Sachbeschädigung am Parkhaus

Was die Duale Hochschule in Heidenheim mit einem israelischen Rüstungskonzern zu tun hat

Unbekannte haben ein Parkhaus in Heidenheim beschädigt und dort Parolen hinterlassen, in denen sie die Duale Hochschule (DHBW) Heidenheim auffordern, die Zusammenarbeit mit einem Rüstungskonzern aus Israel zu beenden. Was es mit den Vorwürfen auf sich hat:

Zum wiederholten Mal wurde das Parkhaus an der Bergstraße, das sich unter dem früheren Gebäude der Dualen Hochschule (DHBW) befindet, zum Ziel einer umfangreichen Sachbeschädigung. An den Wänden des Parkhauses wurden Parolen aufgesprüht, die wiederum an die Duale Hochschule gerichtet sind. Es geht dabei um die Zusammenarbeit der DHBW mit einem der größten Rüstungskonzerne Israels, Elbit Systems. Dieser hat eine Niederlassung in Ulm und beliefert laut Homepage unter anderem die Bundeswehr mit elektronischen Systemen.

Die unbekannten Sprayer fordern die DHBW auf, die Zusammenarbeit mit dem israelischen Unternehmen zu beenden. Mit Parolen wie „Free Gaza“ beziehen die Urheber bezüglich des Nahost-Konflikts auch eindeutig Stellung. Die jetzt aufgetauchten Schmierereien sind bereits die zweite Attacke auf das Parkhaus, im Mai wurden ähnliche Parolen schon einmal gesprüht. Die Hausverwaltung Rickmann, die sich im Auftrag des Gebäudebesitzers Noris- Stiftungstreuhand GmbH um die Liegenschaft kümmert, hat damals die Farbe überstreichen lassen. „Diesmal wurden leider bereits sanierte Wände beschädigt, ebenso die Kamera-Attrappe, die dort zur Abschreckung angebracht wurde“, erläutert Immobilienkauffrau Sandra Rickmann.

Polizei hat keine Erkenntnisse

Die Polizei ermittelt gegen unbekannt. „Auch zu den Schmierereien im Mai konnten keine Tatverdächtigen ermittelt werden“, so die Auskunft der Pressestelle. Im Ulmer Raum sei es in der Vergangenheit zu Farbschmierereien mit ähnlichem Hintergrund gekommen, auch hier hat die Polizei bislang keine Erkenntnisse zu den Verursachern.

Bereits im Mai wurde das Parkhaus an der Bergstraße von unbekannten Sprühern beschädigt. Rudi Penk

Der Schaden, der im Heidenheimer Parkhaus entstanden ist, trifft finanziell jedenfalls nicht die Duale Hochschule: Das Parkhaus gehört, wie das ganze Gebäude, der Noris-Stiftungstreuhand GmbH. Die DHBW, die dort früher ihren Hauptstandort hatte, ist immer noch Mieter. Im Parkhaus seien auch Studierende als Dauerparker Mieter, so die Hausverwaltung. „Es ist für uns alle aus dem Team der Hausverwaltung Rickmann schrecklich, was der Krieg in Gaza und im Nahen Osten anrichtet und wie die Menschen aufseiten aller beteiligten Parteien leiden müssen“, so Sandra Rickmann. Sie hält es zwar für wichtig, „in unserer Gesellschaft Stellung zu beziehen, um so eine mögliche Änderung von Situationen herbeizuführen.“ Für die Beschädigung von fremdem Eigentum in diesem Zusammenhang hat sie aber kein Verständnis, dies trage wohl kaum zur Änderung der weltpolitischen Situation bei.

Die Pressestelle der Dualen Hochschule teilt auf HZ-Anfrage mit, dass es auch am Hauptgebäude an der Marienstraße in der Vergangenheit zwei Sachbeschädigungen mit ähnlichem Inhalt gab. Die Kooperation mit Elbit Systems sei aktuell ohnehin nicht aktiv, da das Unternehmen keine dualen Studienplätze ausgeschrieben habe und derzeit auch keine Studierenden in Kooperation mit Elbit Systems ihr Studium an der DHBW Heidenheim absolvieren. Die Pressesprecherin der DHBW erläutert, dass die Zusammenarbeit auf der langjährigen Kooperation mit der Firma Telefunken basiere. Der traditionsreiche Hochfrequenztechnik-Spezialist aus Ulm wurde 2004 von Elbit gekauft und wird seither als Elbit Systems Deutschland weitergeführt.

Neutralität und Offenheit

„In der Zusammenarbeit mit den Dualen Partnern pflegen wir stets den Grundsatz der Neutralität und Offenheit“, so die DHBW-Pressestelle. Kooperationen würden in erster Linie mit dem Ziel eingegangen, den Studierenden eine Verknüpfung von theoretischen Inhalten der Hochschule und praxisnahen Erfahrungen bei den Unternehmen und Einrichtungen zu ermöglichen. „Dabei wird insbesondere Wert darauf gelegt, dass die Partnerschaften im Einklang mit den Werten der Hochschule stehen, darunter ethische Verantwortung, Nachhaltigkeit und Transparenz.“ Sollte es Bedenken bezüglich eines Partners geben, werde dies intern überprüft und diskutiert. Die Hochschule stehe in einem ständigen Dialog mit allen beteiligten Akteuren, „um sicherzustellen, dass die Zusammenarbeit den hohen Standards gerecht wird, die wir uns als Bildungsinstitution setzen“, sagt die Pressesprecherin.

So funktioniert ein Duales Studium

Die Duale Hochschule in Heidenheim bietet 24 Studiengänge in vier Bereichen an. Die Studierenden haben einen Arbeitsvertrag mit einem Dualen Partner der Hochschule und verbringen jeweils abwechselnd drei Monate im Unternehmen und drei Monate an der Hochschule. Dadurch verspricht man sich eine enge Verzahnung von wissenschaftlicher Theorie und Praxis im Unternehmen.

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