Flächendeckender Breitbandausbau

Wie es mit „Toni“, dem schnellen Internet, in Heidenheim weitergeht

Mit dem Tarif „Toni“ wollte die BBV Deutschland ganz Heidenheim flächendeckend mit Glasfaser-Internetanschlüssen versehen. Doch bisher ist nichts geschehen. Warum das so ist und wie es weitergeht.

Mit großen Versprechungen war die „Breitbandversorgung Deutschland“, kurz BBV, im Sommer 2022 in Heidenheim auf der Bildfläche erschienen: Das gesamte Stadtgebiet inklusive der Vor- und Teilorte wollte das Unternehmen mit Glasfaserleitungen flächendeckend versorgen, um den Menschen mit dem „Toni“ genannten Angebot überall den Zugriff auf einen Breitband-Internetanschluss zu ermöglichen. Das Beste daran: Der Ausbau sollte ohne Geld von der Stadt oder andere Fördermittel, also komplett eigenfinanziert, erfolgen.

Geringes Interesse

Doch was wurde nun, eineinhalb Jahre später, aus den Versprechungen und Plänen? Obwohl der Ausbau bereits im Spätsommer vergangenen Jahres beginnen sollte, ist von Baumaschinen, die Straßen aufreißen, um die Glasfaserkabel zu verlegen, weit und breit nichts zu sehen. Und das wird wohl auch – zumindest in diesem Jahr – noch so bleiben. „Das Interesse der Bevölkerung an der Glasfaser als zukunftsfähiger Technologie war bisher nicht so groß, wie es für einen eigenwirtschaftlichen Ausbau nötig wäre“, heißt es von BBV-Pressesprecher Olaf Urban-Rühmeier auf Anfrage. Doch wolle das Unternehmen weiterhin an dem Vorhaben festhalten und in diesem Jahr eine weitere Vermarktungskampagne für „Toni“ starten, Details dazu entwickle man derzeit.

Eigentlich, so der ursprüngliche Plan aus dem Jahr 2022, hätte nach damaligen Angaben der BBV schon im April vergangenen Jahres mit der Feinplanung des Ausbaus begonnen werden sollen, mit dem Baubeginn war im Herbst 2023 gerechnet worden. Doch, so der aktuelle Stand, wurde mit den Feinplanungen des Ausbaus bisher noch gar nicht begonnen: „Der gesamte weitere Zeitplan hängt von den Ergebnissen der Vermarktungsaktivitäten ab. Wenn sie erfolgreich sind, wird eine Detailplanung des Ausbauprojekts vorgenommen, aus der sich ein konkreter Bauzeitenplan ableiten lässt“, erklärt Urban-Rühmeier. Aktuell werde die Kompatibilität und Verfügbarkeit der bereits verlegten Leerrohre geprüft, auch seien noch Genehmigungsverfahren offen.

Doch wie viele Verträge sind notwendig, damit die BBV überhaupt mit dem Ausbau in Heidenheim beginnt? Dazu will sich der Pressesprecher nicht äußern, es handle sich um „wettbewerbsrelevante Daten“. Auch über die Anzahl der bisher abgeschlossenen Verträge macht das Unternehmen keine Angaben. Im September 2022 hatte der damalige Pressesprecher noch erklärt: „Wir brauchen mindestens 20 Prozent der Haushalte und Unternehmen als Kunden, dann können wir den Aufbau der Infrastruktur starten.“ Im Januar 2023 sagte dann die BBV-Landeskoordinatorin für Baden-Württemberg in Bezug auf die nötigen Vertragsabschlüsse gegenüber unserer Zeitung: „Im Prinzip ist das irrelevant, weil wir das Breitbandnetz auf jeden Fall im gesamten Stadtgebiet verlegen werden.“

Stadt ist Kooperationspartner

Doch diese Aussage scheint, so zumindest kann man die Antworten des Pressesprechers deuten, nicht mehr gültig. So ist in den Antworten auch nur noch von einem „möglichen Ausbau in Heidenheim“ die Rede, der schrittweise „in enger Abstimmung mit den zuständigen Behörden“ erfolge. Und die spielen dabei auch eine nicht unbedeutende Rolle. Oberbürgermeister Michael Salomo hat es in der Vergangenheit bei jeder sich bietenden Gelegenheit nicht versäumt, zu erwähnen, dass es ihm gelungen sei, die BBV nach Heidenheim zu holen. So schloss die Stadt mit Zustimmung des Gemeinderats einen Kooperationsvertrag mit der BBV ab, in dem die Verwaltung dem Unternehmen Unterstützung zusagt. Vor dem Gemeinderat hatte Salomo von einem „einmaligen Angebot“ gesprochen, bei der Vertragsunterzeichnung von einem „historischen Moment“. Damals hatte der BBV-Geschäftsführer Manfred Maschek gesagt: „Wir versuchen, alle Kunden so schnell wie möglich ans Licht zu bekommen.“

