Congress Centrum, Konzerthaus und Lokschuppen

Was sich bei den Heidenheimer Veranstaltungsorten verändert hat

Die wirtschaftliche Lage spiegelt sich auch bei Veranstaltungen aller Art wider. Warum das so ist und wie die großen Heidenheimer Locations ausgelastet sind.

Ruven Becker ist der Neue. Aber eigentlich ist er gar nicht neu in den Verwaltungsräumen im Congress Centrum. Denn die kennt der 32-Jährige in- und auswendig. Hier nämlich hat er sein Duales Betriebswirtschaftsstudium absolviert, mit der Vertiefung auf Messe-, Kongress- und Eventmanagement. Insofern ist es nicht verwunderlich, dass er nach einem Intermezzo bei der Stadtverwaltung als Verantwortlicher für die Innenstadtentwicklung auf den Schlossberg zurückgekehrt ist. Diesmal jedoch als Geschäftsführer der „Congress und Event Heidenheim GmbH“. Seit dem 1. Juli ist er damit verantwortlich fürs Congress Centrum, das Konzerthaus und den Lokschuppen, weil sein Vorgänger Günter Wagner in den Ruhestand gewechselt ist.

„Es ist ein großer Vorteil, dass ich hier eigentlich alles und jeden kenne, dadurch fällt mir die Einarbeitung in die neuen Aufgaben deutlich leichter“, sagt Becker. Und die sind sehr vielfältig: Er ist verantwortlich für 15 Mitarbeiter, muss die Arbeit in den Teams koordinieren, zudem die drei Häuser managen und dafür sorgen, dass hier erfolgreiche Veranstaltungen stattfinden können. Hinzu kommen noch viele kaufmännische und Verwaltungsaufgaben.

Deutlich weniger Firmen-Events

Und natürlich ist er auch dafür verantwortlich, dass die drei Veranstaltungsorte ausgelastet sind. „Nach den Corona-Lockdowns ging es schnell wieder bergauf“, berichtet Becker, doch aktuell sei die Lage eher schwierig: „Die Veranstaltungsbranche ist ein Indikator für die gesamtwirtschaftliche Lage, und die ist derzeit eher nicht so gut“, so der Geschäftsführer. Eine Rolle spiele dabei die hohe Inflation, aber auch die Unsicherheit bei vielen Betrieben. „Wenn die Menschen weniger Geld zur Verfügung haben, sparen sie am ehesten bei kulturellen Veranstaltungen, und auch die Unternehmen setzen zuerst bei den Events den Rotstift an.“ Beispielsweise würden dann interne Seminare eher in den Betrieben als auswärts abgehalten. Gerade die Firmenveranstaltungen spielen eine bedeutende Rolle: Im Congress Centrum machen sie 64 Prozent aller Veranstaltungen aus, im Konzerthaus 39 Prozent, im Lokschuppen 15 Prozent. Wobei angesichts der Lage noch etwas auffällt: Die Angebotsphase dauert erheblich länger. „Nach einer Anfrage lassen sich die Unternehmen deutlich mehr Zeit, bevor sie einen Vertrag unterschreiben, das Geschäft ist kurzfristiger geworden.“ Generell ist die Zahl der Kongresse, Messen und Tagungen rückläufig.

Wichtig sind natürlich auch die kulturellen Veranstaltungen, und auch hier stellt Becker eine Veränderung fest: „Es gibt eindeutig weniger Besucher, und mache Veranstalter buchen statt des Congress Centrums eher das kleinere Konzerthaus, weil das leichter zu füllen ist.“ Sehr vielfältig ist das Programm, das in den drei Heidenheimer Spielstätten geboten wird. Von großen Galas über Konzerte, Musicals und Theater bis hin zur Kleinkunst ist alles geboten – in unterschiedlicher Größe. „Wir haben nicht vor, an der programmlichen Ausrichtung etwas zu verändern, die Mischung hat sich seit 15 Jahren bewährt“, sagt Becker. Ohnehin wäre das auch schlecht möglich, denn in mehr als 80 Prozent der Fälle fragen die Künstler und Agenturen direkt an, muss sich Becker nicht um das Programm kümmern. „Wir sind nicht die Veranstalter, sondern stellen nur die Räume und gegebenenfalls die Technik zur Verfügung.“

Viele kulturelle Veranstaltungen

Im Congress Centrum sind 23 Prozent der Veranstaltungen kultureller Art, im Konzerthaus sind es 42 und im Lokschuppen 37 Prozent. Vor allen Dingen in letzterem spielen die privaten Feiern mit 37 Prozent auch eine bedeutende Rolle und unter ihnen dominieren die Hochzeiten. Hier werden die Termine schon Monate vor der Veranstaltung vergeben. Nach aktuellem Stand sind fürs kommende Jahr bereits 37 Wochenenden blockiert, nur 15 freie sind noch zu buchen. Das entspricht einer Auslastung des Lokschuppens von 70 Prozent an den Wochenenden. Für dieses Jahr gibt es lediglich noch sechs freie Wochenenden.

Mit der Auslastung der drei Veranstaltungsorte ist Becker nicht unzufrieden. „Am liebsten wäre uns, wir wären 365 Tage im Jahr gebucht, aber das geht natürlich nicht.“ Im ersten Halbjahr 2024 konnten für das Congress Centrum 102 Belegtage verzeichnet werden, im Konzerthaus waren es 48 und im Lokschuppen 65.

Eine der großen Herausforderungen der Zukunft ist für Becker, ausreichend qualifiziertes Personal zu finden. „Vor allen Dingen bei den Technikern ist das nicht einfach“, so der Geschäftsführer. Auch stehen immer wieder Investitionen an, auch in die Technik. „Im Laufe der Jahre gehen eben Dinge kaputt und müssen ersetzt werden, außerdem müssen wir darauf achten, nicht mit veralteter Technik zu arbeiten“, sagt Becker.

Reichen die drei Veranstaltungsorte, die der Gesellschaft gehören, aus? „Auf jeden Fall. Wir haben unterschiedliche Größen, jedes Haus hat seine eigene Atmosphäre und seine Vorteile. Wir haben hier ein großes und vielseitiges Angebot, das von Veranstaltern und Besuchern sehr gut angenommen wird“, ist Becker überzeugt.

Alles gehört der Stadt

Die Congress & Event Heidenheim GmbH ist ein hundertprozentiges Tochterunternehmen der Stadt Heidenheim. Sie verwaltet das Congress Centrum, das Konzerthaus und den Lokschuppen. Im vergangenen Jahr lag der Umsatz des Unternehmens bei 996.000 Euro.

Mit dem Bau des Congress Centrums und der damit einhergehenden Gründung der Gesellschaft wurde das Ziel gesetzt, dass der operative jährliche Abmangel nicht über 500.000 Euro steigen soll. In den vergangenen Jahren lag der Abmangel bei unter 300.000 Euro – für alle drei Häuser zusammen. „Gerade in Zeiten einer angespannten Haushaltslage ist das ein großer Erfolg. Diesen fortzusetzen ist mein größtes Bestreben“, so der neue Geschäftsführer Ruven Becker.

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