Waschbären machen das Heidenheimer Stadtgebiet unsicher
Waschbären sehen zwar niedlich aus, werden aber zunehmend zur Plage – auch im Heidenheimer Stadtgebiet. Nahezu täglich sei er mit dem Thema konfrontiert, sagt Christian Eder, der Heidenheimer Stadtförster. Anwohner des Schlossbergs berichten beispielsweise von einer mehrköpfigen Waschbärenfamilie, die dort durch die Gärten streift. Im Juni wurden Kirschbäume leergefressen, immer wieder klettern Waschbären auf Balkone, plündern das Futter aus Vogelhäuschen und werfen Blumentöpfe um. In Gärten richten die Tiere auch Schäden an, indem sie Löcher in den Rasen oder Beete graben, weil sie auf der Suche nach Würmern sind. „Kürzlich saß im Bereich des Talhofs eine ganze Waschbärenfamilie an einem Gartenteich und hat die Goldfische herausgeangelt“, berichtet Christan Eder.
Waschbären gehören zur Familie der Kleinbären und wurden zu Beginn des 20. Jahrhunderts aus Nordamerika nach Europa importiert. Zunächst wurden sie in Pelztierfarmen und Gehegen gehalten, entkamen aber schließlich auch in die Natur. „Der Waschbär hat bei uns keine natürlichen Feinde“, sagt Förster Eder. In der Nähe von menschlichen Siedlungen finde er aber ausreichend Futter. Zusammen mit einer relativ hohen Reproduktionsrate führe dies zu stetig wachsenden Populationen. „Wir versuchen, den Bestand unter Kontrolle zu halten“, sagt der Stadtförster.
Waschbären dürfen gejagt werden
Grundsätzlich fällt der Waschbär in Baden-Württemberg unter das Jagdrecht. Das bedeutet, dass er von Jägern innerhalb ihrer Jagdgebiete erlegt werden darf. Im Stadtgebiet sieht es aber anders aus: „Die Jagd ruht im befriedeten Bezirk“, erläutert Eder. Hier dürfen nur speziell ausgebildete Stadtjäger tätig werden. Von diesen sind in der Heidenheimer Stadtförsterei drei beschäftigt. Bevor sie zum Einsatz kommen, verweist Christan Eder aber Menschen, die mit Waschbären Probleme haben, erstmal an den Wildtierbeauftragten Stefan Endler, der die Untere Jagdbehörde im Landratsamt leitet. Dieser berät die Betroffenen darüber, was sie selbst tun können.
„Zunächst kann man versuchen, die Waschbären zu vergrämen“, erläutert Christian Eder. Wichtig sei es, dass die Tiere im Garten kein Futter finden können. Da Waschbären aber neben Vögeln, Salamandern und Mäusen auch Obst und Nüsse fressen, kann das schwierig werden. Auch ein Kompost mit Essenresten oder Katzen- und Vogelfutter finden die kleinen Bären interessant. „Außerdem sind Waschbären motorisch sehr geschickt, sie können auch Schachteln oder Müllbehälter öffnen“, so der Stadtförster. Darüber hinaus sollte man versuchen, den Tieren keine Unterschlupfmöglichkeiten zu bieten.
Jagen mit Lebendfallen
Wenn die Konflikte mit den Waschbären andauern und es beispielsweise auch zu Auseinandersetzungen mit Haustieren wie Hunden oder Katzen kommt oder die Waschbären ins Haus gelangen, wird es für die Stadtförsterei Zeit, einzugreifen. Da der Gebrauch von Schusswaffen in besiedeltem Gebiet nicht möglich sei, greife man auf Lebendfallen zurück. Wenn die Waschbären in die Falle gehen, werden sie tierschutzkonform getötet. Das Aufstellen von Fallen sei aber mit einem hohen Betreuungsaufwand verbunden: „Wir müssen mehrmals täglich schauen, ob ein Tier in der Falle ist“, berichtet Eder. Denn auch Katzen seien mitunter neugierig und finden sich am Ende dort wieder, wo eigentlich der Waschbär sitzen soll.
Dass die Stadtförsterei in den Waschbär-Bestand eingreift, leuchtet nicht allen Menschen ein: „Manche füttern Waschbären auch an, das sollte man nicht tun“, so der Stadtförster. Es gebe dadurch Situationen, in denen sich Nachbarn nicht einig sind, wie man mit den Wildtieren umgehen soll. Außerdem kennt Eder Tierschützer, die selbst Waschbärfallen aufstellen, kranke Tiere dann pflegen und wieder aussetzen. Das sei nicht erlaubt und gelte vor dem Gesetz als Jagdwilderei.
In der Dämmerung und nachts aktiv
Waschbären haben eine Körperlänge von 40 bis 70 Zentimetern und wiegen zwischen 3,5 und neun Kilogramm. Sie sind Allesfresser und ernähren sich sowohl von Wirbeltieren, Wirbellosen und auch pflanzlicher Nahrung. Ihre Lebenserwartung in der freien Natur liegt zwischen zwei und drei Jahren. Waschbären sind normalerweise dämmerungs- und nachtaktiv. Wer wissen will, ob er Besuch von Waschbären im Garten bekommt, kann eine Wildtierkamera aufstellen.