Schwerpunkt Integration

Welche Kurse bei der Heidenheimer Volkshochschule besonders gefragt sind

Die Kurse der Heidenheimer Volkshochschule waren 2022, also nach Ende der Corona-Beschränkungen, wieder gut besucht. Ein Angebot ist besonders gefragt.

Innerhalb eines Jahres ist die Zahl der im Landkreis Heidenheim lebenden Menschen um knapp 1400 auf rund 135.400 gestiegen. Diese im November veröffentlichten Angaben des Statistischen Landesamts bestätigen eine schon länger anhaltende Entwicklung. Zurückzuführen ist sie auf den Zuzug von Männern, Frauen und Kindern aus dem Ausland. Und mit ihr wächst die Notwendigkeit, die Neuankömmlinge in die Gesellschaft zu integrieren.

Von zentraler Bedeutung ist dabei das Beherrschen der deutschen Sprache, was sich auch im Angebot der Heidenheimer Volkshochschule (VHS) niederschlägt: Die Nachfrage nach Sprachkursen ist dort nahezu doppelt so hoch wie im landesweiten Durchschnitt. „Der Fremdsprachenbereich geht durch die Decke“, sagte VHS-Leiter Joachim Oelkuch in seiner Bilanz des Jahres 2022. Konkret: Auf den Programmbereich „Sprachen&Sprechen“ entfallen rund 85 Prozent der Unterrichtseinheiten. Besucht werden sie von fast 60 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer.

Deutschtest für Zuwanderer

Hinsichtlich der Integration von Migrantinnen und Migranten schreibt Oelkuch der Einrichtung mit Blick auf ihre Angebotspalette einen hohen Stellenwert zu. Während des gesamten Jahres nahmen 1712 Personen an 99 Kursen und Prüfungen teil. Als TELC-Prüfungszentrum (The European Languages Certificates) bietet die VHS im Auftrag des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge den Deutschtest für Zuwanderer an.

Hinzu kommen unter anderem die Prüfungen „Einbürgerungstest“ und „Leben in Deutschland“, weitere Sprachtests sowie Beratungsgespräche. Etwa 90 Kinder und Jugendliche aus der Ukraine erhalten an Heidenheimer Grundschulen, Werkrealschulen und Gymnasien ergänzenden Sprachunterricht in Deutsch. In Abstimmung mit dem Deutschen Roten Kreuz vermittelt ein vom Volkshochschulverband unterstütztes Förderprogramm zugewanderten Arbeitskräften individuell gestalteten Sprachunterricht.

Joachim Oelkuch, Leiter der Heidenheimer VHS. Rudi Penk

Unterm Strich komme die VHS, so Oelkuchs Vorhersage, „mit den Dozierenden personell wie auch räumlich an ihre Kapazitätsgrenzen“. Dabei gewinnen in Zusammenarbeit mit anderen Volkshochschulen neben klassischen Präsenzveranstaltungen Onlinekurse zunehmend an Bedeutung. Das gilt auch für berufliche Fortbildungen.

Die meisten Kursteilnehmer kommen aus Heidenheim, etliche aber aus anderen Kreisgemeinden. Bewährt hat sich in diesem Zusammenhang das zunächst bis September 2024 verlängerte Kombiticket: Wer eine Teilnahmebestätigung für einen kostenpflichtigen Kurs der VHS vorlegt, kann im Bereich des Heidenheimer Tarifverbunds am jeweiligen Veranstaltungstag den ÖPNV gratis nutzen. Zwischen 1. September 2022 und 31. August 2023 wurde 22.360 Mal von diesen Einzelfahrscheinen Gebrauch gemacht.

Gratis-Kurse zur Nachwuchsgewinnung

Das typische Semester alter Prägung gibt es Oelkuch zufolge nicht mehr. Heute sei es wichtig, schnell auf Bedürfnisse zu reagieren. Zahlreiche der angebotenen Kurse sind kostenlos, beispielsweise im Bereich „Junge VHS“, der sich an Schulkinder richtet. Die Volkshochschulen im Kreisgebiet wollen damit „den Nachwuchs für die Zukunft sichern“, sagte Oelkuch. Grundsätzlich solle Bildung sämtlichen Bevölkerungsschichten zugänglich gemacht werden. 2022 wurden 5283 Teilnehmerinnen und Teilnehmer gezählt. Zum Vergleich: 2019 waren 8415, 2020 dann 4155, 2021 nur noch 2179.

Nicht folgen wollte der VHS-Chef einem Appell von Elisabeth Kömm-Häfner, Grünen-Stadträtin und stellvertretende Vorsitzende des Kreisseniorenrats. Sie regte an, das Veranstaltungsprogramm wieder in größerer Auflage als gedruckte Version anzubieten, „weil viele ältere Menschen einfach nicht internet-affin sind“. Oelkuch entgegnete, zuletzt hätten gerade einmal acht Personen nach dem Katalog gefragt. Er hält die persönliche Ansprache für wichtiger.

Kostendeckungsgrad: 67 Prozent

Nach den stark von Corona beeinflussten Jahren 2020 und 2021 ist die Zahl der Teilnehmer 2022 wieder deutlich angestiegen. Dass es am Ende nicht mehr waren als 5283, liegt laut VHS-Chef Joachim Oelkuch nicht zuletzt daran, dass häufig in Kleingruppen unterrichtet wird: „Aber es macht ja auch nicht die Masse, sondern die Qualität.“ 2022 standen Ausgaben in Höhe von 1,34 Millionen Euro 890.000 Euro an Einnahmen gegenüber. Der kommunale Zuschuss lag bei 445.000 Euro (pro Kopf und Unterrichtseinheit 25,29 Euro), der Kostendeckungsgrad bei 67 Prozent.

Jetzt einfach weiterlesen
Jetzt einfach weiterlesen mit HZ
- Alle HZ+ Artikel lesen und hören
- Exklusive Bilder und Videos aus der Region
- Volle Flexibilität: monatlich kündbar