Die Befürchtung der Verantwortlichen, der Fußball auf dem Schlossberg werde die Besucher vom Neujahrsempfang der Evangelischen Kirchengemeinde Schnaitheim am Freitagabend abhalten, sollte sich nicht bestätigen: Die vorbereiteten Plätze im Oetinger-Gemeindehaus reichten nicht aus, um alle Gäste unterzubringen, so dass weitere Stühle herbeigebracht werden mussten.
Der Empfang war Ausblick und Rückblick zugleich. Brigitte Bosch-Klement, die Vorsitzende des Kirchengemeinderats, ließ das vergangene Jahr Revue passieren, indem die Investitur des Pfarrehepaars Martin Kleineidam und Anne-Kathrin Kapp-Kleineidam den Höhepunkt darstellte: „Nachdem wir sie zwei Jahre lang von der Bayerischen Landeskirche ausgeliehen hatten, konnten endlich geordnete Verhältnisse geschaffen werden“, so Bosch-Klement über das herausragende Ereignis in einem auch sonst ereignisreichen Jahr. 35 Taufen gab es, darunter erstmals ein Tauffest an der Brenz, 21 Konfirmandinnen und Konfirmanden, sechs Trauungen und 25 Bestattungen.
Pfarrplan 2023 wirft Schatten voraus
Räume konnten an die Regionalverwaltung vermietet werden, die ab dem Jahr 2024 die Buchhaltung der Gemeinde übernimmt und der Pfarrplan 2030 wirft bereits seine Schatten voraus, bei dem nur noch eine Pfarrstelle in Schnaitheim vorgesehen ist. „Bei 3.000 Gemeindemitgliedern ist das ein sehr großer Einschnitt“, so Bosch-Klement. Im Kirchengemeinderat werde daher überlegt, wie hierauf zu reagieren sei. Ihren Dank richtete Bosch-Klement an alle ehrenamtlichen und hauptamtlichen Mitarbeiter und auch an die Katholische Kirchengemeinde St. Bonifatius für die gute Zusammenarbeit. Deren Vertreter Karlheinz Rößler gab der Hoffnung Ausdruck, dass die „Äcker, die wir gemeinsam bestellen, auch künftig gute Früchte tragen“. Und noch zwei Wünsche hatte er parat: Dass „nicht Ellbogen dominieren, sondern das Miteinander“, und dass bald ein Nachfolger für Kantor Hans-Martin Braunwarth gefunden werde.
Apropos: Weil die Kirchengemeinde gerade „kantorlos“ ist, übernahm die frühere Kantorin Jutta Reick die musikalische Umrahmung am Flügel, und sie reiste eigens dafür sogar aus dem Schwarzwald an. Mit ihr und gemeinsamem Gesang nahm der Neujahrsempfang seinen Auftakt, bevor Pfarrer Martin Kleineidam die Andacht hielt, die er ganz auf die Jahreslosung „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe“ zugeschnitten hatte. Sein Wunsch war es, dass dieses richtungsweisende Wort auch immer den nötigen Rückenwind durch den Glauben erfahre und damit Kraft gebe, den Alltag in Liebe zu gestalten. Bekräftigend darin wirkte Joseph Haydns Londoner Trio in seiner Eleganz, die Matthias Jochner an der Querflöte, Anne-Kathrin Kapp-Kleineidam an der Oboe und Martin Kleineidam am Fagott hervorragend zur Geltung brachten.
"Sinn und Geschmack für das Unendliche"
Karin Böhm, die Vorsitzende des Evangelischen Gemeindevereins Schnaitheim, gab einen Überblick über das soziale und diakonische Engagement im vergangenen Jahr, zu dem die Unterstützung zweier Familien, Übernahme diverser Kindergartenelternbeiträger, aber auch die Stiftung von Musikinstrumenten für die Kindergärten gehörte. Und nochmals Musik: Die kam in Form einer drolligen Geschichte von Piggeldy und Frederick zum Tragen, die sich Pfarrer im Ruhestand Michael Williamson ausgedacht hatte, um sich damit als Vorsitzender des Fördervereins Kirchenmusik Schnaitheim für die Bewahrung der Kirchenmusik in der Kirchengemeinde auszusprechen. „Kirchenmusik ist Sinn und Geschmack für das Unendliche“, brachte er es auf den Punkt. Und nachdem der Gast aus dem Schwarzwald, Jutta Rieck, den Empfang musikalisch am Flügel abschloss, gab es beim Imbiss reichlich Gelegenheit zu Begegnung und Austausch.