Es gab die Pop-up-Oper „Nau bens hald i“, das Pop-up-Lädle der Bio-Musterregion und nun, am vergangenen Wochenende im Rahmen des Kulturfestivals für junge Menschen in Heidenheim, eine Pop-up-Ausstellung. Das Konzept Pop-up bedeutet, dass meist kurzfristig und nur über einen kurzen Zeitraum in leer stehenden Gebäuden oder auf Plätzen – so wie in Königsbronn am Brenzursprung die Georg-Elser-Oper aufgeführt wurde – besondere Events oder auch Verkäufe stattfinden. Die Idee stammt aus den USA, und etabliert sich aber immer mehr auch hierzulande. Im besten Fall ist das nicht nur ein kostengünstiges und innovatives, neugierig machendes und durch die Nutzung leer stehender Räume nachhaltiges Konzept, sondern es spricht durch seine Spontaneität und Erlebnisqualität vor allem junge Menschen an.
Mit viel Engagement hatte das umtriebige Künstlerkollektiv "Whild Stage" unter der Kuration und mit den Werken von Max Hoffmann und Reika Novak die Räume des ehemaligen Cafés Sonnleitner in eine beachtenswerte Ausstellung verwandelt. Acht junge Künstlerinnen und Künstler sowie eine 8. Klasse der Königsbronner Georg-Elser-Schule zeigten eine Vielfalt und Innenwelten, die die Besucherinnen und Besucher zu angeregten Gesprächen veranlassten. Einige der Künstlerinnen und Künstler waren immer wieder anwesend und gaben spannende Auskünfte zu ihren Bildern und ihrem künstlerischen Werdegang.
Großformatige Zitate
Wie in der Heidenheimer Innenstadt auch waren in den Ausstellungsräumen überall großformatige Zitate von Jugendlichen zu lesen, wie sie Heidenheim wahrnehmen und was sie sich wünschen, zum Beispiel: „Mit mehr Mut veranstalten. Es fehlt ein Tool, was auch junge Menschen gut finden. Die bestehenden Online-Plattformen sind null sexy.“ Zwischen den Zitaten waren die verschiedensten Werke zu entdecken.
Die Besucherinnen und Besucher flanierten an beeindruckenden Bildern und Skulpturen vorbei, oftmals blieb der Blick hängen an den offenbarten Innenwelten. Novak, eine absolute Allroundkünstlerin und aus der jungen, stets Neues hervorbringenden Heidenheimer Musik- und Kunstszene nicht mehr wegzudenken, beschäftigte sich mit der Frage: „Was bedeutet Weiblichkeit in der heutigen Zeit?“ Sie griff bei ihren Motiven Details heraus, arbeitete mit Farbe und Schwarz-Weiß und schuf so intensive Zusammenspiele zum Betrachten und Weiterdenken. Daniel Tanasov drückte in düsteren Traum- und Fantasiewelten aus, wie er die Welt wahrnimmt: voller Krieg und zerstörter Hoffnungen. Bei den jungen Künstlerinnen und Künstlerinnen waren immer wieder die Themen Zerstörung, Gegensätze, Trostlosigkeit zu finden – auf Fotografien, in abstrakten Bildern, in fast comicartiger, teils düsterer Kunst. Maren Deininger, seit Jahren mit Novak in der Heidenheimer Kunstszene tätig, präsentierte mithilfe von künstlicher Intelligenz und digital erstellten, neu zusammengefügten Motiven spannende Bilder, die bei Besuchern zu angeregten Nachfragen führten. Auch die expressiven Bilder des jungen Danylo Hrechanyk, die Werke Zoe Kerns zum Spannungsverhältnis von Mensch und Natur sowie Yamur Tanriverdis „color mood heads“ hinterließen einen tiefen Eindruck. Die Kunsterzieherin Saskia Enderle präsentierte herausragende Radierungen, und was die 8. Klasse aus dem Kunstunterricht mitbrachte, in der faszinierenden Gelatine-Technik hergestellt, war überwältigend, spannend und absolut sehenswert. Dann begegnete man lebensgroßen Alien-Figuren am Teetisch, Trostlosigkeit und spannungsgeladenen Gegensätzen beim Weiterflanieren.
Kreative Köpfe brauchen Plattformen
Es bleibt festzuhalten: Die jungen Künstlerinnen und Künstler sind da! Jetzt ist es an der Stadt Heidenheim, diesen engagierten und kreativen Köpfen Plattformen zu geben, Räume zu erschließen, Spontaneität zuzulassen, Aufgeschlossenheit zu zeigen und – auch dies haben sich viele Jugendliche gewünscht: mehr Werbung zu machen für das, was stattfindet für sie. Man kann nur sagen: Weiter so – und sich auf das nächste Pop-up-Erlebnis freuen.
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