Als Zahnärztin im Auslandseinsatz

Was die Heidenheimer Zahnärztin Kim Figiel in Peru erlebt

Die Heidenheimer Zahnärztin Kim Figiel behandelt Peruaner ehrenamtlich für einen Monat in abgelegenen Bergdörfern. Ein Einblick in ihre Erfahrungen.

Die 29-jährige Heidenheimerin Kim Figiel verbringt den Mai in Peru, um dort ehrenamtlich als Zahnärztin tätig zu sein. Der Einsatz stand „schon immer mal auf meiner Liste“, betont sie.

Nach knapp drei Wochen in Peru sind die Unterschiede zwischen dem südamerikanischen Land und Deutschland für Figiel deutlich. Anstelle einer vollständigen Ausstattung stehen den Ärzten nur gespendete Materialien zur Verfügung und Hygieneansprüche sind schwerer zu erfüllen. Allgemein fehlt bei den Menschen Grundwissen, zum Beispiel wie man sich richtig die Zähne putzt. Gemeinsam mit ihren Kolleginnen und Kollegen behandelt sie deshalb nicht nur, sondern gibt auch Zahnputz-Kurse. Zwar erfüllt es sie, Kindern und auch Erwachsenen damit helfen zu können, aber „wenn die Armut so groß ist, dass man nicht mal eine Zahnbürste hat, dann prägt das schon“. Diese Armut steht in großem Kontrast zu den Privilegien, die es in Deutschland gibt.

Oft stundenlange Wartezeiten

Aktuell wohnt Kim Figiel in Urubamba, eine Stadt in der peruanischen Region Cusco, und arbeitet im Krankenhaus Huayllabamba. Zu ihren Aufgaben dort gehören die Reinigung, das Ziehen und das Füllen von Zähnen. Auch Wurzelbehandlungen führt sie durch. Ihre Arbeitszeiten sind von neun bis dreizehn Uhr, wobei ein bis zwei Patienten pro Tag kostenlos behandelt werden können. „Oftmals warten diese mehrere Stunden oder kommen einige Tage hintereinander zurück, um die Chance auf eine Behandlung zu ergattern.“ Wenn Figiel nicht in Krankenhäusern arbeitet, ist sie mit mobilen Einheiten unterwegs, um Patienten außerhalb der Kliniken zahnmedizinisch zu versorgen.

Es gibt zum Beispiel sogenannte „Bergkampagnen“, bei denen abgelegene Bergdörfer auf Höhen von mehr als 4000 Metern besucht werden. Im Moment passiert dies nur ein- bis zweimal im Monat wegen des enormen Aufwandes, obwohl der „Zahnstatus wirklich sehr schlecht“ bei vielen Menschen ist, erklärt Figiel. „Es gibt viele Kinder hier, die keine Zahnbürste haben.“ Das Team ist zu fünft unterwegs, denn allein wäre die ganze Arbeit nicht zu bewältigen. Die dünne Luft und der mühsame Weg erschweren die Behandlung. Zudem existieren auch Sprachbarrieren. Zwar wird in Peru primär Spanisch gesprochen, aber auch die indigene Sprache Quechua ist verbreitet. „Mimik und Gestik überbrücken meist die schwierigsten Sprachdifferenzen. Die Offenheit und Freundlichkeit der Dorfbewohner hilft dabei.“

Figiels Leidenschaft für den Beruf als Zahnärztin entdeckt sie zufällig während ihres Auslandsjahres, das sie nach dem Abitur absolviert. Das Studium dauert fünf Jahre an der „University of Madrid“ und ist englischsprachig. Anschließend macht sie einen Masterabschluss in Ästhetischer Zahnheilkunde. Nach ihrem Studium arbeitet sie erst in Hamburg, bevor es die in Steinheim aufgewachsene Figiel zurück nach Heidenheim zieht.

Ein Auslandseinsatz zählt seit langem zu ihren Zielen und nachdem sie zurück in Heidenheim ist, eröffnet sich ein Zeitfenster. Beim Recherchieren nach Organisationen, die Auslandseinsätze für Zahnärzte in Südamerika anbieten, entdeckt sie den gemeinnützigen Verein „Zahnärzte helfen“, mit dem sie derzeit unterwegs ist.

Behandlung macht großen Spaß

Die Organisation besteht aus Ärzten und Zahnärzten, die verschiedene medizinische und zahnmedizinische Gesundheitskampagnen verwirklichen. Das Hilfsprojekt engagiert sich besonders für Kinder, wobei der dortige deutsch-peruanische Partner-Verein „Herzen für eine neue Welt mit Corazones para Peru“ vor Ort die weitere Organisation des Einsatzes übernimmt.

Doch nicht nur das Behandeln der Peruaner macht ihr großen Spaß, sondern auch das Erkunden des Landes in ihrer Freizeit begeistert Figiel: „Es wird wahrscheinlich darauf hinauslaufen, zu verlängern“, meint sie. Angepeilt sind weitere drei Wochen im Juni. Danach beginnt sie im Juli ihre Doktorarbeit in Kooperation mit der Universität Ulm und möchte sich nach einer Teilzeitstelle umschauen.

Die Arbeit in Peru jedenfalls wird ihr in Erinnerung bleiben. Neben den teils bedrückenden Momenten, die sie erlebt, gibt es auch Situationen, in denen sie Wertschätzung neu erfahren darf. Als Kinder im Kinderdorf Munaychay Pullover geschenkt bekamen, mussten sie und ihre Kollegin über die große Freude und Dankbarkeit vor Rührung weinen. „Es ist schon eine andere Kultur, aber die Herzen der Menschen sind ganz offen.“

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Arbeiten in einem armen Land

Peru ist das drittgrößte Land Südamerikas. Lima ist nicht nur die Hauptstadt, sondern auch die größte Stadt des Landes. Gesprochen wird sowohl Spanisch als auch die indigenen Sprachen Quechua und Aymará. Peru liegt in den Anden zwischen 1.500 und 6.000 Metern Höhe. Die Bevölkerung beläuft sich auf rund 34 Millionen Menschen, es gibt sehr große Unterschiede zwischen Arm und Reich, ein Großteil der Landbevölkerung ist sehr arm. Durch das teils tropische Klima gibt es in Peru eine große Artenvielfalt und Biodiversität.