Innovationspreis Ostwürttemberg

Welche regionalen Unternehmen in Heidenheim ausgezeichnet wurden

Neue Produkte, Patente für Verfahren und Roboter, die für eigene Bedürfnisse umgebaut wurden: Beim Innovationspreis Ostwürttemberg wurden vier regionale Unternehmen ausgezeichnet, die einen besonderen Weg gegangen sind.

Welche regionalen Unternehmen in Heidenheim ausgezeichnet wurden

Zur Verleihung des Innovationspreises in der Voith-Arena waren am Montagabend über 350 Gäste gekommen. Gastgeber waren die Kreissparkassen Ostalb und Heidenheim, die Industrie- und Handelskammer (IHK) Ostwürttemberg und die Wirtschaftsförderungsgesellschaft Wiro. Der Zusammenschluss dieser Organisationen führte dazu, dass Ostwürttemberg einmal nicht nur auf dem Papier, sondern vertreten durch Personen, die in Politik und Wirtschaft des Landkreises Heidenheim und des Ostalbkreises eine wichtige Rolle spielen, Gestalt annahm.

Ausgezeichnet wurden vier Preisträger, die sich unter den 55 Bewerbungen am meisten hervorgetan hatten: In der Kategorie „Auszeichnungen“ gewannen Philip Raab und Marvin Schuster von der Mapal Dr. Kress KG aus Aalen. In der Kategorie „Gründungen und junge Unternehmen“ erhielten die beiden Start-ups Tire Check GmbH (Heidenheim) und Lockcard (Gerstetten) einen Preis. In der Kategorie „Patente“ wurde die Entec-Stracon Gmbh aus Aalen ausgezeichnet. Alle Preisträger teilen sich ein Preisgeld von insgesamt 10.000 Euro.

Die stimmgewaltige musikalische Einleitung übernahmen Stefan Tolnai und Emily Barth vom Verein Musical Sehnsucht, begrüßt wurden die Gäste von Dieter Steck, Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse Heidenheim. Ein Impulsvortrag über die CO2-Abscheidung in der Zementherstellung hielt Jürgen Thormann. Er ist Geschäftsführer des Konsortiums CI4C, das auf dem Gelände von Schwenk in Mergelstetten eine Versuchsanlage baut. Die Moderation des Abends übernahm Marcel Wagner, der sich (nur mäßig innovativ) als Hinleitung zum Thema eine Definition von „Innovation“ vom KI-basierten Chatbot ChatGPT schreiben ließ.

Viel Freizeit investiert

Keine künstliche, sondern echte Intelligenz steckt hinter dem, was die Preisträger geleistet haben. Philip Raab und Marvin Schuster haben sich als angehende Mechatroniker beim Werkzeughersteller Mapal mit dem Thema Robotik beschäftigt. Sie haben eine Standard-Roboterzelle so umgebaut, dass ein Produktionsablauf in einer neuen, hochautomatisierten Fertigungshalle von Mapal vorab simuliert werden konnte. Markus Frei, Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse Ostalb, beschrieb die wichtige Verknüpfung von Theorie und Praxis, die die beiden jungen Männer in ihrer dualen Ausbildung erlernt haben und hier anwenden konnten. Mit dem Projekt, an dem Raab und Schuster auch an vielen Wochenenden in ihrer Freizeit gearbeitet haben, konnten die beiden eine Goldmedaille bei den Berufsweltmeisterschaften erringen und damit, so Frei, die „internationale Wettbewerbsfähigkeit“ der Region Ostwürttemberg unter Beweis stellen.

Regionale Zusammenarbeit

Die Tire Check GmbH wurde laut Laudator Markus Maier, Präsident der IHK Ostwürttemberg, 2019 vom irischen Unternehmen Async Technologies im Zuge der Neuausrichtung der Alligator-Ventilgruppe gegründet. Die auf dem WCM-Gelände in Heidenheim angesiedelte Firma kümmert sich um Reifendruck-Kontrollsysteme für Nutzfahrzeuge. „Dabei setzt das junge Unternehmen nicht nur auf Innovation und Qualität, es legt einen weiteren Fokus auf Nachhaltigkeit und regionale Zusammenarbeit“, so Markus Maier. Laut Christian Markert und Timo Oppold, die als Vertreter von Tire Check auf die Bühne gebeten wurden, würden die Kunden sowohl die Nähe der regionalen Firma als auch die Einfachheit der Produkte schätzen.

Ein nachhaltiger Geldbeutel

Dr. Joachim Bläse, Landrat des Ostalbkreises, stellte das Gerstetter Unternehmen Lockcard vor, das mit modularen, kompakten Geldbeuteln erfolgreich ist, die aus dem 3-D-Drucker selbst hergestellt werden. Bläse lobte das Bekenntnis der jungen Unternehmer zur Produktion, „wir hatten in der Region immer eine Produktionsorientierung“, so der Landrat. Lockcard praktiziere Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft, da recyceltes Aluminium und Plastik verwendet würden.

Bekanntheit erlangte das Start-up von der Alb durch seinen Auftritt bei der Vox-Fernsehsendung „Die Höhle der Löwen“. Der Deal mit den Investoren Carsten Maschmeyer und Ralf Dümmel kam allerdings nicht so zustande, wie er in der Sendung gezeigt wurde. Dies erklären die Jungunternehmer ausführlich in einem Video auf ihrer Homepage. Statt 200.000 Euro für 25 Prozent ihres Unternehmes erhielten die Gerstetter einen Vorschuss von einer Million Euro und die Unterstützung, die sie brauchten, um ihr Produkt im Spritzgussverfahren herzustellen und in den Einzelhandel zu bringen.

Eine bahnbrechende Erfindung

Mit viel Expertise stellte schließlich Prof. Dr. Harald Riegel, Rektor der Hochschule Aalen, die Entec-Straton GmbH vor. Das Unternehmen hat „mit Herzblut und Leidenschaft“, so Riegel, eine bahnbrechende Erfindung im Bereich der Herstellung von Fahrzeugrädern aus Leichtmetallen gemacht. Durch das „druckbeaufschlagte Gießen“ können die Räder mit der Hälfte der zuvor benötigten Energie hergestellt werden, außerdem werde zu 100 Prozent Recycling-Material verwendet. Die patentierte Erfindung sei „ein Meilenstein“ in der Fahrzeugradherstellung, lobte Riegel. Die Automobilindustrie ist offenbar schon auf die Aalener Firma aufmerksam geworden, es gebe bereits einen Serienauftrag für Mercedes, mit anderen Herstellern sei das Unternehmen im Gespräch.

Keine Frauen auf der Bühne

Die vier Unternehmen, die am Montagabend ausgezeichnet wurden, wurden bei der Preisverleihung ausschließlich von Männern vertreten. Dies fiel Kreisrätin Margit Stumpp (Grüne) unangenehm auf: „Das liegt meiner Meinung daran, dass soziale Innovation bei der Preisverleihung nicht mitgedacht wird“, meinte sie am Rande der Veranstaltung. Damit werde ein bedeutender Wirtschaftssektor ausgeblendet. Sie bemängelte auch, dass keine Frau in der Jury vertreten war.