Welche Vorteile ein OP-Roboter im Heidenheimer Klinikum für Patienten bieten soll
Bereits ab Beginn des kommenden Jahres wird im Heidenheimer Klinikum mit Unterstützung eines Roboters operiert werden können. Wie Klinik-Geschäftsführer Dr. Dennis Göbel berichtet, wird das Da-Vinci-XI-Operationssystem am 27. September geliefert. Bis zum Jahresende werden die OP-Teams geschult, ab Januar soll das Gerät in den echten Betrieb gehen. Der Kreistag hat die Anschaffung des rund 2,25 Millionen Euro teuren medizinischen Geräts vor der Sommerpause genehmigt. Die wichtigsten Fragen und Antworten zur neuen High-Tech-Anschaffung im Klinikum:
Bei welcher Art von Operationen wird das neue Da-Vinci-OP-System eingesetzt?
„Bei großen onkologischen Eingriffen“, beantwortet Dr. Dennis Göbel diese Frage. Geplant ist es, den OP-Roboter in den Fachdisziplinen Urologie, Viszeral- und Thoraxchirurgie sowie Frauenheilkunde einzusetzen. Bei kleineren Routine-Eingriffen wie etwa einer Blinddarm-OP werde das System nicht zum Einsatz kommen, dafür sei der Einsatz zu aufwendig und zu teuer.
Was bringt es für Patienten, mit Unterstützung eines Roboters operiert zu werden?
Der Roboter operiert nicht selbsttätig, sondern wird von einem auf dem System ausgebildeten Chirurgen an einer Konsole gesteuert. Der Arzt oder die Ärztin wird dadurch unterstützt, dass die Kamera eine bessere Sicht bietet. Die vier Arme des Systems bedienen verschiedene Instrumente und haben einen größeren Bewegungsradius als menschliche Hände, sind aber gleichzeitig schmaler und könnten deshalb besser in schwer zugänglichen Bereichen des menschlichen Körpers arbeiten – etwa im kleinen Becken, erläutert Göbel. Insbesondere bei Operationen, bei denen es auf Millimeter ankommt wie etwa an der Prostata erhöhe das roboterunterstützte Operieren die Wahrscheinlichkeit, dass der Patienten von Inkontinenz verschont bleibe. Zudem verspricht man sich laut Göbel von der neuen OP-Technik, dass sich die Belastung des Patienten durch kleinere Schnitte und eine verkürzte Dauer der Operation verringere. Das könne am Ende auch zu kürzeren stationären Klinikaufenthalten führen.
Ist es für das Klinikum günstiger, wenn der Roboter die Operation unterstützt?
Nein, das ist es nicht. Investieren muss man am Klinikum rund 2,5 Millionen Euro. Davon sind 2,25 Millionen Euro die Kosten für das Gerät, weitere 250.000 Euro zusätzliche Kosten werden unter anderem durch ein Sterilisationsgerät verursacht, das mit niedrigen Temperaturen arbeitet. Laut einer Wirtschaftlichkeitsbetrachtung, die dem Kreistag vorgelegt wurde, muss bei einer Betriebsdauer des OP-Roboters von zehn Jahren mit einem Defizit von ca. 330.000 Euro gerechnet werden.
Warum soll sich die Anschaffung dann fürs Heidenheimer Klinikum trotzdem lohnen?
Laut Geschäftsführer Göbel gibt es bei den Patienten eine Nachfrage nach robotergestützten Operationen. Im näheren Umkreis hat keine Klinik ein solches OP-System, die nächsten Kliniken, die mit dieser Technik arbeiten, sind in Stuttgart, Ulm oder Augsburg. Der OP-Roboter wird also ein Alleinstellungsmerkmal sein, man verspricht sich einen größeren Zulauf von Patienten.
Wie finden es die Chirurgen, wenn sie mit einem Roboter zusammenarbeiten sollen?
„Die Ärztinnen und Ärzte reißen sich darum, mit so einem System zu arbeiten“, so Dr. Dennis Göbel. Deshalb hofft das Klinikum, mit der Neuanschaffung als Arbeitgeber attraktiver zu werden. Dies sieht der Geschäftsführer auch vor dem Hintergrund, dass in den kommenden Jahren mehrere Chefärztinnen und Chefärzte in den Ruhestand gehen werden.
Wie lernen die OP-Teams, mit dem neuen, hochtechnischen Gerät zu arbeiten?
Der OP-Roboter wird zunächst in einem stillgelegten OP-Raum aufgebaut und zunächst im Übungsmodus benutzt. Das Klinikum hat auch ein Schulungspaket eingekauft, das die Firma Intuitive anbietet. „Wir werden mehrere Teams ausbilden“, so Göbel. Darüber hinaus wolle man sich aber im Klinikum auch personell verstärken mit neuen Mitarbeitenden, die schon einmal mit dem OP-System gearbeitet haben.
Intensivüberwachungspflege: neue Station am Klinikum
Der Heidenheimer Kreistag hat im Juli ein „Zukunftspaket Medizin“ für das Klinikum freigegeben, das 4,5 Millionen Euro umfasst. 2,5 Millionen Euro davon werden für das robotergestützte OP-System verwendet, weitere zwei Millionen fließen in medizinische Geräte, die für die Einrichtung einer Intermediate Care-Station (ICU) notwendig sind. Dabei handelt es sich um eine Station für die Intensivüberwachungspflege, die als Bindeglied zwischen der Intensivpflegestation und den normalen Pflegestationen zu sehen ist. Deshalb soll die Station auch in räumlicher Nähe zur Intensivstation eingerichtet werden.