Zeichensprache im Wald

Was die Symbole der Forstleute an den Baumstämmen im Landkreis Heidenheim bedeuten

Es ist Herbst und somit naht die Zeit der Holzernte auch im Landkreis Heidenheim. Beim Spaziergang durch unsere Wälder fallen bunte Symbole an vielen Baumstämmen auf. Bedeuten die immer, dass der jeweilige Baum weichen muss? Mitnichten. Eine Übersetzung der Zeichensprache in unseren Wäldern:

Was die Symbole der Forstleute an den Baumstämmen im Landkreis Heidenheim bedeuten

Ein roter Strich hier, ein blauer Punkt da, zwischendrin weiße Wellenlinien. Mit bunten Symbolen werden in unseren Wäldern Bäume gekennzeichnet, die entweder erhalten werden oder weichen müssen. Bei Waldspaziergängern führen die Zeichen der Forstleute aber regelmäßig zu Missverständnissen. Dabei sind die Bedeutungen der Symbole schnell erklärt:

Der rote diagonale Strich ist recht häufig zu sehen. Was bedeutet er? Carolin Wöhrle

Roter Strich: Der diagonal verlaufende rote Strich steht für einen sogenannten ausscheidenden Baum. Das heißt, dass er bei der anstehenden Holzernte entnommen werden soll, um zum Beispiel einen benachbarten Baum in Wachstum und Entwicklung zu fördern. Dieser benachbarte Baum könnte wiederum ein Zukunftsbaum sein.

Der blaue Punkt ist für den Baum ein gutes Zeichen. Carolin Wöhrle

Blauer Punkt: Diese Zukunftsbäume werden durch einen blauen Punkt gekennzeichnet. Dieser Baum soll langfristig gefördert werden, indem die Konkurrenten um ihn herum entnommen werden. Gleichzeitig soll bei der Holzernte besondere Aufmerksamkeit darauf verwendet werden, dass dem Zukunftsbaum keine Schäden zugefügt werden.

Die weiße Wellenlinie: Hier wohnt jemand. Carolin Wöhrle

Weiße Wellenlinie oder rotes H: Die weiße Wellenlinie, hier noch zusätzlich mit einem weißen H gekennzeichnet, markiert einen Habitat- oder Höhlenbaum. Er dient beispielsweise verschiedenen Tierarten als Zuhause und soll langfristig mit der Zielsetzung Naturschutz erhalten werden. Es kommt auch vor, dass solche Habitatbäume mit einem roten H gekennzeichnet werden.

Das T kommt wohl am häufigsten vor. Carolin Wöhrle

Blaues oder rotes T: Das Zeichen, das eine Rückegasse markiert, sieht aus wie ein T, oftmals mit einem langgezogenen oberen Strich, der den gesamten Stamm ringförmig umfasst. Es kommt mit am häufigsten vor. Ob die Kennzeichnung in rot oder blau angebracht wurde, spielt keine Rolle. Der Strich nach unten markiert die Innenseite der Rückegasse. Die Waldarbeiter oder der Revierleiter sehen, wenn sie weiter weg im Bestand arbeiten, wo die Rückegasse verläuft. Häufig werden Bäume in Richtung der Rückgasse gefällt, um Schäden bei der Holzernte an den verbleibenden Bäumen zu vermeiden. Der Baum soll mit seiner Krone auf der Rückegasse landen. Nur auf der Rückegasse dürfen Maschinen fahren, um das Holz zu bearbeiten und an die Waldstraße herauszurücken. Der Abstand der Rückegassen zueinander beträgt in der Regel 40 Meter, die Gassen selbst sind meistens fünf Meter breit.

Ein K mit Pfeil: Was könnte das bedeuten? Carolin Wöhrle

Rotes K: Ist ein Baum mit einem roten K und einem Pfeil gekennzeichnet, bedeutet das, dass sich in Pfeilrichtung eine sogenannte Kanzel, also eine Jagdeinrichtung, befindet. Bei uns ist der Begriff Hochsitz weiter verbreitet.

Die holzernte beginnt und solche Polter werden wieder zunehmend das Bild auf den Waldwegen prägen. Carolin Wöhrle

Nummern auf den Poltern: Fällen oder erhalten? Das Schicksal dieser Bäume hatte sich bereits entschieden. Doch auch nachdem sie entnommen worden sind, werden die Baumstämme nochmals markiert. Zur Weiterverarbeitung bzw. zum Abtransport wird das Holz in sogenannten Poltern am Wegesrand abgelegt. Diese Polter werden jeweils gekennzeichnet. In diesem Fall lassen sich die Markierungen so entschlüsseln: 8005 steht für das Revier Revier acht (Königsbronn) und die Holzaufnahme Nr. fünf, wobei eine Holzaufnahme einer bestimmten Hiebsmaßnahme im Revier entspricht. Die 52 unter dem Strich steht für die Losbezeichnung „Brennholz lang“. P1 steht für den Polter eins dieser Holzaufnahme. 10 St. heißt, das kann man sich denken, zehn Stämme im Polter.

Dr. Hans Untheim, Leiter des Forstbezirks Östliche Alb der Forst BW. Carolin Wöhrle

Dr. Hans Untheim ist Leiter des Forst-BW-Forstbezirks Östliche Alb und damit zuständig für den Staatswald in unserer Region. Die Symbole, die von der Forst BW benutzt werden, können sich unterscheiden von den Markierungen in den Kommunal- und Privatwäldern.