Biopic „Cranko“

Welche Rolle Heidenheim im Wirken des berühmten Choreografen John Cranko spielt

Mit „Cranko“ kam kürzlich die Filmbiografie des berühmten Choreografen John Cranko in die Kinos. Bei seinem Wirken am Stuttgarter Ballett wurde er seinerzeit auch von Heidenheimer Tänzerinnen und Tänzern begleitet. Ballettschulleiterin Ute Kopp erzählt, wie es dazu kam.

Cranko und Stuttgart, Stuttgart und Cranko. Es gab eine Zeit, in der diese beiden Wörter insbesondere in der Ballettszene praktisch gleichbedeutend waren. In den 1960er-Jahren hat der südafrikanisch-britische Choreograf John Cranko das Stuttgarter Ballett zu dem emporgehoben, was es heute ist. Man könnte sagen, dass Heidenheim an diesem Aufstieg nicht ganz unbeteiligt gewesen ist. Auch wenn die Stadt an der Brenz in dem kürzlich erschienenen Biopic „Cranko“ wohl nicht vorkommt, lohnt sich ein Blick auf die Verbindung Crankos zu Heidenheim. Eine, die diese Geschichte aus nächster Nähe erlebt hat, ist Ute Kopp, die Leiterin der hiesigen Ballettschule Kopp.

Eigentlich muss man, um diese Geschichte zu erzählen, aber noch ein ganzes Stück früher anfangen. Und zwar bei Friedl Carter. Die Heidenheimerin ging mit 18 Jahren nach Berlin, um sich dort einen Namen als Tänzerin zu machen. Nach dem Krieg zog Carter mit ihrer Ballettkompanie durch ganz Europa, ehe sie Ende der 1950-Jahre, nun zurück in Heidenheim, eine Ballettschule eröffnete.

Sam Riley als John Cranko im Biopic „Cranko“. Foto: Philip Sichler/
Zeitsprung Pictures/SWR/
Port-au-Prince Pictures

So einige Schülerinnen und Schüler, die Carter hier ausbildete, erwiesen sich als so talentiert, dass sie in die Stuttgarter Ballettschule – ab 1961 unter der Leitung von John Cranko – aufgenommen wurden. Auch Ute Kopp zog es im Alter von zehn Jahren nach Stuttgart. Von 1976 bis 1982 besuchte sie die von Cranko gegründete John-Cranko-Schule. „Wir aus unserem Jahrgang haben ihn aber nie kennengelernt“, berichtet Kopp. Denn die Ballett-Legende starb drei Jahre, bevor Ute Kopp in Stuttgart aufschlug.

Crankos Geist, der Mythos um seine Person, sei jedoch auch in den Jahren nach seinem Tod stets spürbar gewesen. „Wir hatten damals engen Kontakt zu Stars der Ballettszene, zu unseren Idolen – die Menschen, welche die Protagonisten des Films sind“, sagt Kopp.

Heidenheimer an renommierter Stuttgarter Ballettschule

In Aufführungen durften die Schülerinnen und Schüler damals immer wieder kleine Rollen übernehmen. Viele von ihnen stammten von der Ostalb. Von den im Schnitt 40 Internatsschülern seien immer fünf bis acht Stück aus Heidenheim gekommen. Der Rest reiste teilweise aus der ganzen Welt an, um in Stuttgart ausgebildet zu werden – ein Umstand, der eindeutig auf John Crankos Wirken zurückzuführen ist. „Wenn jemand Cranko erwähnt hat, wusste man, dass damit Stuttgart gemeint ist“, erzählt Ute Kopp.

1991 übernahm Kopp die Ballettschule von Friedl Carter. Seit 33 Jahren setzt sie damit das um, was ihr in der John-Cranko-Schule beigebracht wurde. In all den Jahren haben drei von Kopps Schülern die Aufnahme an die Cranko-Schule geschafft. „Das ist heutzutage viel schwieriger als damals“, so Kopp.

Die Filmbiografie über Cranko ist in Kopps Augen so gelungen wie zutreffend: „Was der Film aussagt, ist das, was wir erlebt haben.“

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