137 städtische Einrichtungen sind betroffen

Die Stadt Heidenheim ist selbst Vertragspartner, was den Glasfaser-Ausbau betrifft. Denn Anfang 2023 wurde mit der BBV ein Vertrag unterzeichnet, der die Erschließung von 137 kommunalen Einrichtungen mit Glasfaseranschluss vorsieht. Dabei geht es um Schulen, Kindergärten, Verwaltungsstandorte, aber auch Museen sowie andere öffentliche Einrichtungen und Liegenschaften der Stadt. „Wir machen hier als Stadt einen weiteren Schritt in Richtung Zukunft. Die Glasfasertechnologie bietet einen stabilen und schnellen Anschluss ans Internet und dient zugleich als Grundlage, dank derer wir künftig in unserer Stadt sämtliche digitalen Möglichkeiten und Angebote nutzen können“, hatte Salomo bei der Vertragsunterzeichnung gesagt.

Und wie sieht es aktuell aus für die städtischen Gebäude? Werden sie bevorzugt behandelt und mit Glasfaser-Anschlüssen versorgt? „Es gibt eine Liste der Verträge mit städtischen Einrichtungen, die bei der Planung natürlich berücksichtigt werden. Wir werden uns bemühen, die städtischen Gebäude (zum Beispiel Schulen) zügig anzuschließen. Generell gilt aber, dass auch diese Gebäude erst dann angeschlossen werden, wenn die jeweiligen Straßenzüge mit der erforderlichen (technischen) Infrastruktur ausgebaut worden sind“, so der BBV-Pressesprecher.

Keine Fristen vereinbart

Also weiß man auch bei der Stadt nicht, wann der Anschluss der Gebäude kommen wird. „Wir haben keine Fristen mit der BBV für den Anschluss der etwa 130 städtischen Immobilien vereinbart. Der Anschluss erfolgt wie für andere – gewerbliche oder private – Kundinnen und Kunden der BBV vielmehr im Zuge des geplanten Ausbaus“, so der städtische Pressesprecher Stefan Bentele. Und wie beurteilt der OB die aktuelle Situation? „Im Rahmen des Markterkundungsverfahrens im Jahr 2022 im Landkreis Heidenheim haben sich einige Kommunen für die Netcom entschieden, wir in der Stadt Heidenheim für die BBV, weil sie als einzige angeboten hat, das gesamte Stadtgebiet mit den beiden Teilorten auszubauen.“ Die Verwaltung stehe im guten Austausch mit der BBV. „Ein Privatanbieter, der plant, etwa 50 Millionen Euro zu investieren, braucht für solch ein Projekt selbstverständlich auch entsprechend viele Kundinnen und Kunden, die sich anschließen lassen wollen.“ Außerdem gebe es im Unterschied zu vielen Nachbarkommunen in der Stadt Heidenheim auch Immobilienunternehmen, die Zeit für ihre Entscheidungs- und Planungsprozesse benötigten, so Salomo.

Ob der flächendeckende Breitbandausbau fürs Stadtgebiet durch die BBV überhaupt kommen wird, ist damit noch offen, in diesem Jahr jedenfalls wird er wohl kaum begonnen. Vom Start bis zur Fertigstellung war von dem Unternehmen in der Vergangenheit eine Bauzeit von 15 bis 18 Monaten veranschlagt worden.

Verträge bleiben gültig

Der Glasfaser-Ausbau in Heidenheim verzögert sich um unbestimmte Zeit. Doch was bedeutet das für jene Heidenheimer, die bereits einen „Toni“-Vertrag mit der BBV abgeschlossen haben? „An den Verträgen ändert sich nichts. Es bleibt alles beim Alten“, so Pressesprecher Olaf Urban-Rühmeier.

Der Laden am Eugen-Jaekle-Platz, in dem die „Toni“-Tarife vermarktet werden, ist derzeit geschlossen. Über die Weihnachtsfeiertage sei er offiziell zu gewesen, aktuell sei der Mitarbeiter erkrankt. „Wenn der Mitarbeiter wieder gesund ist, wird der Shop wieder an drei Tagen pro Woche geöffnet. Derzeit sind wir dabei, einen attraktiveren Standort für unseren Laden zu suchen“, so der Pressesprecher.

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