everything Is Broken“ und „Knocking On Heaven’s Door“ wurden den begeisterten Zuhörern mit auf den Nachhauseweg gegeben. Galgenmüller hatte recht behalten. Es war ein herausragender und ganz besonderer Abend. Die nächsten Konzerte der Reihe am kommenden Wochenende: „Wild Country Band“ und „The Beatels“.