Aktionstag der Baubranche

Was Firmenvertreter aus dem Landkreis Heidenheim bei einer Kundgebung in Stuttgart forderten

Beim Wohnungsbau gibt es derzeit wenig Bewegung. Die Branche machte deshalb bei einem Aktionstag in Stuttgart auf ihre Probleme aufmerksam. Vertreten waren auch mehrere Firmen aus dem Landkreis Heidenheim.

Einen solchen Schulterschluss sieht man selten in Tagen, in denen bundesweit Tausende Arbeitnehmer für Tariferhöhungen demonstrieren oder sogar streiken: Der Stuttgarter Karlsplatz war am Freitag Bühne einer gemeinsamen Kundgebung von Architekten, Bauunternehmern, ihren Beschäftigten und der Gewerkschaft BAU. Dabei ging es nicht um einige Prozente mehr auf dem Gehaltszettel, sondern um den Fortbestand der gesamten Baubranche.

Kolonnen tonnenschwerer Fahrzeuge sind in Deutschland seit einigen Wochen Bestandteil organisierter Massenproteste. So auch am Freitag bei einer Sternfahrt Richtung Landeshauptstadt. Allerdings sorgten diesmal nicht Bauern für vorübergehende Staus auf den Zufahrtsstraßen. Stattdessen hatten sich Vertreterinnen und Vertreter des baden-württembergischen Baugewerbes auf den Weg gemacht, um am Zielort auch im Gespräch mit Politikern und Politikerinnen der im Landtag vertretenen Parteien auf die aus ihrer Sicht große Dringlichkeit aufmerksam zu machen, an der Lage der Branche etwas grundsätzlich zu ändern.

Knapp 100 Teilnehmer aus dem Landkreis Heidenheim

Veranstaltet hatte den Aktionstag das Bündnis „Impulse für den Wohnungsbau“, ein Zusammenschluss von 16 einschlägigen Organisationen. Offiziellen Angaben zufolge belief sich die Zahl der Teilnehmer auf rund 1200, darunter 95 Vertreter von sieben Mitgliedsfirmen der Heidenheimer Bauinnung: Fetzer (Hohenmemmingen), Lindel (Hermaringen), Ernst Maier (Nattheim), UC Monz (Heidenheim), Pappe (Dunstelkingen), Riffel (Dischingen) und Strauß (Königsbronn).

Besonders beeindruckend aus Sicht von Ulrike Monz: „Wir fuhren unternehmensübergreifend gemeinsam mit dem Bus nach Stuttgart“, sagt die 56-Jährige, „Chefs und Mitarbeiter. Das war ein tolles Gefühl.“ Von bemerkenswerter Seriosität war Monz zufolge der Ablauf der einstündigen Kundgebung geprägt: „Wir hatten uns einen sachlichen Austausch auf Augenhöhe in angemessenem Ton versprochen, und so kam es dann auch.“

Baubranche beklagt Auflagen

Thomas Möller, Hauptgeschäftsführer der Bauwirtschaft Baden-Württemberg, nannte eine Reihe von Faktoren, die das Bauen derzeit erschweren: steigende Baupreise, immer strengere Bestimmungen, wachsende Umweltschutzauflagen, CO2-Bepreisung. Angesichts dessen sei die Sorge groß, so Monz, „dass wir in eine vorhersehbare Krise schlittern, die uns nicht nur Arbeitsplätze kostet, sondern ein völliges Erliegen einer seither starken Branche nach sich ziehen kann“.

Sie verweist auf eine Reihe von Forderungen, die die Organisatoren angesichts der Flaute beim Wohnungsbau und drastisch gesunkener Genehmigungszahlen formuliert hatten: Bürokratie abbauen, Digitalisierung vorantreiben, Grunderwerbsteuer senken bzw. aussetzen, Abschreibungsmöglichkeiten verbessern, Fachkräftemangel bekämpfen, Baurecht entschlacken, Wohnungsbau-Fördermittel ausweiten.

Ulrike Monz, Obermeisterin der Bauinnung Heidenheim. Markus Brandhuber

Andreas Harnack, Regionalleiter der IG BAU, nannte eine Summe von einer Milliarde Euro allein für Baden-Württemberg. Was hat der Aktionstag rückblickend gebracht? „Ich denke, dass wir gehört wurden, und ich hoffe, dass es unserer Branche einen Schub gibt“, sagt Ulrike Monz. Allerdings müsse abgewartet werden, ob den Worten auch Konsequenzen folgen. Ihre mahnenden Worte, ausreichend vorhandener Wohnraum trage zum sozialen Frieden bei, und es sei ein großer gesellschaftlicher Schaden zu befürchten, müssten die Bauunternehmen jetzt Kapazitäten abbauen, verband die Obermeisterin mit einem Blick in die maßgeblich von der Politik vorgegebene Zukunft: „Ohne das Handwerk lassen sich Vorhaben wie Klimaziele und Energiewende nicht erreichen.“

Innung vertritt 18 Firmen

Die 18 aktiven Mitgliedsunternehmen der Heidenheimer Bauinnung beschäftigen aktuell gut 450 Personen.

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